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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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    „ Guck en kostet nichts.“
    „Die Pferde sind alle krank“, sagt er, als sie das untere Ende des Hintergartens e rreicht haben und zwei Wagen an ihnen vorbeifahren. Die Arbeiter nicken ihnen zu.
    „Da hinten kommt dein Sohn angelaufen “, sagt Minna. „Einer von denen.“
    „Du meine… Egbert.“
    Egbert joggt am Bahndamm in einer weit geschnittenen, kurzen, roten Baumwollhose entlang, den Discman in der Hand, Kopfhörer auf den Ohren , schwarze Haare an den Beinen . Er winkt ihnen mit einer Hand zu, ohne anzuhalten.
    „Wie der schwitzt“, sagt Minna.
    Als er die Pferdewagen überholt, sehen die Arbeiter ihm regungslos nach .
    „Hinten steht ein Trecker“, sagt Georg. „Ganz verrost et. Wartet mal.“ Er geht durch hohes Gras, zwischen Obstb äumen hindurch, zu alt, um Früchte zu tragen , aber noch am Leben . Er winkt ihnen zu.
    „Das ist der Lanz!“, ruft er, eine Hand am Mund. „Vom Giese der Bulldog. Hat einen Baum im Lenkrad. Eine Robinie, schief und krumm, die ist da einfach durchgewachsen. Und die Reifen sind weg. Alle vier .“
     
    Am späten Nachmitt ag des nächsten Tages fahren sie mit zwei Wagen am Fluss entlang . Der Kogäln ik, das Wasser gelbbraun, ist ausgehoben und begradigt worden.
    „Ich glaub e nicht, dass da noch et was drin lebt“, sagt Kali. „Eine Brühe.“
    „Nach Tarutino hin gibt es eine Anlegestelle“, sagt Georg. „Für Schif fe. Also kleine Schiffe. K ähne oder was. Draguschek sagt, sie kommen damit jetzt bis runter ans Meer.“
    „Sag bloß“, sagt Lilli.
    „Das Schilf ist alles weg beim Teich “, sagt Alma. „Auf der anderen Seite. Wo die Böschung war mit den Fröschen und den Vögeln.“
    „Störche hab e ich aber gesehen“, sagt Georg. „Viele. Die ha ben sie noch – s ind wohl nicht totzukriegen. Aber im Winter fliegen sie weg. Nach Afrika. “
    „Warum haben sie da die ganzen Reifen aufgestapelt?“, fragt Kali.
    „Du fragst mich Sachen... “, sagt Georg.
    „ Hier seid ihr geschwommen?“
    „Im Sommer, jeden Sonntag, weiter unten, wo der Teich ist. Bis die Mücken kamen. Aber da war zu unserer Zeit ein bisschen weicher Sand am Ufer. Grauer, weicher Sand. Und das Wasser stand viel höher. “
    „Und wo ist euer Baschtan? Dieser Gemüsegarten, von dem ihr immer redet?“
    „Oben. Oben auf einem der Hügel.“
    „Fahren wir noch hin?“
    „Nicht mehr heute“, sagt Alma. „Es war ein langer Tag. Morgen vielleicht, so Gott will.“
     
    Am Abend sitzen sie gemeinsam bei Draguschek, der fünf Hü hner geschlachtet hat, sehnige Glucken. Kali isst gekochte Kartoffeln und eingelegte Dillgurken , ein halbes Glas . Petrus bekommt geschnittene Würste und einen Hühnerknochen, den er nicht anrührt . Meg und Kat hy wischen ihr Besteck unter der Tisch platte mit Desinfektionstüchern ab. Zum Nachtisch gibt es Erdbeereis, das Draguscheks Frau selbst gemacht hat, mit Pfirsichhälften und Anan asscheiben aus der Dose. Tobias und Anna trinken gelbe Brause , die Erwachsenen Bier und moldawischen Rotwein .
    Alma geht früh zu Bett. Sie hat ein Zimmer für sich, die Wolldecke über dem weißen Laken kratzt. Sie liegt wach, hört einen Hund auf der Straße bellen, bis in die Nacht, er muss krank im Kopf sein, denkt sie, er bellt immer dasselbe, ohne dass ein anderer antworten würde. Wenn e in Lkw vom Bahnhof kommt, klirren die Fensterscheibe n in ihren Rahmen.
    Sie ist müde, aber sie ka nn nicht einschlafen. Sie summt im Liegen, Lieder von früher. Schließlich macht sie das Licht wieder an, nimmt die Bibel und beginnt zu lesen.
    Es wäre gut, denkt sie, wenn es von alleine ginge. Ohne dass man etwas tun müsste.
    Auf dem Gang hört sie Georg und Lilli flüstern.
     
    Theo will das Fußball -Länderspiel sehen, Deutschland – Polen, abends um neun . Tagsüber sucht er in einem der Geschäfte am Ring einen Fernseher mit Satellitenanschluss. Er findet eine n Lebensmittelladen mit einem Bar raum, in dem drei Männer Karten spiele n und Schnaps trinken . Über ihnen an der Decke hängt ein Gerät. Der Ton ist ausgestellt.
    Sie essen früh zu Abend, wieder bei den Draguscheks, damit Theo es bis zum Anpfiff schafft. Er nimmt Georg s Söhne mit. S ie sollen Europa kennenlernen , sagt er .
    Alma hat Wein getrunken, mehr als ihr gut tut, aber er soll ihr an diesem Tag nicht gut tun. Sie fühlt sich zugleich beklemmt und befreit – jetzt, wo ihr Beschluss festst eht und sie sich nicht mehr um die Zukunft sorgen muss, um Schmerzen, Kinder, die mürrische

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