Braeutigame
verderben?“
„I wo. Wir haben nur geredet. Frau Jeschke, Ihnen lass ich diese Flasche da. Zwei Löffel am Morgen, zwei am Abend, da mit kommt I hr schneller zu Kräften , wenn es nicht so gut geht .“
„G ut“, sagte Oma Mathilde . Sie drehte die braune Flasche in den Händen, ohne sie anzusehen.
„Hier, Prudöhl. Hier haben Sie eine Keule von der Gans und einen schön en, fetten Hals. Die können Sie mitnehmen. Braten müssen Sie die aber selbst, will ich meinen. Ist ganz frisch.“ Am Hals hingen lange, gelbe Hautlappen.
„Wunderbar, Freier, das ist eine schöne Sache ! Ein Gänseschlegel – ich will meinen, dass mir das gelingen wird, wo es nur ein wenig Hitze und Salz braucht.“
„Und nächste Woche können Sie noch mehr bekomm en, wenn Sie wollen . Wenn wir geräuchert haben. Merkst du dir das, Alma? Dem Doktor geben wir nächstes Mal noch eine Keule mit . Eine aus der Rauchkammer. “
Alma nickte und schnitt der Gans, die vor ihr auf dem Tisch lag, mit einem langen, spitze n Messer eine Brust vom Knochen .
„Mach bald die großen Pfannen heiß“, sagte sie zu Hedwig. „Dass wir da s Fett aus den Grieben braten und den Schmalz heute noch gemacht kriegen. Und wenn das brutzelt, kannst du langsam mit der Suppe anfangen, dass wir heute Abend was zu essen haben.“
Hedwig hievte den schweren Suppentopf auf den Ofen , die Platten klapperten. Sie war e s nicht gewohnt, dass Alma, jünger als sie selbst, ihr Aufgaben zuwies.
Alma sah sie an und wischte sich mit dem Handrücken die Stirn.
„Vater“, sagte sie, „mögt Ihr mal die schwere Wanne auf die Magasin bringen, dass Mischka die in die Rauchkammer hängt?“
Daniel Freier hielt in seiner Unterhaltung mit Prudöhl inne.
„Und die Rippchen und das Bauchfleisch vorn e bei Wladi könnt Ihr ihm auch bringen, dass das aus dem Ho f ist und im Rauch. Sonst holen e s am Ende doch noch die Hunde.“
„Sie sehen, wie e s ist, Doktor“, sagte Freier. „Die Frauen haben hier immer noch das Sagen, so oder so, und nu n muss ich weiterschaffen. Danke für s Reinschauen, und lass en Sie sich die Gans von einem Weib ma chen, sonst wird es nichts, hören Sie mich? Wann heiraten Sie eigentlich endlich ?“
Prudöhl lachte und winkte zum Gruß mit dem Gänsehals.
„Alles farisch“, schrie Gustav Schilling aus dem Hof. Er lief mit einem Knäuel aus Gänsedarm und Gekröse in den Händen durch den Schnee um den Brunnen. „Alles fa-risch!“, schrie er. „Alles fa-risch!!!“ Er juchzte und besah lachend die dampfenden, glitschigen Därme, die von seinen Fingern herunterhingen.
„Wirst du wohl, du Nichtsnutz!“ rief Irma Schilling. Sie legte die Ente, der sie die Daunen vom Bauch pulte, auf die Tisch platte und lief ihm schimpfe nd hinterher.
Walburga und die Mädchen lachten. „Alles fa-risch!“, machte Hedwig nach. „Hörst du , Minna!? Alles fa-risch !“
„Wenigstens sagt er mal einen Ton“, sagte Frau Giese. „Den hab ich schon lang e nicht mehr reden hören.“
Elwira Dressner arbeitete weiter, ohne aufzusehen. Sie schüt telte den Kopf. „Lass ihn, Walli . Er kann nichts dafür. Er ist krank im Kopf. Und du, junger M ann, lässt das Messer in Ruh... !“
Arthur stand neben ihr am Tisch und hatte nach Irma Schillings Küchenmesser gegriffen. Er sah sie erschrocken an.
„Das ist nichts für Kinder, hörst du ? Messer, Gabel, Schere, Licht… – weißt doch sicher, wie da s geht, Arthur, hmm?“
Arthur zog seine Hand zurück und sah auf den Boden. Er drehte sich um und lief in den Hof , wo Gustav im Schnee ausgerutscht war und laut lachte .
Gegen acht Uhr abends standen Daniel Freier, Mischka, Wladi und Heinrich in der Sommerküche und rauchten. Alma rührte am Ofen die Suppe um, während Minna hei ßen, flüssigen S chmalz mit beiden Händen aus einer Eisenpfanne in Gläser und Blechdosen goss.
„Es ist geschafft“, sagte Freier. „Wenigstens das Gröbste.“
Die drei anderen Männer nickten müde, sagten aber nichts. Wladi trat seine Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an.
„Morgen geht e s mit Räuchern und Einlegen weiter. Da müssen die Frauen ran… Was freu e ich mich, einen anständigen Kehlbraten mit Sauerkraut auf den Tisch zu kriegen und eine gute Suppe…“
„Hmm“, s agte Mischka. „Und Eisbein, Leber .. .“
Freier lachte. „Du weißt schon, was gut ist, Mischka. Und nächste Woche, so Gott will, Pressmagen – dicke Scheiben mit Soße. Wir haben wieder alles, was wir brauchen.
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