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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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Büchern saß, und gab sich keine Mühe, leise zu sein.
    Er wollte aufstehen, um sie nach unten zu schicken, Ruhe zu haben, als es gelb in seinem Kopf zu leuchten begann, hinter beiden Aug en, grell, ein Schmerz hinten , als hätte ihm jemand mit einem Hammer den Schädel eingeschlagen. Er merkte, wie ihm das schwere Buch mit den Kopien des Schiffsregisters aus den Händen glitt und auf den Boden fiel, wo mehrere Seiten zerknickten. Es war nicht gut, er hasste Unordnung , erst recht in Dokumenten. Es kam ihm vor, als wäre seine Zunge ein e dicke Wurst, am Gaumen festgeklebt.
    Wo war er? Was war mit ihm – was…
    Wie komisch, dachte er, er könnte schwören, er hätte die Zimmerdecke vor sich, es musste etwas passiert sein, das war der weiße Stuck, den er nach dem Krieg hatte ausbessern lassen, Seerosen, Lilien, alle Armlang eine Libelle aus Gips . Das Harte musste der Boden sein, unter ihm, im Büro, in seinem Haus. Er sah schlecht, links alles rot, versch wommen, rechts der große Zinn übertopf des Gummibaums, er stand im Weg. Warum konnte er nicht sehen, was er wollte? Wie peinlich, er musste gleichzeitig rülpsen und pupsen, er hatte einen widerlichen, seifigen Geschmack auf der Zunge , wie Waschlauge. Wer machte dieses Geräusch, dieses Geröchel? Nasses kam aus seinem Mund, lief über seine Wange und tropfte auf den Teppich. Konrad versuchte , die Arme zu heben, aber es gelang ihm nicht, sie waren kalt, wie Wasser. Hinten drü ckte etwas in seinem Kopf, so was, dachte er, wie es drückte. Wohl der Sturz?
    Er hörte Rosinas forsche Schritte beim Arbeiten, spürte das Federn der Holzdielen, sie ging schnell, ums Bett herum, zum Fenster, genug gelüftet, sie schloss es klappernd. Er rief nach ihr. Nein, er wollte sie rufen, aber nichts bewegte sich in seinem Mund, Zunge, Lippen, alles untauglich, da regte sich ni chts, redete nichts, kein Wort. Nur die Zähne schlugen aufeinander, aber das kam nicht von ihm, er hatte nichts damit zu tun. Er spürte etwas im Mund, einen dicken Klumpen – wo der nun her war? Nach Blut schmeckte er, war er denn verletzt? Jetzt könnte Rosina mal kommen, vielleicht brauchte er Hilfe. Was macht e sie so lange an seinem Bett?
    Als sie die Tür öffnete, ein Staubtuch und eine Vase mit frischen Margeriten auf einem Tablett, war Konrad Lampe bereits tot.
     
    „Vorbei ist vorbei“, sagte Minna, als sie ankamen, so laut, dass die bei den Vorzimmerdamen es hör ten und sich kurz ansahen . Alma, in schwarz, war es unangenehm. Sie tippte ihrer Schwester mit den Fingerspitzen an den Arm.
    „Kaffee oder Tee, meine Damen?“, fragte der Notar, ein Herr Bauenthin , in seinem Besprechungszimmer . „Haben Sie es gleich gefunden? Die Allee ist ja bekannt bei uns in Altona. Die beiden Herren nehmen sich bit te selbst, seien Sie so gut. Gebäck vielleicht? “
    Sie saßen zu fünft an einem langen Biedermeier-Tisch, Bauenthin auf einer Seite, zwei schwarze Mappe n und ein rotes Ge setzbuch vor seinen manikürten, weißen Händen, die anderen ihm gegenüber. Er vergewisserte sich, dass sie vollzählig waren, und bat Rosina, Willi Krause und Fleischmann, mehrere Jahre älter als Konrad, um ihre Ausweise. Minna saß im Vorzimmer, wo die Sekretärinnen sie neugierig beobachteten. Die Schwester von der Lampe, sagte der Blick der einen. Hatten die nicht viel Geld, fragte n die Augenbrauen der anderen, ein Vermögen? Die Schwester von der ?
    „I ch bin eigentlich immer eine Kaffeetante gewesen“, sagte Rosina im Zimmer. „Ein Schüsschen Dosenmilch vielleicht, wenn es keine Umstände macht .“
    „Gut, alle versorgt, d ann können wir wohl?“, fr agte Bauenthin und sah zugleich erwartungs- und würdevoll in die Runde. Er strahlte Ruhe und Kompetenz aus.
    Rosina und Krause bekam en Geld, runde Summen, höhere Beträge , als Alma für möglich gehalten hätte, aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie holte ihre Lesebrille aus der Handtasche und putzte sie langsam mit einem Tuch.
    „Alles andere geht, wie Sie sicher wissen, an Herrn Lampes Ehefrau, Frau Alma Lampe , verwitwete Kraft, geborene… hier … Freier, geboren am 6. Februar 1918 in Leipzig, Rumänien.“
    Herr Fleischmann, der im dunklen Anzug auf seinem Stuhl saß, ohne sich anzulehnen, sah zu ihr hin.
    „… die Anlagen im Hafen natürlich “, sagte Bauenthin, „ das Kontor, die Büros, Lager, Herr Fleischmann wird das zu gegebener Zeit mit ihnen… jetzt die Liste der Frachtsc hiffe, sechs an der Zahl, aber mit Lasten

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