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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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entlang. Giese trug moos grüne Breeches und glänzende Sti efel. Heinrich und Mischka, noch in ihren schmutzi gen Arbeitskleidern, zwinkerten sich grinsend zu, als sie den Primar so vornehm ausstaffiert im Sattel sahen. Die Pleskows hatte gegen Dressners Rat drei Jagdhunde mitgebracht, die bellend vor den Pferden herliefen, die Schnauzen im Schnee. Sie hatten die Fährte der Wölfe, deren Spuren in der Dunkelheit kaum zu sehen waren, aufgenommen.
    „Weit können sie nicht sein“, rief Giese, an dessen Sattel ein e Jagdflinte hing. „Kranke Tie re… – die werden es nicht bis in die Hügel schaffen. Irgendwo werden sie stecken und sich verkrochen haben.“
    „Die Hunde werden sie schon finden“, sagte Freier. „Schau da vorn – da bleiben sie alle drei stehen am Graben und bellen wie irr.“
    Sie ritten zu den Hunden und suchten die Gräben ab.
    „Haben wir eine Lampe?“, fragte Giese.
    „Ich hab e eine“, sagte der jüngere der Pleskow -Söhne, ein blonder Junge von sechzehn Jahren.
    „Z ünd e sie an, dass wir et was sehen können“, sagte sein Vater.
    Giese stieg ab, zog sein Gew ehr aus der Sattelschlaufe und entsicherte es . Heinrich machte es ihm nach.
    „Sei vorsichtig, Junge“, sagte Freier. „Ein Wolf ist ein wildes Tier. Ist nicht schön, wenn der einen in die Fänge kriegt.“
    Heinrich nickte. Er schob seine Kappe in den Nacken und ging mit Giese zu den Hunden, die bellend am Grabenrand auf und ab liefen.
    „Bleib hinter mir“, rief Giese Heinrich zu . Er ging langsam auf den Graben zu. Der Schnee knirschte unter seinen Stiefelsohlen. „Ruhig“, flüsterte er den Hunden zu, die nicht auf ihn hörten. „Da unten. Hinter den Zweigen.“
    Heinrich spähte in die Dunkelh eit. Dank des Schnees konnten sie Formen erkennen. Der junge Pleskow hatte die Benzinlampe angezündet und hielt sie über ihre Köpfe.
    „Hinten“, sagte er. „Das Dunkle, unter dem Gestrüpp. Da sitzt einer.“
    Sie gingen langsam vor. Die Augen des Wolfs leuchteten gelb im Schein der Lampe. Das Tier war abgemagert, verängstigt. Es lag auf dem Rücken, die eingezogene Rute deckte den roten, wunden Bauch zu. Einer der Hunde jaulte am Grabenrand, wagte sich aber nicht hinunter. Die beiden anderen waren weit vorausgelaufen, dem zweiten Wolf hinterher.
    „G ib Ruh e , Gerschon!“, rief Pleskow und gab dem Hund einen Fußtritt.
    „ Der Wolf ist krank “, sagte Freier. „ Man hört ihn bis hierhin atmen. Röcheln tut er.“
    „Mit dem stimmt ganz entschieden et was nicht“, sagte Emil Giese enttäuscht. „Sicher die Tollheit. Zittern tut er, als würd e er frieren , und lässt die Zunge hängen . Schüttelt sich wie ein ängstliches Reh. Sieh dir das Fell an . Herrje. Das ist ganz unbrauchbar, da wird kein Vorleger draus werden. Räudig ist das Tier. Der Rücken nackig und der Bauch auch. Pleskow , hol deine n Köter hier weg , dass der sich nicht die Seuche einfängt .“
    „Gerschon!“, rief Pleskow . „Fuß! Hierher!“
    Der Hund sah ihn an, lief aber wieder aufgeregt an den Grabenrand.
    „Schade“, seufzte Giese. Er hatte sich, als er Nachricht von den Wölfen erhalten hatte, Hoffnung auf ein gutes, dichtes Winterfell gemacht. „Na ja.“ Giese legte seine Büchse an die Schulter, zielte kurz und schoss.
    Der Wolf heulte auf.
    „Ist er tot ?“, fragte Giese.
    „E r atmet noch“, sagt e Heinrich, ohne den Blick abzuwenden. „Hören Sie ihn , Herr Giese? Pleskow , mach mal dein Licht hierher.“
    „Dann geben wir ihm noch eine Ladung“, sagte Giese. „Da liegt er. Auf der Seite liegt er. Der Hals ist ganz verdreht.“
    „Wart en Sie , Herr Giese“, sagte Heinrich und drückte den Lauf de r Büchse herunter. „Herr Freier, haben Sie noch ih ren Schafstecken am Sattel hängen?“
    „Was willst du damit, Junge?“
    „Reichen Sie ihn mir mal?“
    „Meinetwegen.“ Freier löste den Stecken vom Sattel und gab ihn Heinrich. „Hier hast ihn. Und nun?“
    Heinrich antwortete nicht. Einige Schritte hinter dem Wolf ließ er sich in den Graben gleiten und bewegte sich langsam auf das Tier zu. Er konnte jede einzelne Schneeflocke sehen, die a uf Schnauze, Ohren und Hinterläufen lagen .
    „Vor sichtig, Junge“, sagte Freier über ihm .
    Heinrich schlug de m Wolf , ohne abzuwarten, mit aller Kraft auf den Schädel. Er spürte, wie der Knochen brach.
     
    Als Freier und Mischka Heinrich nach Hause begleitet hatten und mit Tussia im Schlepptau an die Kälber Drift zurückkehrten, brannte im Haus und in

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