Braeutigame
hielt ein Beil in der rechten Hand und drückte mit der linken den Schnabel der Gans zu, um nicht gezwickt zu werden. Sie zog den Kopf auf den Holzblock herunter , holte sofort mit der Schlachtaxt aus und trennte ihn mit zwei schnellen , gezielten Schlägen ab. „Siehst“, sagte sie. „Nun hast du Viech wenigstens deine Ruh e .“
„Nimm dich in Acht, Walburga“, sagte Frau Dressner, zog die Gans an den Füßen nach oben und ließ das Blut in den Schnee laufen. „Halt den Hals und die Flügel weiter hoch, Hedwig, bis das Blut alles raus ist. Ist das ein schweres Biest, du meine Güte… Habt ihr ordentlich genudelt, was, Herr Freier? – Wart e , wir hängen die gleich hoch an den Balken, das halten meine A rme nicht aus, wenn ich die heb en muss. Reich mir mal die Schlinge. So…“
„Ich hol e die nächste“, sagte Walburga Giese, „dass wir vorankommen.“ Sie ging in die Mitte des Hofs, wo der Flock beim Brunnen wartete. Die Gänse reckten die Hälse, als sie durch den knirschenden Schnee auf sie zukam, und hie ben mit den Schnäbeln nach ihr.
„Das nützt euch gar nichts“, murmel te sie und sch nitt mit einem Messer das Flachstau am Hals der ersten Gans durch. Sie zog den Voge l zum Schardach , ohne sich vom Gezeter aufhalten zu lassen . Elwira Dressner spülte die K linge der Axt im Schweinekomm .
Um sich Abwechslung zu verschaffen, schlachtete Wladi die Enten auf verschiedene Weise n . Einigen brach er im Gehen, noch bevor er ihnen auf dem Block den Kopf abgeschlagen hatte, mit beiden Händen den Hals, indem er ihnen den Schnabel nach hinten drehte. Die Mädchen, die die Vögel zum Federn, Abfeuern und Ausnehmen in die Sommerküche holten, ekelten sich vor dem knirschenden Geräusch. Andere E nten steckte er zwischen seine Oberschenkel, damit sie nicht mit den Flügeln schlagen konnten. Dann drückte er ihnen mit de r linken Hand den Schnabel gegen die Kehle und setzte sein Messer hinten an den Kopf – an die Stelle, wo der Schädel auf den obersten Halswirbel traf. Er steckte ihnen die Spitze der Klinge so schnell in s Genick, dass man es kaum sah; ein Tropfen Blut und das plötzliche Zusammensacken der Vögel, deren weiße Hälse erschlafften und nach vorne sanken . Manchmal, wenn Wladi die Wirbel nicht vollständig durchtrennt hatte, lief eine Ente fünf oder s echs Schritte, orientierungslos taumelnd, mit nach vorne hängendem Kopf, die Augen auf dem Bode n, bevor sie im Schnee zusammensackte, den Hals sinken ließ und Ruhe über den K örper kam. Wladi grinste , wenn die sterbenden Vögel von ihm for tliefen und mit ihren Flügeln durch den Schnee ruderten.
Danach ging es schnell. Wladi griff die toten Vögel an den Füßen, legte sie auf den Block und hackte ihnen Füße, Flügelspitzen und Kopf ab. Er warf das Kleinzeug in den Resteeimer, in dem auch Herzen, Mägen, Lebern und das entfleischte Gerippe der Enten landeten. Am nächsten Tag würde Oma Mathilde aus Backpflaumen und Enten- und Gä nseklein eine Suppe kochen .
Wladi stand schwitzend im Hof. Am Oberleib trug er nur noch das blutige Hemd, das ihm hinten aus dem Hosenbund hing. Seine Arbeitsweste hatte er ausgezogen und über einen Stuhl gehängt. Ihm lief in der Rückenmitte Schweiß in den Hosenbund. Die Sonne stand höher am Himmel, es war inzwischen nach zehn. Das zweite Schwein, ein junger Eber, hing tropfend unterm Schardach und wurde von Wladi aufgebrochen. Den prall gefüllten Magen, Herz und Leber legte er in eine Wanne und reichte sie Alma. Dann zog er langsam den Darm aus der Bauchhöhle – er musste vorsichtig sein, damit e r ihn nicht verletz te und Dreck herausquoll. Als die Innereien ausgelöst waren, steckte Wladi sein Messer in die Lederscheide an seinem Gürtel, hob das schwere Beil auf, holte mit beiden Händen aus und begann, den Eber der Länge nach durchzuhacken. Er schnitt die fetten Kehlbraten aus dem Hals, trennte die Kopfhälften ab, löste die Vorderbeine aus un d machte sich schließlich an die Bauchlappen , die in die Räucherkammer gingen .
Frau Dressner und Frau Giese saßen mit Irma Schilling auf einer Bank in der Küche und rupften mit den Freier- und Giese- Töchtern, Hedwig und der Witwe Stelter, die ihnen gegenüber auf Stühlen und Hockern saßen, die Gänse und Enten. Die Mädchen hatten sich alte Mehlsäcke zwischen die Beine gehängt, in denen sie die weißen Federn sammelten (eine einfache, aber ermüdende Aufgabe), während die älteren Frauen anschließend die Daunen auf Brust
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