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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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vor.“
    „Das da sieht wie der Hauptplatz aus. Huch, ist das Haus hässlich. Das blaue vorne. Das sind Kacheln außen an der Wand.“
    „Nein“, sagt Alma, „das ist es nicht. Wo das blaue Haus steht, müsste die Kirche sein, und wir haben im Dorf nicht solche Gräben links und rechts. Da ist nur der Breite Weg. Breit und völlig eben.“
    „E s hat sich wohl etwas verändert, Frau Lampe. Nehme ich an.“
    „Lassen Sie uns eine kurze Pause machen, wenn wir schon hier sind. Dass wir uns die Beine vertreten.“
    „Das ist der Breite Weg“, sagt Minna. „Da.“
    „Ach, Minna…“
    „Doch. Gl aub mir doch. Da wo die Bäume stehen . Linden. Die Akazien sind wohl nicht mehr. Müssen sie weggemacht haben .“
    „Das ist nicht der Breite Weg. Das sind Gräben mit einem Trampelpfad dazwischen .“
    „Wo der Bauer runterfährt. Ja. Schau, bei jeder Hofeinfahrt haben sie eine Brücke gebaut. Jedem seine eigene. Den ganzen Weg runter. Und die Gänse und Küken... “
    „Das Wasser sieht widerlich aus.“ Kali öffnet die Tür, springt aus dem Wagen und streckt die Arme aus. „Hl l. Da schwimmt was Totes drin . Sieht aus wie ein Frosch oder eine Kröte. “
    „Warten Sie, ich helfe Ihnen, Frau Lampe“, sagt Krause. Er stellt den Motor ab und steigt aus. Alma kurbelt das Fenster herunter.
    „Nun schaut euch das an“, ruft Georg von hinten. Er kommt mit seinem Gehstock vor zu Alma und Minna. „Man glaubt es nicht. Das ist unser Ring.“
    „Wo?“, fragt Alma.
    „Hier vorn. Wir stehen fast drauf. Hier w ar… – wart einmal, hier war… nein … das muss etwas hinterm Chaim gewesen sein hier.“
    Alma steigt aus.
    „Na, Mutter?“, sagt Theo freundlich. „Aufgeregt?“
    „Oh Gott.“
    „Wahrscheinlich kaum wiederzuerkennen, hmm?“
    „Wo ist die Kirche? Da ist keine Kirche. Die Kirche fehlt. “
    „Na ja. Wo soll sie sein?“
    „Und da, wo unsere Schule war…“
    „Das da? Das rote Gebäude? “
    „ Die müssen sie neu gebaut haben“, sagt Georg. „Nach dem Krieg. – Die Kirche ist weg. Kul-tur-zen-trum“, liest er. „O ben im Giebel steht e s. Sollt e man nicht meinen, dass sie in so etwas Kultur haben . Blaue Kacheln wie in der Waschküche... S ieht mehr aus wie ein e Werkstatt . Dass sie die ganzen Rostlauben einfach davor liegenlassen ... Die k ann man doch wegräumen. Dirty Dancing . Aha. Machen sie das nun auch noch da? Wie steht es um die Menschheit.“
    „Das ist ein Film“, sagt Kali. „ Dirty Dancing . Aus Amerika.“
    „Ah so. Kenne ich gar nicht.“
    „Mehr für j unge Leute. Ist auch nicht neu.“
    „Uralt“; sagt Theo. „Etw as für Teenies. Na kommt, dann gehen wir einfach hier den Weg hoch. Das ist... “
    „Steil ist es“, sagt Kali. „Wo kommt man da hin?“
    „Da hinten ist der Bahndamm“, sagt Georg.
    „Lenin“, sagt Kali.
    „Was ?“ , fragt Alma.
    „Auf dem Sockel dort, am Ende der Straße“, sagt Georg. „Das war wohl ein Denkmal. Halt, ich korrigiere: ist ein Denkmal. Und diese Wiese, das muss der Friedhof sein, wo unsere Mutter begraben liegt. Bei den Birken. “
    „Wo sind denn die Grabsteine?“, fragt Kali. „Wenn hier Leute begraben sind?“
    „Das weiß ich auch nicht. Werden sie weggemacht haben. Mit Raupen.“
    „So was.“
    „Hier liegt irgendwo deine Großmutter, Kali. Christine Freier.“
    „Ach. Hinten hat vielleicht Lobgott gewohnt“, sagt Alma , als sie zum Ring zurückkommt . „ An der Stelle. Neben der Schul e. Da habe ich immer gesungen f rüher.“
    „Sollen wir die Kinder wecken, Mutter? Wenn wir eine Weile hier bleiben…?“
    „Nein, nein… oder doch. Warte noch.“
    „… ist Dachpappe“, sagt Georg. Warum die keine vernünftigen Ziegeln nehmen, weiß der Himmel. Dachpappe! So kann man in der Hitze nicht leben…“
    „… Fenster sind schön blau…“, sagt Kali. „Wie in Griechenland.“
    „So?“
    „Sind das Schnaken?“, fragt Theo. „Was sind das für Viecher, die hier rumfliegen?“
    „Sieht so aus.“
    „Sind die riesig.“
    „Was machen wir, Schwester?“, fragt Georg.
    Alma sieht auf ihre Armbanduhr.
    „Kurz nach zwei“, sagt Theo.
    „Holt mich mal einer aus dem Auto!?“, ruft Minna.
    „Und wo ist euer ‘ aus gewesen?“, fragt Véronique, die plötzlich neben ihr steht.
    „Da runter“, sagt Georg. „Immer den Weg entlang, also den, hah…! Graben. Zwei Kilometer ungefähr. Dann kommst du an die Kälber Drift. “
    „Oh, so weit noch?“
    „Dieses Hotel, Mutter – sag noch mal, wo das

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