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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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Sommerküche auf, und der Vater stand vor ihr, in Stiefeln. Rosie bellte hinter ihm und wedelte, aufgeregt und begeistert w ie vor der Hasenjagd, mit dem Schwanz.
    „So, Fräulein“, sagte er. „Jetzt komm mal gleich zu mir. Rüber ins Kontor.“
    Alma sah an sich herunter . „Ich bin nass, Vater .“
    „Das i st mir egal“, rief er. „Marsch! “
    Er wartete nicht auf ein e Antwort, sondern schritt in seinen Stiefeln schnell durch den Hof. Rosie sprang neben ihm her, als wollte sie spielen. Freier beachtete sie nicht.
    Alma ging ihm nach und ärgerte sich, weil ihre Füße vom Sand wieder schmutzig wurden. Sie bewegte sich vorsich tig; die Steine piekten in ihre Sohlen.
    Der Vater lehnte sich im Kontor an seinen Schreibtisch und zündete sich im Stehen eine Zigarette an.
    Alma setzte sich unsicher auf einen Stuhl ihm gegenüber, der mit der Lehne zur Wand stand. Sie zog das Leintuch enger über ihre Brust und fing an, mit ihrer dünnen Goldkette zu spielen. Es war das einzige Schmuckstück, das sie von der Mutter geerbt hatte. Der ovale Anhänger ließ sich aufklappen. Dass sie die Fotografien von ihren Eltern mit zwei Aufnahmen – Heinrich rechts, sie selbst links – überdeckt hatte, wusste niemand, nicht einmal Minna .
    „Was soll das?“, fragte der Vater. Er klang noch immer wütend.
    „Was soll was?“
    „Wem hast du schöne Augen gemacht, Fräulein?“
    „Ich? Niemandem!“ Sie spürte, wie Blut in ihre Wangen schoss.
    „Ach – red keinen Stuss, Kind. Vor der Haustür liegt ein Strohballen, und den Breiten Weg runter zieht sich eine Bahn – bis zum Ring oder weiß Gott bis wohin, dass alle es sehen können und sich die Mäuler zerreißen.“
    Alma sah ihn an. Ihre dumpfe Vorahnung hatte sie nicht getäuscht.
    „Ja, da guck t sie jetzt! Irgendwelche von den Burschen treiben ein Spielchen… – einen Streich oder was, auf unsere Kosten. Und bis wohin geht das Stroh? Hmm? Zu den Pleskow s? Den Trautmanns? Was sind das für Fisimatenten in meinem Haus?“
    Alma rieb sich am Hals . „Ich weiß es nicht, Vater. Woher soll ich das wissen?“
    „Das will ich dir sagen, Fräulein: So mir nichts dir nichts taucht über Nacht kein Stroh auf. Irgendeinem von den Lausbuben hast du schöne Augen gemacht, und ich möch te wissen, wem. Hier und jetzt – verstehen wir uns? Schämen solltest du dich.“
    Alma sah auf den Boden.
    „Und dann gutes, frisches Stroh von den Feldern, als hätte man damit nichts Besseres zu tun , als e s aus Spaß an der Freude auf den Straßen zu verteilen, wo es verrottet. Wovon die Tiere im Winter leben sollen – das fragt sich von diesen Frechdachsen keiner… Ach! Es ist auch egal. Der Name . Ich will den Namen wissen.“
    Alma schwieg.
    „Ist es wenigstens dem Trautmann seiner? Dieser R einhart oder Reinhold oder wie er heißt – der mit den dicken Ohren und der Brille, der so klug sein soll wie Lobgott?
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Ein anderer also. Einer von den Pleskow s , hn ? Die frechen Kerle habe ich die ganze Zeit schon im Verdacht. Die taugen nichts, das möchte ich dir ge sag t hab en, einer wie der andere nicht. Denen fehlt was im Kopf. So einer kommt mir nicht ins Haus. Dass wir uns verstehen. “
    Er ging ans Fenster, in Gedanken bei den Feldern vom alten Pleskow . Seine harten Absätze knallten auf den Holzdielen.
    „Den Namen , habe ich gesagt, Alma! Wird’s nun bald? Du brauchst hier nicht das Unschuldslamm zu spielen. “ Er beugte sich dicht über ihren Kopf.
    Alma wich seinem Blick aus und sah an ihm vorbei, durch das Fenster in den Hof. Sie erschrak nicht, als er sie ohrfeigte. Sie hatte damit gerechnet.
    „Heinrich Kraft“, sagte sie leise.
    „Aha!“, rief er trium phierend. „Also doch. Der junge Kraft .“ Freier ging an den Schreibtisch zurück und lehnte sich mit gespreizten Fingern auf. „Hinterm Ring die, im Unterdorf zwischen Vorderem Weg und Kogälnik?“
    Alma nickte. „Der schon mal zum Schlachten hier war. Letzten Winter“, sagte sie leise. „Seine Schwester war auch hier.“
    „Sieh mal an. Was für ein gerissener Fuchs . Tut ganz hilfsbereit, dass man nichts Arges denken möchte, und dann will er nur mit den Mädchen sein.“
    „Das ist ein guter Junge, Vater … Ein guter Mann.“
    „Still! Ob das ein guter Junge ist oder nicht, entscheid e immer noch ich! “
    „Ja, Vater . Aber er hat ein gutes Herz. Das spüre ich.“
    „Pöhh, geh mir ab – ein gutes Herz... d as spüre ich… Von Dingen red e st du , die du noch

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