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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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würde. Ich betete ein wenig, wie man das so tut. Aber ich weinte nicht. Wegen dieses Abschieds kamen mir keine Tränen, so weh er mir auch tat. Und vielleicht schmerzte es am meisten, daß ich keine Tränen hatte.
Der nächste Tag war feucht und kalt. Die Wolken hingen tief, blaß und geschwollen, und in der Ferne wirkten die Hügel wie Platten aus grauem Stein. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, als wir losritten, und die Erde war still. Alle Bewohner des Hofes kauerten vor der Scheune, um uns Lebewohl zu sagen. Mein Vater sattelte das dreijährige Fohlen unserer Stute, einen kleinen, zottigen grauen Wallach namens Llwyd, und dann reichte er mir die Zügel, ohne eine Bemerkung über sein Geschenk zu machen. Gawain band den größten Teil unseres Gepäcks hinter Ceincaleds Sattel fest, und dann verstellte er den Riemen, der ihm den Schild auf dem Rücken festhielt. Er hatte seinen roten Mantel wieder umgehängt, und im frühen Licht sah er so seltsam und unirdisch aus wie in jenem ersten Augenblick, als er am Fluß erschienen war. Er wandte sich meinem Vater zu.
»Ich stehe tief in deiner Schuld, Sion ap Rhys«, sagte er mit seiner weichen Stimme. »Jeder Dank, den ich dir anbieten kann, klingt seicht und nutzlos.«
Mein Vater zuckte die Achseln und kratzte sich den Bart. »Ich habe nicht mehr getan, als dir die ganz gewöhnliche Gastfreundschaft anzubieten, Herr.«
»Du hast sehr viel mehr getan als das.« Gawain zögerte, zog sein Schwert. Er ließ sich auf ein Knie in den Schnee sinken, so elegant wie ein niederstoßender Habicht. Er hielt das Schwert mit dem Heft meinem Vater entgegen. »Wenn dieses Schwert jemals dir oder den Deinen von Nutzen sein kann, Sion ap Rhys, wenn ich es dir dann verweigern sollte, dann möge der Himmel einstürzen und auf mich fallen, möge die See sich erheben und mich überfluten, möge die Erde sich auftun und mich verschlingen. Sei mein Zeuge.«
Mein Vater starrte ihn an, hob langsam die rechte Hand und legte seine Fingerspitzen auf den Rubin im Knauf des Schwertes. Die Klinge glühte, als ob irgendein strahlendes Licht von ihr reflektiert würde – aber es war kein Licht da. Dieses Bild grub sich in meine Gedanken ein, so daß es manchmal in mir aufsteigt, bei Dingen, die weder mit Gawain noch mit meinem Vater etwas zu tun haben. Der Krieger in Gold und Rot, kniend auf dem Boden, und mein Vater in seinem grauen, selbstgesponnenen Wollgewand, der den Treueschwur akzeptiert, halb beschämt, halb voller Sicherheit. Eine stolze Demut und ein demütiger Stolz, und das Schwert, in dem das Licht brennt, zwischen ihren Händen.
Dann ließ mein Vater seine Hand sinken, Gawain stand auf und steckte das Schwert in die Scheide. »Benutze es, um meinen Sohn zu schützen«, sagte mein Vater mit etwas rauher Stimme. Gawain nickte und bestieg seinen Hengst. Er richtete die Wurfspeere aus, die an der Seite des Tieres angebunden waren, und prüfte, daß sie leicht zu erreichen waren.
Ich schluckte und versuchte, meiner Familie Lebewohl zu sagen. Es kam sehr traurig heraus, und ich war froh, als ich auf mein Pferd klettern konnte. Es hatte alles zu lange gedauert, dieses Lebewohlsagen, so dachte ich. Manche Dinge sollte man so schnell wie möglich erledigen, so schnell man die Worte herausbringen kann.
Gawain verbeugte sich noch ein letztes Mal im Sattel, wendete dann Ceincaleds Kopf und ritt den Hügel hinunter, weg vom Hof. Ich gab Llwyd einen Tritt, und das Pferd fuhr zusammen, scheute und trottete hinter dem Hengst her. Ich schaute nicht zurück zu meiner Familie. Erst als wir den nächsten Hügel hinter uns hatten und das Haus nicht mehr zu sehen war, schaute ich zurück. Ich drehte mich nur lange genug um, daß ich den Anblick in mich aufnehmen konnte. Der Hang des Weidelandes, die blassen Stoppeln auf dem schneebedeckten Feld, das Grau des Waldes hinter dem Fluß, unter dem bleiernen Himmel, und die Strähnen aus Rauch, der bewegungslos in der feuchten Luft hing – Rauch, den ich schon so viele Male gesehen hatte, wenn ich von der Arbeit des Tages heimkam, heim an den Herd. Ich wandte meinen Blick auf den grauen Morgen, der vor mir lag. Gawains Mantel stand wie ein Spritzer aus Rot vor dem schweren Himmel.
»Macht sich verdammt auffällig«, murmelte ich, um die trübe Stimmung aus meinem Herzen zu vertreiben.
Der Krieger blieb stumm. Wir ritten weiter zu der alten Römerstraße, die nach Süden führt, nach Ynys Witrin, und die darüber hinaus weiterführt nach Camlann.

5
    Um die

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