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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und schmiegte sich an seinen Arm, während sie mit ihm um den Tisch herumging. Er sah, wie sich Jane heimlich an ihrem Mieder zu schaffen machte, das ständig nach unten wegzurutschen drohte. Ich muss ihr unbedingt ein paar Kleider kaufen, dachte er grimmig.
    Dann flüsterte Amelia vernehmbar: »Du musst dich unbedingt darum kümmern, dass das arme Kind etwas Vernünftiges anzuziehen bekommt, Liebling. Vielleicht kann ich dabei behilflich sein.«
    Der Earl erstarrte. Natürlich hatte Jane jedes Wort verstanden. Daher entgegnete er ganz ruhig: »Aber ich möchte nicht, dass sie sich wie ein Hure kleidet.«
    Amelia schnappte nach Luft.
    Jane stand ebenfalls starr vor Schrecken neben dem Tisch. Sie war schneeweiß und schien jeden Augenblick in Tränen ausbrechen zu wollen.
    Nick hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Er nahm Janes Arm und geleitete sie zu ihrem Platz. Dabei war er sich völlig darüber im Klaren, dass Jane durch die guten Manieren, die er plötzlich an den Tag legte, einigermaßen überrascht sein musste. Am meisten bekümmerte ihn jedoch, dass sie so verdammt zerbrechlich wirkte und so tapfer mit den Tränen kämpfte. Ihre Lippen bebten. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und leidenschaftlich geküsst.
    Amelia war sichtlich wütend, was Nick jedoch nicht weiter tangierte. So eine Gemeinheit, wie sie sich Jane gegenüber verhalten hatte. Nick fand es nicht einmal nötig, sie zu ihrem Stuhl zu begleiten. Er blieb vielmehr einfach stehen und wartete, dass sie von selbst Platz nahm. Wenn ihr das nicht passte, konnte sie ja gehen. Schließlich gab sie sich geschlagen und setzte sich hin. Nick bedeutete Thomas, zuerst Janes Weinglas zu füllen. Er wusste genau, dass sie ihn dankbar und voll Bewunderung anblickte, nahm davon aber offiziell keine Kenntnis.
    Die drei aßen schweigend.
    Jane ärgerte sich darüber, dass sie überhaupt bei Tisch erschienen war.
    Hatte sie nicht schon beim ersten Blick in den Spiegel gewusst, dass das Kleid ihr nicht stand? Aber Molly hatte ihr gut zugeredet. Molly hatte mit großen Augen die schiere Pracht des Kleides bewundert. ja, in Mollys Augen erschien Jane in dem Kleid wie der Inbegriff weiblicher Eleganz. Aber was verstand so ein Dienstmädchen schon von diesen Dingen? Natürlich sah sie – Jane – in dem Kleid nicht etwa elegant, sondern eher wie ein Clown aus oder wie ein kleines Mädchen, das unbedingt erwachsen erscheinen wollte, und das war noch viel schlimmer.
    Seine Mätresse hatte sie ausgelacht.
    Als Jane das verblüffte Gesicht des Earls gesehen hatte, war ihr auf der Stelle klar gewesen, dass ihr Erscheinungsbild eine Katastrophe war. Allerdings war er diesmal freundlich geblieben. Er hatte sich jeden Kommentar verkniffen und sie wie eine Erwachsene behandelt und sogar Amelia schwer beleidigt. Trotzdem war es jetzt zu spät. Sie wollte nur noch eines: weinen. Sie war ein hoffnungslos dürres Ding, und sie konnte es auch nicht entfernt mit der üppigen Schönheit seiner Mätresse aufnehmen. Am liebsten wäre sie nach oben gerannt, um sich in ihrem Zimmer zu verstecken. Doch sie riss sich zusammen.
    Nein: Sie dachte gar nicht daran, die beiden alleine zu lassen. Nicht, solange es in ihrer Hand lag.
    Sie konnte nichts essen, versuchte es gar nicht erst. Der Wein half ihr dabei, ihr Elend zu ertragen. Im Übrigen schaffte sie es kaum, die Augen von dem schönen Profil des Earls abzuwenden. Ein unglaublich attraktiver Mann. Immer wieder musste sie ihn ansehen. Und dazu war er an diesem Abend auch noch ausgesprochen freundlich. Wirklich sehr, sehr nett, wie er sich bislang ihr gegenüber verhalten hatte.
    Nach dem Hauptgang brach Amelia schließlich das Schweigen und fing wieder an, den Earl zu bezirzen. Jane war ganz krank – und noch dazu: eifersüchtig. Der Earl ging auf Amelias Avancen nicht ein. Er gab ihr nur äußerst knappe Antworten. Doch auch das vermochte Amelia nicht zu stoppen. Sie lachte und plauderte fröhlich drauflos, als ob er sie überhaupt nicht als Hure bezeichnet hätte. Sie streichelte seine Hand, die er sogleich zurückzog. Sie presste ihre Brüste gegen seine Schulter. Diesmal wich er nicht zurück, sondern beantwortete sogar irgendeine dumme Frage, die sie gestellt hatte. Ach, wenn sie doch nur der Blitz treffen und ihr zuerst den Kopfschmuck und danach jedes einzelne rote Haar von ihrem Kopf sengen würde, betete Jane.
    »Amelia«, sagte Nick schließlich. »Mir ist der verdammte Ball bei den Arlingtons völlig

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