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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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Rande nur, und sie schreibt, dass ich nichts als Kartoffeln esse. Dass ich mich gerne an die Zeiten erinnere, in denen es noch keine Telefone gab, als ein Mensch noch ein Mensch war, nicht nur eine Stimme – daraus wurde, dass ich nie telefonieren . Und dann schrieb sie, dass ich eine Rumänin bin, und das ist doch nun die Höhe, „Alma Lampe, Rumäniens silberne Stimme“. Ich habe Rosina beauftragt, einen Brief zu schreiben und übersetzen zu lassen. So geht es nicht. Da hilft unserer Marjorie alle Lieblichkeit nicht. Sie ist ein dummes Huhn.
    Nicht dass die anderen Schreiberlinge besser wären. Die interessiert mehr, was für ein Kleid ich trage – und von wem die Kette ist – und wo mein Mann ist –, als die Musik. Jedenfalls die meisten. Ich sprach auch mit einem reifen Herrn mit einem schönen braunen Filzh ut auf dem Kopf, der kam von einer Zeitung hier in New York (nicht di e „Times“, eine andere, ich müsste R osina nach dem Namen fragen). Es ging ums Singen, und er fragte mich, was ich von diesem und von jenem Künstler halte. Ich glaube, er wollte mich mit seiner bedächtigen Art aus der Reserve locken und prüfen, aber ich habe natürlich nichts gesagt. Ich kann keine anderen Sänger vorführen u nd kritisieren, es singt am Ende jeder mit seiner Seele. Ich wich aus und sagte – allgemein also –, dass ich die Stimmlage der Tenöre nicht besonders mag. Dass sie oft klingen wie krähende Hähne. Das druckten sie dann, dass ich alle Tenöre für krähende Hähne halte. Man sollte überhaupt nicht mehr mit ihnen sprechen , diesen Leuten, die schreiben, was sie wollen, egal was man sagt .
    Das andere, was sie druckten, war recht gut & vernünftig. Alle kl agen, dass es wenige Aufnahmen gibt und überschlagen sich mit ihren Vorstellungen, was ich als nächstes singen sollte. Einer schrieb (in einer Zeitung im Süden – Virginia?), dass ich die Modernen machen sollte, Bergs Oper (die Marie), aber das wird ni chts werden, es liegt mir nicht & ist mir völlig fremd. Es gibt noch genug anderes, das ich tun kann. Man muss singen, so lange man einen Mund hat. Ich bin ja nicht mehr jung. Aber vielleicht ist es gut & am besten, wenn man spät im Leben Erfolg hat. So geht einem das Feuer nicht zu früh aus.

 
    22. August 1966
     
    Es ist mir sehr peinlich, wie unrecht ich Mr. Hugh Stevens getan habe (dem Bank i er mit dem freundlichen Brief, kurz nach unserer Ankunft im Astoria ). Er ist ein gro ßer Verehrer von mir, aber gl ücklich verheiratet mit zwei erwachsenen Töchtern und einem Sohn, und nur an der Musik und an meinem Gesang interessiert. Sie sind sehr vermögend und baten mich, auf einem Fest zu singen (einer „Party“), das sie in ihrer Wohnung ausrichteten. Es ist eine Wohnung – ein Apartment, wie man hier sagt –, aber gewaltig, auf drei Stockwerken & liegt direkt an dem großen und schönen Park. In der untersten Etage haben sie einen Saal, und man sieht von dort das viele Grün und die Kronen der Bäume. Es gab Getränke und eine lange Anrichte mit Essen, und für die Kin der (auch unsere Kali) hatten sie extra Kekse in Tierform gekauft. Sie heißen „Barnum’s Animals“ (Barnum ist ein Zirkus hier), und es ist wie die Arche Noah – Elefanten, Na shörner, Krokodile, Giraffen, Kä ngurus, ein ganzer Zoo logischer Garten & wunderbar. Eine der S tevens-Töchter – ein liebes, warmherziges Kind – wird mir ein Paket zurechtmachen und nach Brodten schicken . Was werden sich die Kinder im Ort freuen.
    Ich sang bei Mr. & Mrs. Stevens, und mein Blick wanderte durchs Publikum, man kann schließlich nicht an die Decke oder aus dem Fenster starren. Dreißig oder vierzig Personen, würde ich sagen, vornehme Herrschaften. (Die Kinder und die drei Hunde hatten die Stevens-Mädchen in ein anderes Zimmer gebracht wg. des Lärms.) Obwohl es so hoch über der Erde war, war der Salon ein richtiger Schlosssaal. Und während ich sang – erkannte ich Lea unter den Gästen! Meine liebe Freundin Lea Dressner, von der Kälber Drift gegenüber! Ich geriet ins Stocken und verpasste einmal meinen Einsatz, und als ich fertig war mit dem Lied (eines von Canteloube), ging ich natürlich vor zu ihr, und alle folgten mir mit den Blicken, und dann fielen wir uns in die Arme , es ging nicht anders. Lea schluchzte laut & schlug sich die Hände vors Gesicht. Ich musste es erklären, den anderen Damen und Herre n, was sollten sie sonst denken? Wir hatten eine lange Pause, ich musste mich sammeln, und wieder war ein

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