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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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ist ein Mann gestorben, ein Passagier, noch keine sechzig, es muss das Herz gewesen sein. Er bekam am Morgen eine Seebestattung & die Frau stand regungslos in einem blauen Kleid daneben. Sie hatte offenbar kein schwarzes eingepackt. Einen Hund hatte sie auch, von einer winzigen Rasse, deren Namen ich vergessen habe. Er stand an einer Leine neben ihr und zitterte erbärmlich im Wind.
    Ich vermisse unseren Pharao.

 
    1 1. August 1966, New York (Donnerstag)
     
    Wie wunderbar es ist, nach New York zu kommen! Unser Schiff fuhr langsam an der Freiheitsstatute vorbei, die hier im Hafen auf einer kleinen Insel steht, grün, mit einer Fackel im Arm & sehr hoch und stolz , höher als unsere Ringkirche. Dann ging es den Hudson noch ein kleines Stück hinauf, was ihr Fluss ist. Dort legten wir an & gingen das erste Mal an Land, wo wir die Stempel in die Pässe bekamen. Es war ein Geschleppe mit dem Gepäck, a ber unser Hotel hatte zwei schwarze Männer mit Karren geschickt, für uns und mehrere andere Passagiere, die sich sehr freundlich um alles kümmerten. Ich sah zum ersten Mal das Empire-State-Hochhaus, es ist das höchste der Welt & majestätisch . Es ist höher , als ich Dir beschreiben kann. Als wir uns im Gänsemarsch durch die vielen, vielen Menschen schlängelten und aus dem Hafengebäude kamen, war große Aufregung. Stell Dir vor, dort standen Leute und riefen meinen Vornamen! „Alma! Alma!“, so ging es in einem fort, und sie riefen uns einiges auf Englisch zu, das ich nicht verstand, und machten Fotos mit Blitzgeräten . Du lieber Gott, sagte Rosina, und dann wedelte sie mit beiden Hä nden, als würde sie Spinnweben wegputze n, und meinte wohl, damit sei die Sache erledigt und die Leute würden gehen. Sie kann zu putzig sein. (Sie fragte im Taxi, ob New York noch größer sei als Hamburg – weil sie immer gedacht hatte, dass Hamburg die größte Stadt der Welt wäre. Dabei ist es nur der größte Hafen.)
    Regina (Frau Wilson) und Hans-Joachim Siedenhans hatte n uns beide das Wa ldorf-Astoria empfohlen, und es ist sicher eine gute Wahl gewesen. Wir haben wieder mehr Platz als auf dem Schiff, und ich bin froh, nun ohne Minna schlafen zu können, die furchtbar sch narcht . Sie hat ein eigenes Zimmer. Kali und Rosina teilen wieder. Sie mögen sich, und so ist das Kind nicht allein. Wunderbare Orchideen haben sie hier, weiß und gelb , wie Märchenblumen.
    Ich fand zwei Briefe vor, einen von einem Mr. Hugh Stevens, einem V erehrer, der sicher nicht weiß , dass ich verheiratet bin. Er ist aus dem Bankgewerbe. Der zweite war von Herrn Dumberton, einem Bekannten von Siedenhans, der schrieb, dass mich wiederum ein anderer Bekannter, ein Dr. Perlman, unbedingt kennenlernen müsste. Dr. Perlman hat ein Musikstudio und will, dass ich eine Plattenaufnahme mache. Ich glaube nicht, dass ich es tun werde. Wir werden sehen. Übermorgen essen wir alle gemeinsam im Hotel zu Mittag, meine Frauen und die beiden Herren.
    Minna ist wieder mürrisch. Sie mag es nicht, wenn sie zurücksteht & ich fürchte, sie neidet mir den Erfolg etwas und die Bekanntheit, die ich habe (selbst hier, in diesem fernen Erdteil) . Wie sagt der Prediger Salomon: Das Ohr der Eifersucht hört alles.
    Am Nachmittag sind wir zu Fuß zum Empire-State-Hochhaus gegangen und mit dem Fahrstuhl hinaufgefahren. Wir mussten zweimal den „Lift“ wechseln, so hoch war es. Als wir oben standen, war die Welt so klein, wie Gott sie sehen muss.

 
    13. August 1966, New York
     
    Die Begegnung mit Herrn Dumberton und Herrn Dr. Perlman war wunderbar & kurzweilig. Sie sind zwei Gentlemen vom alten Schlag. Dr. Perlman spricht blendend deutsch und übersetzte fließend. Wir aßen Steak und Salat und tranken Rotwein und die Herren auch Whisk e y. Dr. Perlman machte ein Angebot. Es ist sehr viel Geld, und es war mir sehr unangenehm, weil doch Rosina, Minna und Kali mit am Tisch saßen und alles hören konnten. Die Menschen sind hier indiskret, was Geld angeht, und haben überhaupt keine Scheu, in aller Öffentlichkeit darüber zu reden, am besten noch, wenn die Kellner und Bediensteten daneben stehen.
    Beide Herren kamen auch am Abend, als ich das erste Mal sang. Es war in einer Halle in einem prächtigen Stadthaus , vor ungefähr 150 Gästen, die anschließend alle von den Gastgebern, einem Ehepaar Wreston, bewirtet wurden. ( Meine Freundin Regina hatte mir einen dicken Briefumschlag mit einigen Empfehlungsschreiben mit auf die Reise gegeben. Sie und ihr Mann sind hier

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