Braeutigame
schön, schön!“ Er war zufrieden, dass sie zeitig kamen, sich nicht drückten, und er freute sich, Walburga Giese zu sehen. Er mochte sie – sie hatte, obwohl ihr Mann Emil ein sturer Kerl war und nie auf sie hörte, ihren eigenen Willen und Hartnäckigkeit in sich. Er hatte aus Erzählungen gehört, wie sie ih re n Mann nach Margas Leich keifend vom Dach des Popschakorbs geholt hatte. Das gefiel ihm; sie hatte eine gute , wahrhaftige Art.
„Wo habt ihr die Gänse?“, fragte Elwira Dressner. Sie zog sich ihre wollenen Handschuhe aus. „Mit d en Schweinen will ich nichts zu tun haben, die sind mir zu schwer und zu dreckig . Ich mache nur die Gänse und En ten. Weißt ja, Freier. Ich rupfe am liebsten. Bei denen kann ich nichts falsch machen.“
„Du wirst dich heute nicht langweilen“, sagte Freier.
Freier und Mischka, hinter dem Jakob aufgeregt in einer dicken Strickjac ke durch den Schnee tänzelte, holt en das erste Schwein nebenan bei der Witwe St elter ab . Mischka zog es am Halsstrick, während Freier das Hinterteil der Sau mit einem Stecken traktierte und Frau Stelter das Tier von der Seite anschrie. Die Sau hieß Rosamund und wehrte sich, laut grunzend, mit aller Kraft. Als sie durch das Tor in den Hof kamen, zerrte sie so heftig am Strick, das s Freier ausrutschte und d urch den Schnee gezogen wurde, bevor Mischka hinterhergelaufen kam, sich auf Rosamund s Schultern warf und sie zu Fall b rachte. Das Schwein begann zu quieken.
Sie zogen Rosamund Schritt für Schritt unters Schardach vor den Komm, den Alma und Hedwig zur Hälfe mit kochend heißem , in der Kälte dampfendem Salzwasser gefüllt hatten.
„So, komm, Mischka“, sag te Freier, „jetzt… hier habe ich da s große Messer. L ass uns nicht lang e Fisimatenten machen und bind e dem Tier die Beine zusamme n… So… und das Gleiche vorne… halt die Schnauze , du, was grunzst du? Lunte gerochen, was? Na, Mischka – wir stechen e s jetzt gleich, sag e ich, dann hat das Gezappel ein Ende, und e s blutet aus, und wir können anfangen, wo die Leute alle versammelt sind. Ach wart e – ist Wladi jetz t gekommen? Ohne den geht es nicht.“ Freier, der mit den Knien den Hals der Sau in den Schnee drückte, blickte um sich. „Oder is t er bei dem Schnee noch vom Bahnhof unterwegs?“
„Hinten ist er, Vater “, rief Li lli, die Putza aus einem Mais korb geholt hatte und in die Küche brachte. „In der Werkstat t. Mit Heinrich Kraft ist er hin, um die Messer zu schärfen. Und die Axt.“
„Ist Heinrich Kraft auch gekommen?“
Lilli nickte. „Seine Schwester auch.“
„Welche?“
„Justine heißt sie . Er hat nur die eine .“
„Na sowas – wer hat denn heute mit den Kraft- Kindern gerech net? Aber... das ist eine gute Sache , soll ihr Schade n nicht sein. Holst du mir diese Justine mal ran , Lilli? Dann sagen wir ihr richtig guten Tag. Und Heinrich kannst du auch herbrin gen, wenn du ihn siehst. Wolle n hoffen, da s s der wenigstens schon mal ein Schwein ausgenommen hat“, sagte er zu Mischka.
„So … los, Mischka, festhalten!!“ Mischka umklammerte Rosamundes Hinterteil mit beiden Armen, während er den Strick, der die Hinterbeine fesselte, zwischen den Zähnen hielt. Die Sau quiekte – und verstummte plötzlich, al s Freier ihr von der Seite tief in die Kehle schnitt und das Blut in einem dampfenden Schwall in den Schnee spritzte.
„Lass es abgehen“, sagte Freier zu Wladi, der eine Schüssel brachte. „Weg damit. So groß ist die Not nicht, dass wir das Blut nehmen müssten. Nun pinkelt sie auch noch.“
Wladi der Schlächter stand breitbeinig, das Beil in den Händen, am Schlachtbalken und halbierte Rosamund der Länge nach mit wuchtigen, schmatzenden Hieben. Er hatte eine frisch verschorfte, fingerlange Schnittwunde rechts auf der Stirn. Die Frauen, Männer und Kinder sahen ihm aus sicherer Entfernung zu, um keine Blutspritzer und Knoc hensplitter abzu bekommen. Elwira Dressner und Walburga Giese tranken Tee mit Zucker und wärmten ihre Finger an den Steinbechern, während sie Wladi kritisch beobachteten. Mischka stellte sich vor, wie es wäre, dem Schlachter ein Messer ins Hinterteil zu stecken – nicht im Zorn, einfach nur, um die Überraschung in Wladis breitem, selbstgefälligem Gesicht zu sehen.
Wladi hatte dem Schwein mit seinen ungewöhnlich kleinen Hän den Stahlhaken durch die F ersen gezogen und es mit einer Winde am Schlachtbalken des Schardachs aufgehängt. Därme und Innereien quollen heraus,
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