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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und männlich, und dazu noch klug – und sie selbst, ja, sie war verliebt.
    Ob er heute Abend wieder zu ihr kommen würde?
    Die Vorstellung, dass er vielleicht mit Amelia ausgehen würde, ließ sie erschaudern.
    Sie hatte einen Impuls, aber die Idee war in diesem Stadium ihrer Beziehung vielleicht noch verfrüht. Sie hatte nämlich kurz daran gedacht, ihn zu bitten, abends nach der Vorstellung mit ihr zum Essen zu gehen. Doch dann beschloss sie, abends nach dem Theater einfach nach Hause zu fahren und zu hoffen, dass er dort vielleicht auf sie wartete.
    Als sie nach unten kam, teilte Thomas ihr mit, der Earl sei wegen eines Geschäftstermins bereits aus dem Haus gegangen. Jane war enttäuscht. Plötzlich erschien ihr jeder Augenblick, den sie nicht mit ihm verbringen konnte, öde und leer. Doch dann nahm sie sich zusammen und machte sich Vorhaltungen wegen ihrer Dummheit. Trotzdem war sie die glücklichste Frau der Welt. Der Tag war für sie ein einziger Höhenflug, und sie schwebte wie auf Wolken dahin, in Gedanken nur bei ihm.
    Wie sie es sich seit einiger Zeit zur Gewohnheit gemacht hatte, zog sich Jane nach dem frühen Abendbrot der Kinder mit Chad und Nicole in ihr Zimmer zurück und las den beiden etwas vor. Sie hatte wieder ein Märchen ausgewählt und kaum mit dem Vorlesen angefangen, als sie spürte, dass er in der Nähe war. Sie hatte die Zimmertür absichtlich weit offen gelassen. Und dann sah sie ihn.
    Der Earl trug die übliche Reithose und ein Tweedjackett und hielt eine Krawatte in der Hand. Sein unergründlicher Blick ruhte auf ihr.
    »Papa«, rief Chad, rannte ihm entgegen und umklammerte seine Beine.
    »Papa«, rief auch Nicole, die ihren Bruder imitierte. Sie winkte ihm mit einem Haarband zu, das sie in ihrer fleischigen Faust hielt.
    Den Blick noch immer auf Jane gerichtet, betätschelte der Earl den Rücken seines Sohnes. Schließlich sah er den kleinen Chad an und sagte: »Na, mein junge.«
    »Möchtest du eine Geschichte hören?«, fragte Chad begeistert.
    Der Earl stand da. Seine Hand ruhte noch auf dem Kopf des jungen. Er sah Jane fragend an.
    Jane saß mit untergeschlagenen Beinen auf ihrem kleinen Sofa. Nicole lag bequem in ihrer Armbeuge und lächelte süß. »Bitte, nimm doch Platz.«
    Seine Augen fingen an zu leuchten. Der Earl legte sein Jackett ab, warf es auf einen Stuhl, von dem es – wie sollte es anders sein? – herunterrutschte und zu Boden fiel. Chad tanzte ausgelassen um seinen Vater und ließ sich dann auf seinem gewohnten Platz zu Janes Füßen nieder. Der Earl setzte sich neben sie auf das Sofa. Die beiden sahen sich tief in die Augen.
    Janes Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie wollte ihn berühren, sich in seine Richtung neigen und ihn auf die Wange küssen.
    Doch sie traute sich nicht.
    »Hallo, Liebes«, sagte der Earl zärtlich zu der fröhlichen Nicole. Er nahm sie auf den Schoß, und das Baby quietschte vor Vergnügen.
    »Sie hat ihren Papa sehr lieb«, stellte Jane fest. Ihr Herz schlug heftig. Er war so groß, dass das Sofa plötzlich winzig wirkte. Sein Oberschenkel berührte ihr Knie.
    Ganz gegen seine Gewohnheit erschien auf dem Gesicht des Earls ein vergnügliches Lächeln, das von zwei Grübchen begleitet wurde. »Ja, das tut sie«, sagte er und blickte Jane dann wieder mit seinen Silberaugen durchdringend an. Jane wusste, dass er – genau wie sie selbst – an die vergangene Nacht dachte.
    »Jane«, rief Chad und zog an ihrem Rock. »Los, fang schon an. Ich will jetzt die Geschichte hören.«
    Jane tätschelte ihm lächelnd den Kopf und öffnete das Buch auf ihrem Schoß. Dann fing sie an vorzulesen.
     

Kapitel 44
     
    Jane reichte Thomas ihren Mantel. Dann fragte sie leise: »Ist Seine Lordschaft zu Hause?«
    Thomas lächelte. »Ja, er ist in der Bibliothek, Mylady.«
    Janes Herz hüpfte vor Freude. Um ihre Freude zu verbergen, betastete sie mit einer Hand den dicken Knoten hinten an ihrem Kopf und glättete dann ihr Seidenmieder. Sie trug ein smaragdgrünes Kleid, das ihr Gesicht und ihre Figur besonders vorteilhaft zur Geltung brachte. Als sie sich einigermaßen gefangen hatte, ging sie in die Bibliothek. Er saß mit einer Zeitschrift auf dem Sofa, neben sich einen Whiskey und eine Zigarre. Zu ihrer großen Erleichterung sah Jane, dass er eine lange Hose und ein im Paisley-Stil gemustertes Jackett trug, das ein echter Gentleman nie außer Haus anzog.
    Er sah sie an, und in seinen rauchgrauen Augen erschien ein kurzes Leuchten.
    »Guten Abend«, sagte

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