Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
Vom Netzwerk:
Heinrich , weißt du was, Junge…? – wo du so tüchtig geholfen hast mit deine r Schwester.. . Willst du einen Schinken mitnehmen? O der ist der Vater dann pikiert?“
    „Mein Vater ?“
    „Nicht dass er denkt, wir wollten ihm Almosen geben. Wie e s manchmal geht .. . Da meint man es gut und erntet Undank.“
    Heinrich drehte sich zu Alma um und zwinkerte ihr zu. „Nein, nein“, sagte er zu Freier. „ Er wird sich freuen, wenn ich ein anständiges Stück Fleisch mit nach Hause bringe. Ist aber wirklich nicht nötig, Herr Freier. Ich helfe gerne .“
    „Das hab e ich gesehen. Und dass du auch nicht ganz ungeschickt mit de ine n Händen bist.“
    „Danke. Ich gebe mir Mühe.“
    „Aber du kannst schon einen Schinken nehmen, sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen. So ll keiner sagen, die Freiers würd en sich nicht anständig bedanken.“
    „Wir haben aber keine Rauchkammer bei uns“, sagte Heinrich.
    „M acht nichts. Dann holst du den Schinken übermorgen bei uns ab, wenn er im Rauch gewesen ist.“
    Heinrich nickte.
    „Hört mal “, sagte Mischka. Er zeigte mit dem Kopf auf die T oreinfahrt. Vom Breiten Weg hörten sie Rufen und Pferde. Bei den Nachbarn sch l u gen die Hunde an. Rosie, die müde auf den Stufen zum Altenteil gelegen hatte, sprang auf, lief in den Hof und begann ebenfalls zu bellen.
    „Was ist da los?“, sagte Frei er. „Geh mal schauen, Mischka. V ielleicht ist ein Unglück mit einem Schlitten passiert oder ein Pferd gestürzt oder was. Lauf einmal vor.“
    Noch bevor Mischka die Hofeinfahrt erreicht hatte, kam Boias Dressner auf seinem besten Hengst, einem kleinen, braunen Araber, den er Pascha nannte, in den Hof getrabt. Er zügelte das Pferd, das durch den Schnee tänzelte und laut wieherte.
    „Zwei Wölfe“, rief Dressner. „Unten auf dem Breiten Weg, zum Ring hin.“
    „Sag bloß “, sagte Freier. „Mitten im Dor f ?“
    „Zwei solle n e s sein. Einer von den Pleskow-Jungen hat s ie gesehen, sagt Giese. Der junge Giese.“
    „So früh im Jahr ? Weihnachten ist noch zehn Tage hin … “
    „Nein , Freier, das hat mit dem Winter wohl nichts zu tun. Die sahen nicht gesund aus, sagt der Pleskow-Bursche. Wollen wir hoffen, dass die uns nicht die Tollwut einschleppen.“
    „Haben sie was gerissen?“, fragte Heinrich.
    „Weiß ich nicht. Aber im Oberdorf war große Aufregung, und die Schafe im Stall haben geblökt, dass es fast so einen Eindruck gemacht hat.“
    „Bei wem weißt du nicht?“
    Dressner schüttelte den Kopf. „Woll e n wir nur hoffen, das s sie nicht in einen Stall eingebroch en sind und die Schafe alle verdorben haben. Die geben sich nicht mit einem zufrieden, sondern werden wild und reißen alles, was sich bewegt.“
    „Werden Rüden sein “, sagte Freier.
    „Sicher. Die Rudel kommen nie so früh. In den Budschak meist gar nicht.“
    „Na, Mischka“, sagte Freier, dann sattel noch mal die Tiere… – kommst du mit uns mit, Heinrich? Du könnt e st unsere Tussia reiten.“
    Heinrich nickte. „Sicher “, sagte er und beugte sich vor , um seine Hosen in die Stiefel zu stecken.
    Boias’ Pascha tänzelte nervös durch den zertretenen, mit Blut und Fleischresten bedeckten Schnee.
    „Zu den Sprinstücken sollen sie gelaufen sein. Links von den Gleisen – wei ßt du, wo ich meine, Daniel ?“
    „Das Stück zwischen Bahndamm und dem Weinberg vom Fröhlich?“
    „Genau da. Macht, dass ihr auf die Pferde kommt, und dann finden wir uns da zusammen. Giese und die Pleskow s sind auch auf dem Weg und noch andere. Du n immst besser dein Gewehr mit – und eure Rosie lässt du hier, dass die sich nichts holt von den Wölfen. Bind sie am besten an. We nn die Hunde den Wolf riechen, kennen sie kein Halten .“
    „Gut“, sagte Freier und winkte Dressner zu, der Pascha mit den Fersen leicht in die Seite stieß und davongaloppierte. Die Hufe ließen Schneeklumpen durch die Luft fliegen.
    „Alma – lass mal deine Suppe sein und schau nach den Kindern. Nicht, dass s ie hier ruml aufen. Sieh zu, dass alle im Haus sind , bis ich zurück bin. A m besten erzählst du ihnen nichts, die ängstigen sich nur. Bring die Kleinen ins Bett, wenn sie gegessen haben. Und du, Wladi, hast dein Tagwerk getan. Komm morgen noch einmal zu mir , dann kriegst du dein Geld, und nu n geh und schlaf dich aus. Ich bin zufrieden mit dir.“
    Wladi nickte und zog gierig an seiner Zigarette.
     
    Die drei Männer ritten ne ben Boias Dressner, Emil Giese und den Pleskows am Bahndamm

Weitere Kostenlose Bücher