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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte lieben können. »Und wer ist in dem Feuer wirklich verbrannt?«, schrie er.
    »Mein irisches Dienstmädchen«, entgegnete Patricia achselzuckend. »Wie ungeschickt. Das arme Kind ist gestürzt, als sie aus dem Haus flüchten wollte. Sie ist irgendwo mit dem Kopf angestoßen. Ich konnte nichts mehr für sie tun.«
    »Hast du das Feuer gelegt, Patricia?« – »Nein.«
    Der Earl wusste, dass sie log. Sie sah ihn achselzuckend an. »Du kannst mir gar nichts beweisen.«
    »Dann hast du das alles nur getan, um mich loszuwerden? Und hast gar kein schlechtes Gewissen wegen des armen Mädchens?«
    »Ich kann dich nicht ausstehen«, zischte Patricia plötzlich. »Ich hab dich noch nie gemocht. Ich habe getan, was ich tun musste. Und ich würde es wieder tun.«
    Der Earl hatte eine plötzliche Eingebung. »Hat dich eigentlich schon jemand gesehen, seit du wieder hier bist? Ich meine, abgesehen vom Personal? Wer weiß überhaupt, dass du noch am Leben bist?«
    »Niemand, der mich von früher her kennt«, sagte Patricia. »Mit Ausnahme von Boltham natürlich.«
    »Ich gebe dir mehr Geld, als du ausgeben kannst«, sagte der Earl eindringlich. »Aber ich verlange dafür, dass du ein für allemal aus England verschwindest. Verstanden?«
    Patricia lächelte.
    »Damit du dir mit deiner neuen Frau ein schönes Leben machen kannst? Kommt gar nicht in Frage. Ich habe genug von Amerika, und Boltham langweilt mich. Außerdem ist er genauso pleite wie ich. Ich will wieder meinen angestammten Platz in der englischen Gesellschaft einnehmen. Nicht mal im Traum denke ich daran, wieder von hier wegzugehen. Ich habe es satt, überall die anonyme englische Aristokratin zu spielen.«
    »Du widerliche Egoistin«, sagte der Earl.
     
    Es war also schon wieder vorbei.
    Vorbei, bevor es eigentlich richtig begonnen hatte: ihr gemeinsames Leben.
    Seine Frau, seine erste Liebe war wieder da, um ihren Platz an seiner Seite wieder einzunehmen. Sonst wäre sie gewiss nicht zurückgekehrt. Jane klammerte sich an ihr Kopfkissen und fing an zu weinen.
    Oh, wie grausam das Schicksal war: Zuerst hatte es sie mit Nicholas zusammengeführt, um ihr kurz darauf den geliebten Mann wieder zu entreißen. Wie sollte sie das alles nur überstehen?
    Nicht einmal rechtmäßig verheiratet war sie mit ihm. Seine Frau war Patricia, und sie – Jane – war vor Gott und dem Gesetz lediglich seine Gespielin. Jane fing immer heftiger an zu schluchzen.
    Ob er Patricia noch liebte?
    Und was dann?
    »Jane«, sagte der Earl, der ohne anzuklopfen hereinkam.
    »Nein«, sagte sie schluchzend und hielt sich noch verzweifelter an ihrem Kissen fest. Sie lag zusammengerollt auf dem Bett. »Nicht jetzt.«
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte der Earl.
    »Ach, geh weg, geh doch zu ihr! Geh doch zu deiner richtigen Frau!«, schrie Jane hysterisch.
    Er setzte sich neben sie. Die Matratze verformte sich unter seinem Gewicht. Er zog sie an sich. Sie widersetzte sich. »Ich will aber nicht zu ihr gehen«, sagte er mit belegter Stimme. »Jane, wir müssen jetzt vernünftig sein. Wir müssen unbedingt miteinander reden.«
    Sie hielt immer noch das Kissen umklammert. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, hatte Kopfweh, und alles erschien ihr so unwirklich. Sie hatte solche Angst. »Ich will aber nicht reden. Nicht jetzt.« Ob er sie noch liebte? Warum war er so ruhig?
    »Jane, lass dich doch von ihr nicht so aus der Fassung bringen. Es kommt alles wieder in Ordnung«, gelobte er. »Du wirst schon sehen. Wir finden eine Lösung.«
    Das war ganz unmöglich, und das wusste sie. Es gab einfach keine Lösung. Patricia war seine Frau, und sie – Jane war es nicht. Patricia war zurückgekehrt, weil sie seine Frau war. Weshalb sonst?
    »Was will sie hier?«, hörte sie sich selbst sagen und empfand ihre eigene Stimme als fremd. Obwohl sie die Antwort bereits kannte, betete sie, hoffte sie, dass sich ihre Vermutung nicht bestätigen würde.
    Er saß lange schweigend da. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Jane in seinen Augen Verzweiflung aufflackern. Doch dann fing er an zu reden – sicher und entschlossen – und sie wusste, dass sie sich seine Verzweiflung bloß eingebildet hatte. »Bitte, Jane«, sagte er. »Quäle dich bitte nicht selbst. Vertraue mir. Du weißt doch, dass ich immer für dich und Nicole sorgen werde. Immer. Wir finden eine Lösung. Das verspreche ich dir.«
    Jane wäre fast in hysterisches Lachen ausgebrochen. Sie hatte es ja gewusst, gespürt, in dem Augenblick,

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