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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jane, die plötzlich nervös war.
    »Guten Abend«, erwiderte er. Er sprach zwar gemessen, aber seine Augen sagten etwas anderes. Sie verschlangen Jane geradezu und blieben schließlich an ihren schwellenden Brüsten hängen, die sich vorne aus dem tief ausgeschnittenen Kleid hervordrängten. »Und wie war der Abend?«
    »Gut«, sagte sie. »Willst du heute gar nicht ausgehen?«
    Auf seinem Gesicht erschien der Anflug eines Lächelns. »Es hat sich nichts angeboten, was mich interessiert.« Er sah sie durchdringend an. Jane unterdrückte ein Lächeln. »Darf ich …?« Sie hielt scheu inne.
    »Aber bitte sehr«, sagte er rasch und sprang auf. »Wie wär’s mit einem Sherry?«
    »Das wäre wundervoll«, sagte Jane und ging zum Sofa. Dann ließ sie sich graziös auf das Polster sinken, und zwar mit Bedacht weder in der Mitte noch am Ende des Möbels. Er kehrte mit dem Glas zurück, reichte es ihr und setzte sich etwa in die Mitte des Sofas, sodass er ihren Rock fast berührte.
    »Soll ich Thomas bitten, uns noch ein spätes Abendessen zu servieren?«
    »Hast du noch nicht gegessen?« Jane war überrascht und erkühnte sich zu dem Gedanken, dass er womöglich auf sie gewartet hatte.
    Seine Wangen verfärbten sich ganz leicht. »Ich habe sehr intensiv gelesen«, sagte er matt. »Darüber habe ich das Essen völlig vergessen.«
    »Ich sterbe vor Hunger«, log Jane. Sie hatte überhaupt keinen Appetit, doch das würde sich schon finden. Ihr war alles recht, was ihr Téte-á-téte mit dem Earl in die Länge zog.
    Der Earl erhob sich und läutete. Als Thomas erschien, bat er den Butler, auf dem Servierwagen herein zu schieben, was er für gut erachtete. Thomas strahlte und entfernte sich wieder. Jane nippte an ihrem Sherry. Sie hatte den Blick gesenkt und saß etwas angespannt auf dem Sofa.
    Der Earl trank ebenfalls einen kleinen Schluck von seinem Whiskey. Die beiden wussten zunächst nicht recht, worüber sie sprechen sollten.
    »Ist dein …«, fing Jane an.
    »Wie war …«, fragte der Earl gleichzeitig.
    Beide sahen sich lächelnd an und verstummten, um den anderen ausreden zu lassen. »Bitte«, sagte der Earl.
    »Ist dein Geschäftstermin zufrieden stellend verlaufen?«, fragte Jane. »Ja. Ich möchte Geld in ein Import-Export-ProJekt der Ostindiengesellschaft investieren.«
    »Oh. Und womit handelt dieses Import-Export-Unternehmen?« – »Mit Gewürzen, ätherischen Ölen, Seide, Teppichen, den üblichen Exotika«, erklärte der Earl.
    Wieder schwiegen beide, doch die Situation war jetzt bei Weitem nicht mehr so verkrampft. Dann fing der Earl wieder an zu sprechen. »Wie war die Vorstellung heute?« Jane seufzte. »Heute Abend waren nur zwei Drittel der Plätze besetzt.« Sie stellte ihren Sherry beiseite. »Das Stück hat an Attraktivität verloren, und ich fürchte, es wird bald ganz abgesetzt.« – »Oh, das tut mir aber leid«, sagte er.
    Jane zuckte mit den Achseln. »So ist das nun mal am Theater. Man weiß nie, was aus einer solchen Inszenierung wird. Dann reisen wir also bald nach Dragmore?«
    »Ja, darauf läuft es wohl hinaus. Es sei denn, du möchtest aus irgendeinem Grund noch länger in London bleiben.«
    Jane stellte sich vor, wie es in Dragmore sein mochte, abseits der vornehmen Gesellschaft und der klatschsüchtigen Presse, weit weg von Amelia und ihresgleichen, und sie hatte es plötzlich sehr eilig, dorthin zu kommen. Dort konnten sie endlich wie eine richtige Familie leben – nur sie, der Earl und die beiden Kinder. Am liebsten wäre sie schon am nächsten Tag gefahren. »Nein«, sagte sie und versuchte ihre Begeisterung so gut es ging zu verbergen. »Ich habe es dir doch versprochen. Außerdem finde ich es sehr angenehm in Dragmore. Und für die Kinder ist es auch gut.«
    »Ja«, sagte er. »Das finde ich auch.«
    Die beiden sahen sich zuerst vorsichtig und dann immer offener an. Seine Augen glitzerten wie Silber. Jane bekam kaum noch Luft, und ihre Brust war wie zugeschnürt. Schließlich sagte er leise: »Du siehst in dem Kleid einfach bezaubernd aus.« Jane wollte sich gerade bedanken, als Thomas den mit Köstlichkeiten voll gepackten und mit Silberbesteck und Kristallgläsern gedeckten Servierwagen hereinschob. Der Earl ließ Jane den Vortritt, folgte ihr und rückte ihr am Tisch den Stuhl zurecht. Als er ihre Überraschung sah, musste er lächeln. Dann ließ er sie Platz nehmen, bevor er sich selbst auf seinen Stuhl setzte. Anschließend bedeutete er Thomas durch ein Zeichen, dass er den

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