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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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mehr wert, und dann kamen die Arbeitslosen. Aber nu n ist alles wieder gut. Man darf nicht d a ran denken, wie sie unser Land hier zu Grunde richten. Wie viele Regierungen ha ben sie nun gehabt? Drei oder vier in einem einzigen Jahr? Es ist ein Elend mit diesen Rumänen. Wenn es an Disziplin und Pflichtbewusstsein mangelt, ist der Untergang nicht mehr weit .“
    „Nur dass sich von den Deutschländern keiner mehr traut, den Mund aufzumachen“, sagte Frau Dressner.
    „Wer traut sich nicht?“
    „Im Reich, Irmchen. Ist nicht so, dass Herr Hitler sich nur Freunde machen tät e .“
    „Nicht?“
    „Nein.“
    „ Was meinst du? A uf wen soll der Mann nicht gut zu sprechen sein?“
    „Puh, auf viele. Die Sozialdemokraten, die Kommunisten…“
    „Geh mir ab – dies ganze linke Pack . Das braucht man wie die Krätze ! Du siehst doch, wie es bei den Russen geht... “
    „Die Juden .. .“
    „Hm? “
    „Hast du nicht gehört, dass sie die Synagogen angezündet haben?“
    „Schon , aber die Juden… Ich weiß, wie e s ist mit den Hebräern , Elwira, und ich hab e nichts gegen die, siehst doch, wie’s hier geht bei uns, da macht es keinen Unterschied. Da stehen wir nebeneinander, Freundin und Freundin, und du federst mir die Gans, und ich feder dir die nächste.“
    Elwira wischte sich ihre mit Daunen verkleb ten Finger an d er Schürze ab und sah sie skeptisch an.
    „Aber du musst doch zugeben, dass die Juden immer nur klagen können“, sagte Irma Schilling. „Die haben immer schon geklagt, und nun klagen und heulen sie wieder. Ganz egal, ob e s beim Hitler ist oder ob e s bei uns ist unter den Rumänen. Und ein paar von denen sind vom Stamme Nimm. Nicht ihr... Aber viele von denen. Ist ja bekannt.“
    „Die Läden im Reich haben sie gestürmt “, sagte Elwira . „ Verprügelt und totgeschlagen haben sie sie.“
    „Blödsinn“, sagte   Frau Schilling.
    „In Breslau haben sie welche totgeschla gen und andernorts auch. Da ist e s nicht anders als in der Ukraine. Si e sperren sie in die Synagogen und zünden sie an. Wie die Vandalen .“
    „Das ganze Gerede .. . Das glaub e ich alles nicht. Gezetert und geschr ien wird immer, wenn einmal aufg eräumt wird. Warum sollten Deutsche die Juden schlagen?“
    Elwira Dressner seufzte. „Du redest, wo du nichts von verstehst, Irma “, sagte sie. „Hier Alma, nimm die Ente zum Feuern.“
    „Wer, ich ...? – I ch soll von was reden und nichts davon versteh e n? G eh mir ab, sei doch nicht immer so empfindlich. Die Juden hier, die Juden da – Mensch, Elwira, hab dich nicht so. Ist doch nicht so, als würd e st du dreimal am Tag den Herrn Jehova anbeten.“
    Elwira sah sie an. „Was du alles weißt, Irma…“
    „W eiß ich auch! Und Lobgott sieht e s genauso. Lobgott ist klug. Gelehrt. Wenn der Herrn Hitler für einen weisen Mann hält, dann kann das so falsch nicht sein.“
    „Wenn der klug ist, bin ich Königin von Großrumänien“, sagte Elwira Dressner.
    „Nu n wollen wir nicht lästerlich werden, Liebes. Unser Küsterlehrer ist ein anständiges Mannsbild.“
    Elwira seufzte. „Mannsbild...“, sagte sie spöttisch.
    „Und dass du immer die Empfindliche spielen musst, das gefällt mir schon lange nicht. Musst da ja nicht leben im Reich. Sei dankbar, dass ihr hier einen schönen Platz gefunden habt und die Pferde züchten könnt.“
    „Dankbar!?“ Elwira lachte höhnisch. „Für was denn? Das wir hier kein Land haben dürfen? Dass wir romanisiert werden – ob als Deutsche oder als Juden ist doch egal… Du wirst dich noch wundern, wie e s gehen wird mit deinem Herrn Hitler, Irmchen.“
    „Gut wird es gehen. Da mach e ich mir keine Sorgen , ist überhaupt keine Zeit dafür . Ein bisschen Zucht und Ordnung im Land, das hat noch keinem Volk geschadet. Zwingt dich doch keiner, ins Reich zu ziehen. Und nu n schau dir an, was die Rumänen hier machen. Die kriegen nicht einmal das Bahngleis ausgewechselt, s eit – wie lange versuchen die e s schon…? Fünfzehn Jahre oder was… oder noch länger! Und nichts tut sich. Die Nationalisten palavern nur und palavern und palavern. In Bukarest, da herrschen vielleicht Zucht und Ordnung. Aber hier – im Budschak? In den Hügeln?“
    „Siehst doch, wie e s in der Schule ist“, sagte Elwira. „Nur noch beim Lobgott wird deutsch geredet , sonst nur rumänisch. Und du sagst , dass sich bei den Nationalisten nichts ändern würde .“
    „Die Gleise sind immer noch die alten.“
    „Du mit deinen Gleisen. Die

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