Braeutigame
fetten Entenhaut her kommen .“
„Der ist erst vierzehn. Lass den mal achtzehn sein, dann geht der auch nicht mehr wegen Speis und Trank zum Blodern. Siehst doch, wie frech Georg geworden ist auf der Schule in Anschakrak . Das ist bei den Jungen so. Erst wer den sie frech, und dann braucht e s nur noch einen Sommer, und sie fangen an, allen Mädchen hinterherzupfeifen und ihnen nachzulaufen.“
Minna lachte. „Ins Gesicht schlagen würd e ich dem, wenn der zu mir käme.“
„Wieso? Georg ist doch gut geraten. Wenn dem eine eine Backpfeife geben will, wird sie schon sehen, was sie davon hat. Und wenn wir drei einmal weg sind vom Hof, dann ist da nur noch Lilli, um nach Vater zu schauen. Oma Mathilde natürlich auch und die Kleinen. Aber Lilli ist noch viel zu jung, und Oma ist alt, die schläft heut e schon im Sessel ein, wenn sie sich kurz hinsetzt, und buttern tut sie gar nicht mehr, weil es ihr in den Ellenbogen zwackt und sie nicht mehr lange stehen mag, und das Vieh ist ihr egal geworden, da können die Kühe brüllen im Stall, die geht nicht und melkt sie. Siehst ja, dass Hedwig das immer machen muss oder Mischka . Da wäre es gut, wenn Vater sich eine neue Frau nimmt. Eine jüngere, die auch den Hof machen kann.“
„Ich stell mir das nur sonderbar vor, wenn… –“
„Wenn was?“
„Die bräucht e auch ein Zimmer im Haus, meinst du nicht? Wie soll das gehen? Die Zimmer be i uns sind doch alle voll – nein, Alma…“
„Wart e mal, Minna, ich muss kurz wegtreten.“ Sie setzte sich auf und schüttelte auf den Knien den Dreck aus ihrer Schürze. „Hast du gesehe n, wo s ie ihren Abort haben? Ist der im Hof oder hintendurch? “
„Im Hof hab e ich keinen gesehen . Das muss hinten sein. Frag Frau Trautmann, d ie ist sicher in der Sommerküche am Machen… Musst aber aufp assen. Wenn Ratten unterm Balken sind , si nd da vielleicht auch Schlangen.“
„Du redest… Doch nicht nachts... “
Minna gähnte. „Ratten schon.“
„Wirst du schon müd e ? So früh?“
„Du weißt doch, wie lang der Tag gewesen ist.“
„Aber so eine Klak ist nicht alle Tage. Dass du da müde werden magst… Sing mit, dann geht die Schläfrigkeit wieder weg. Ich will noch etwas bleiben, hörst du ? Und wir sollen zusammen heim. Jetzt geh ich aber mal das Häuschen suchen.“
Sie besah ihre Hände, die grau vom Lehmboden und vom Staub in den Maisblättern waren, und ging durch das Scheunentor in den Hof. Auf der gegenüber liegenden Seite sah sie Emmi Trautmann und ein Mädchen, das sie nicht kannte, im Halbdunkel der Sommerküche sitzen .
Alma ging an den Hofbrunnen. Sie ließ Wasser über ihre Hände laufen und kratzte den Dreck unter den Fingernägeln weg.
„Hintendurch g leich links“, sagte Emmi Trautmann, die sie nach dem Weg fragte. „Geh am Stall vorbei, und dahinter. Musst mal sehen, ob viell eicht gerade jemand drauf ist. Es s ind so viele von euch jungen Leuten hier, dass ich nicht mehr weiß, wer in der Scheune ist und wer nicht.“
Der Nuschnik war besetzt – die Holztür, die oben und unten einen großen Spalt zur Belüftung frei ließ, war von innen verriegel t.
„Warten“, rief ein Junge von innen. Sie er kannte die Stimme nicht.
Alma war es peinlich, jemanden beim Geschäft überrascht zu haben. Sie wollte nicht am Nuschnik bleiben und ging in den hinteren Teil des Gartens, der in einem schmalen Streifen in die Dunkelheit lief. Die Kronen der Obstbäume setzten sich vom Nachthimmel ab. Zwischen den Blättern und Zweigen sah sie Sterne und den Halbmond. Sie spürte eine warme Brise im Gesicht – es musste der Nordost sein, der im Herbst aus der Ukraine kam. Sie konnte das Singen und Spielen in der Scheune bis hierher hören, das Gröhlen und Lachen der übermütigen Jungen.
Alma zog ihr Tuch fester um die Schultern, verknotete es vor ihrer Brust und ging wippend an den Apfelbaumreihen entlang, um nicht ans Müssen zu denken. Sie drehte sich u m und sah den Nuschnik, dessen Schrägdach sich dunkel vor dem Hoflicht absetzte. Sie würde Schritte und die schlagende Holztür hören, wenn er frei wurde.
Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Sie bückte sich und ging unter den Ästen der Apfelbäu me hindurch an die Zaunseite des Gartens , an der Obststräucher standen. Vor einem Johannisbeerbusch hockte sie sich hin und suchte mit den Fingern nach Früchten , die in den milden Septemberwochen nachgereift waren.
Unter einem Baum knackte ein Ast. Alma schnellte hoch, drehte sich
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