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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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seit vier Jahren ein paar, für die Milch.“
    „Ziegen habt ihr?“
    Heinrich ni ckte .
    „ Wusst e ich gar nicht, dass man mit Ziegen was verdienen könnt e . Tauben und Ziegen lassen Bauern liegen .“ Er lachte leise in sich hinein. „N ein?“
    Heinrich zuckte mit den Schultern. „Es bleibt schon et was übrig , und die Milch ist gut . Sonst machen wir nicht viel diese Wochen. Werkzeug reparieren und schmieren, die Tiere füttern. – Alma hat mir gesagt, dass Sie heute schlachten wollten , und ich hab e gedacht…“
    „ Wer sagt so was?“
    „Alma. Ihr e Tochter.“
    Freier hob die Augenbrauen und sah ihn an. „Hmm“, sagte er schließlich. „Meine Alma. Mm, mm, mm. Und in dem schönen Hemd willst du schlachten, mein Junge?“
    Heinrich sah an sich herunter. Er trug ein braun- grün kariertes, sauberes Hemd mit Kragen, das er an den Ärmel n aufgekrempelt hatte, eine mit Schaffell gefütterte Lederweste und einen grauen Schal um den Hals.
    „Na ja. E s wird wohl gehen.“
    „Wolle n wir hoffen, dass dein Vater es nicht mitkriegt . Wenn du hier mit gu ten Sachen ankommst.“
    Heinrich lachte. „Dem ist das egal. Es ist ein ganz altes Hemd. Für die Arbeit. Meine Schw ester ist auch hier, Justine… He , Tine! “, rief er, „komm mal rüber und sag dem Hausherrn guten Tag.“ Er winkte sie herbei.
    Justine kam vom Brunnen zu ihnen , wo sie sich, die Arme zum Wärmen vor der Brust verschränkt und von einem Fuß auf den anderen tippelnd, mit He dwig unterhalten hatte .
    „Hallo!“, rief sie. „Ich heiße Justine Kraft.“ Sie streckte Freier ihre Hand entgegen und lachte ihn an. „Heinrichs Sch wester.“ Sie trug eine alte Pelz mütze, unter der ihre glatten, blonden Haare heraushingen.
    „Guten Tag“, sagte er, „aber meine Hand geb e ich dir nicht, Mädchen, schau, wie die aussieht…“
    Justine lachte laut. „Huuu.“
    „So ist das beim Schlachten. Wie im Krieg. “ Er sah verlegen auf den Boden. „ Ich wusste gar nicht, dass Heinrich Kraft so eine… hübsch , muss man wohl sagen.“
    „Muss man wohl“, sagte Heinrich stolz.
    Justine schlug ihn mit der Faust auf den Arm. „Wart e, du…“ Sie bückte sich und warf eine Handvoll Schnee nach ihm.
    „Wie alt ist sie denn?“, fragte Freier Heinrich.
    „Wie alt bist du, Justine?“, fragte Heinrich.
    „Zwanzig werd e ich im F rühjahr“, sagte sie. „Als ob du da s nicht wüsstest.“
    „Ah “, sagte Freier . „Zwanzig...“
    Justine nickte.
    Daniel Freier wusste nic ht, wo er hinsehen sollte. „S chneid schon mal die Lungen raus“, rief er Wladi zu. „Dass der Hund auch was kriegt und was zu tun hat. Sonst spri ngt der uns den ganzen Tag zwischen den Beinen rum. Minna, hier, komm her zu mir, Mädchen – du lässt dir von Wladi gleich mal die Füße und den Kopf geben. Da schneid e st du mit dem Messer alles ab, Schnauze, Ohren, d ie Backen, hier unten das Magere am Hals – alles, wo gutes Fleisch dran ist, hörst du? Das geht alles in den Sülztopf .“
     
    Die Frauen holten die Gänse aus dem Stall, wo sie seit zwei Tagen im Kreis durch einen engen Pferch zog en und mit ihrem Geschnatter die Kühe unruhig machten. Sie waren fett und schwer: Seit der Maisernte im Herbst hatte Mischka die Vögel an jedem zweiten Tag genudelt. Es brauchte einen Mann, um die kräftigen, wehrhaften Gänse zu stopfen, und Hedwig war nicht stark genug, um eine Gans zwischen ihren Beinen zu halten, ihr das Rohr in den Schlund zu stecken und gleichzeitig mit der anderen Hand Maisschrot durch den Trichter zu drücken.
    Elwira Dressner, Walburga Giese und Hedwig banden ein Dutzend Gänse mit einer langen Schnur um die Hälse aneinander und brachten die widerspenstigen, mit ihren Flügeln schlagenden Vögel aus dem Stall in den Hof. Die vorderen Gänse verloren den Halt und glitten auf dem Bauch durch den Schnee.
    Als Walburga Giese die erste Gans losschnitt und von hinten an den Flüge ln und am Hals packte, zischte das Tier. Die übrigen Vögel lief en , noch aneinandergebunden, in die Mitte des Hofs zurück.
    „Was für ein Spektakel die wieder machen müssen“, sagte Frau Giese. „Man möchte meinen, die werden wütend. Als wüssten die, was ihnen blüht.“
    „Her mit dir“, sagte Elwira Dressner. Sie griff die Beine der Gans, die mit den Flügeln schlug und ihr drohend den Kopf entgegenstreckte . „Halt den Sc hnabel, du! Hedwig, halt du die Flügel fest, dass das Tier nicht zappelt und alles mit Blut besudelt.“
    Walburga Giese

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