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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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von ihr erhoffte Tobsuchtsanfall des Earls blieb zu ihrem höchsten Bedauern aus.
    Sie sah Thomas bedrückt an. »W-wer ist d-das?«
    Er bedachte sie mit einem freundlichen, mitfühlenden Blick. »Das ist Lady Amelia Harrowby. Die Witwe Harrowby«, fügte er dann noch bedeutsam hinzu.
    »Oh.« Mehr brachte Jane nicht heraus. Ihre Brust war wie zugeschnürt.
    Sie sah die Bediensteten an, die mitfühlend in ihre Richtung blickten. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. »Putzen Sie bitte die Fenster noch zu Ende – und vielen Dank.« Bei den letzten Worten versagte ihr die Stimme.
    Doch Jane ging nicht etwa nach oben in ihr Zimmer, nein, sie begab sich in den Gang, der zur Bibliothek führte. Die Tür stand noch offen, und sie blieb draußen stehen und blickte in den Raum.
    Lady Harrowby saß auf dem Schreibtisch, der Earl selbst auf dem Stuhl dahinter. Die Dame beugte sich so weit nach vorne, dass ihre Brüste praktisch aus dem Mieder hingen. Sie sah ihn aus nächster Nähe lächelnd an, lachte laut auf. Jane konnte das Gesicht des Earls nicht genau erkennen, es erschien ihr jedoch aus der Entfernung wie versteinert. Dann strich die Witwe dem Earl mit dem Finger über die Wange, am Kinn entlang und folgte den Konturen seiner Lippen.
    Jane hatte offenbar ein Geräusch gemacht. Wenigstens sprang Lady Harrowby plötzlich von der Schreibtischkante, der Earl fuhr ebenfalls von seinem Stuhl auf. Er sah Jane direkt in die Augen. Sie drehte sich um und rannte weg, hörte aber noch, wie die Rothaarige verdrießlich fragte: »Wer ist das, Liebling?«
    Die Frage blieb unbeantwortet.
     

Kapitel 10
     
    Der Earl war ganz und gar nicht erfreut.
    Er saß aufgebracht in seinem Arbeitszimmer und nippte an einem Whiskey. Normalerweise war es ihm egal, wenn Amelia einfach mal so hereingeschneit kam. Sie blieb ohnehin nie länger als ein paar Tage, da das Landleben sie nach eigenem Bekunden langweilte. Außerdem wusste sie, dass sie ihn bei der Arbeit nicht stören durfte, und ihm wiederum war weder bekannt noch sonderlich wichtig, wie sie sich tagsüber die Zeit vertrieb. Eines musste er ihr allerdings lassen: Sie verstand sich darauf, ihm die Abende aufs Angenehmste zu vertreiben. Und nach einigen Tagen fuhr sie dann normalerweise wieder nach London, wo sie am Warwick Way ein Stadthaus besaß.
    Doch heute fühlte sich der Earl durch sie gestört. Er hatte geplant, am nächsten Tag nach Newmarket zu fahren, um sich dort ein paar Zuchtbullen anzuschauen. jetzt musste er diesen kleinen Ausflug verschieben. Und zwar weil Amelia zur Unzeit hereingeschneit war, nicht etwa wegen Jane. Dann fiel ihm ein, dass er Amelia ja auch mitnehmen konnte, da er ohnehin einmal übernachten musste, doch er schob den Gedanken sofort wieder weg. Nein: Am nächsten Tag konnte er unmöglich fahren, vielleicht in der kommenden Woche. Und deswegen und nur deshalb war er im Augenblick so furchtbar aufgebracht. jedenfalls hatte sein Zustand überhaupt nichts mit dem blauäugigen Mädchen zu tun, das völlig zerstört nachmittags in der Tür zur Bibliothek gestanden hatte. Wenigstens redete Nick sich das ein.
    »Verdammt noch mal!«, platzte es aus ihm heraus.
    Ja, so ist es am besten, dachte er aufgewühlt. Schließlich bin ich ein Mann, und ein Mann hat nun mal bestimmte Bedürfnisse. Amelia war seine Mätresse, eine von vielen, na und? Jane war doch noch ein Schulmädchen und dazu noch sein Mündel, und je früher sie das alles begriff, umso besser. je früher sie über ihre kleine Schulmädchen-Verknalltheit hinwegkam, umso besser. Oder etwa nicht, verdammt noch mal!
    »Doch!«, brüllte er.
    »Hm, sind wir heute aber schlecht gelaunt«, sagte Amelia, die in der Tür stand.
    Er sah sie an.
    Sie lächelte und kam mit verführerischem Hüftschwung näher. Das leuchtend rote, tief ausgeschnittene Abendkleid, das sie angelegt hatte, brachte ihre herrlichen Brüste aufs Schönste zur Geltung. Sie erinnerte Nick an diesem Abend aus irgendeinem Grund an einen aufgetakelten Schoner, der sich seinen Weg durch die Brandung bahnt. ja, das trifft es, dachte er und musste unwillkürlich lächeln.
    »Schon besser so, Liebling«, schnurrte Amelia. »Hast du mich auch vermisst?« Sie nahm seinen Arm und drängte sich mit den Brüsten gegen ihn. Der Earl blieb zu ihrem Erstaunen völlig desinteressiert.
    »Amelia, bitte erspare mir diese Art von Dialog.« Er machte sich von ihr frei.
    »Zum Teufel mit dir«, zischte sie.
    Er hob eine Augenbraue und sah sie an. »Zu spät,

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