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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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nicht verstehst. Weiberkram, alles… Jedenfalls hat der alte Kraft nichts auf den Rippen. Das bisschen Land, das die haben, oben hin nach Kalatschowka – keine zehn Dessjatinen sind das, trocken wie die Wüste. Und so einem machst du schöne Augen? Gab e s keinen Besseren?“ Er schüttelte den Kopf. Wenn nur seine Frau noch wäre, dachte er, die würde ihr die Sperenzien austreiben.
    „Ich hab e ihm keine schönen Augen gemacht!“
    „Und wie kommt er dann… – was bildet der sich ein? Meint er denn, das ginge ohne mich? Meint der, ich schenk e ihm einfach meinen Hof?“
    „Das ist ihm doch völlig gleich .“
    Freier schnaubte vor Empörung. „Noch schlimmer!“
    „Es denken nicht alle immer nur an Land und an das Geld.“
    „ Ha! D u, Fräulein – die Stunde ist gestrichen für dich und fü r deine Schwester gleich mit. Du l äufst als erstes zu deinem Herrn Casanova und holst ihn, dass ihr das gleich wegmacht, verstehst du mich ?“
    Alma schüttelte den Kopf.
    „ Ach? Ist dir nun peinli ch, was?“, rief ihr Vater. „B itteschön, dann holst du eben nur Minna und die Kulmer Dirn auch noch gleich, und dann nehmt ihr die Mistgabeln und die Harken und macht das weg, dass sich nicht das ganze Dorf über euch lustig machen muss. Über uns . Als allererstes das Stück hier vorn, das vom Garten auf den Breiten Weg, und danach hin zum Ring. Den Rest wird der Wind mitnehmen, so Gott will. Wollen wir beten, dass ein Sturm kommt. Und sie h nach, ob sie da s Stroh wirklich bis runter zu den Krafts gelegt haben. Den Eltern Kraft wird das auch keine Freude sein. “
    „Ja, Vater “, sagte sie leise. „Ich mach e es gleich. Noch vor dem Essen.“
    „Also. Los! Worauf wartest du!?“
    Sie stand auf, ohne ihn anzusehen, und zog die Kontortür leise hin ter sich zu. Sie schämte sich, halbnackt, nur im Tuch , durch den Hof laufen zu müssen, aber es ging nicht anders. Sie sprang auf Zehenspitzen über den in den Sommerwochen ausgetrockneten Boden. Im Tor zum Kuhstall sah sie Mischka mit Milchkübeln hantieren, aber er wandte ihr glücklicherweise den Rücken zu und bemerkte sie nicht . Alma lief in die Sommerküche und sprang hinter den Badeverschlag, um sich noch einm al die Füße zu waschen und Bluse und Rock anzuziehen.
    „Schau dir das mal an“, sagte Georg ohne aufzusehen. Er lag in ihrem Badewasser, auf dem noch einige graue Seifenblasen schwammen, und las einen Zettel. Auf einem Schemel neben dem Zuber lag eines seiner beiden Briefmarkenalben, das er im vergangenen Schuljahr in Anschakrak gefüllt hatte.
    „Was machst du hier?“, fuhr sie ihn an. „Das ist mein Wasser! Ich bin noch nicht fertig.“
    Georg drehte seinen Kopf zu ihr und runzelte die Stirn. „Was? Geht’s dir noch gut – dein Wasser? Gleich ist es halb acht dur ch. Wollte Madame bis zur Stunde im Bad liegen bleiben?“
    Alma sah ihn unentschlossen an.
    „Für mich siehst du ziemlich gewaschen aus, Schwester“, sagte Georg. „Gewaschen und auch abgetrocknet. Ich würde aber an deiner Stelle nicht gleich wieder mit den nackten Füßen durch den Dreck laufen...“ Er zeigte mit dem Zettel auf ihre nackten Waden, die unter dem Leintuch zu sehen waren. „Wird nicht schöner davon.“
    Sie gab nach; sie würde ihre Füße im Brunnen abspülen. Es lohnte nicht, mit Georg zu zanken. Der tat ohnehin, was er wollte, und lag er erst einmal in der Wanne, konnte sie ihn schlecht an den Armen wieder herausziehen.
    „Hast du das hier gesehen?“, fragte er.
    „Was?“
    „Den Zettel hier.“
    „E in Wanderbrief?“
    Georg schüttelte den Kopf. Seine Haare waren trocken – er war sicher gerade erst ins lauwarme Wasser gesprungen, dachte Alma, als er sie kommen sah. Der Mistkerl. „Nee, nichts vom Schütz. Kein Rundbrief. Sagen sie jedenfalls.“
    „Sondern?“
    „Frau Stelter erzählt…“ – er lachte, weil ihm komisch vorkam, was er sagen wollte. „S ie erzählt, das hätte ein Flugzeug aus der Luft geworfen. Am Ring und runter bis nach Bessarabeska, zum Bahnhof hin, das lange Stück auf der Straße.“
    „Nu n ist e s passiert“, sagte Alma und suchte ihre Kleider zusammen. „Die Stelter war schon nicht richtig im Kopf, als Mutter no ch lebte – die mit ihrem Gezeter und ihrer Wäsche draußen im Hof bei den Schweinen. .. “
    „Könnte aber doch sein, dass es stimmt“, sagte Georg.
    „Ich hab e kein Flugzeug gehört. Das hört man doch.“
    „Das hat nich t Ziegelmacher geschrieben, das ist richtig gedruckt, mit Reichskreuz

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