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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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fürchte ich, der hat nämlich schon länger ein Auge auf mich geworfen. Wie wäre es mit einem Schluck?« Er hielt die Karaffe mit dem Whiskey empor.
    »Du bist heute lange nicht so gut gelaunt wie sonst«, stellte Amelia fest.
    »Stimmt.« Er füllte reichlich Whiskey in die Gläser. »Falls dir das nicht passt«, sagte er und reichte ihr eines der Gläser, »musst du halt wieder gehen.«
    Sie sah ihn ungläubig an.
    Er hielt ihrem Blick stand.
    Sie stellte ihren Drink beiseite, versuchte zu lächeln, berührte seinen Arm. »Ich sorge dafür, dass es dir bald wieder besser geht, Liebling. Versprochen«, sagte sie schließlich.
    Er sah ihr in die Augen. »Da habe ich meine Zweifel.«
     
    Sie musste sich entscheiden: Entweder sie verkroch sich unter der Bettdecke, oder sie stand auf, zog sich an und ging zum Abendessen nach unten.
    Jane war eine Kämpferin. Es lag einfach nicht in ihrer Natur, stundenlang zu heulen und sich zu grämen. Und außerdem: Er war schließlich ein Mann, er war ihr Beschützer, er war fast alt genug, um ihr Vater zu sein. Na und? Sollte er sich doch mit diesem rothaarigen Flittchen amüsieren. Was hatte sie damit zu tun? Rein gar nichts.
    Eines schwor Jane sich allerdings: In der Kostümierung eines Schulmädchens würde sie unter gar keinen Umständen unten im Esszimmer auftauchen. Oh nein. Sie konnte genauso elegant auftreten wie diese Lady Amelia Harrowby. Sie hatte noch ein paar Abendkleider aus dem Besitz ihrer Mutter, und natürlich hatte sie niemals auch nur in Erwägung gezogen, sich von diesen Schätzen zu trennen. Also beschloss sie, das eleganteste und teuerste Stück aus dieser Sammlung anzulegen: ein tief dekolletiertes purpurrotes Kleid. Und Molly konnte ihr die Haare hochstecken. Schluss mit den Zöpfen. Und eine Turnüre musste sie auch noch irgendwo aufgabeln. Wenn sie dann vor ihm stand, würde er schon sehen, wie schön sie war, und …
    Jane lächelte. Sie rannte zur Tür, riss sie auf und rief nach Molly.
     
    Als der Earl sah, dass im Esszimmer drei Gedecke aufgelegt waren, musste er lächeln. Dann fiel ihm wieder das gemeinsame Mittagessen ein, sein bewusst zur Schau gestelltes schlechtes Benehmen, und er schämte sich plötzlich ganz fürchterlich.
    »Isst noch jemand mit uns zu Abend?«, fragte Amelia pikiert. »ja, ich«, flötete eine süße Stimme hinter den beiden. Die zwei drehten sich um. Amelia blieb erst mal die Luft weg, und der Earl bekam den Mund kaum wieder zu.
    Was zum Teufel hatte die Kleine da nur wieder angestellt?
    Janes Haar war hoch aufgetürmt. Sie war so zart und zerbrechlich und hatte ein solches Haar-Ungetüm auf dem Kopf, dass die Relation zwischen Körper und Kopf aus dem Lot geraten war und sie irgendwie lächerlich erschien. Dazu trug sie ein purpurrot leuchtendes ärmelloses, tief ausgeschnittenes Abendkleid. Die Farbe passte überhaupt nicht zu ihr. Sie war viel zu blass. Ein Pastellton hätte ihr viel besser gestanden. Hinzu kam, dass das Kleid und die übergroße Turnüre für eine Frau von Amelias Gestalt bestimmt waren. An Jane offenbarte das Kleid nicht nur, dass sie sehr schlank war, es ließ sie geradezu dürr und unweiblich erscheinen, obwohl Nick nicht eine Sekunde an ihren weiblichen Reizen zweifelte.
    Amelia fing an zu kichern.
    Der Earl warf ihr einen warnenden Blick zu. Ihr Lächeln verschwand. Dann sagte Nick: »Das ist Jane, die Enkelin des Herzogs von Clarendon. Sie ist mein Mündel.«
    Diese Auskunft machte Amelia vollends sprachlos. Sie hatte die Augen zu Schlitzen verengt, aus denen sie das junge Mädchen feindselig anstarrte.
    Der Earl sah Jane an, die ihn so anhimmelte, dass er sie am liebsten in die Arme geschlossen und mit ihr in glänzender Rüstung wie ein Ritter auf einem Schimmel davongeritten wäre. Was natürlich unmöglich war. Schließlich war er kein Ritter in einer glänzenden Rüstung. Und in ein glückliches Märchenland konnte er sie auch nicht entführen. Von ihm stand lediglich zu erwarten, dass er ihr Leben zerstören, sie verletzen und am Ende einfach beiseite schieben würde. Schließlich war er ein ausgemachter Schurke. Selbst seine Frau, die er früher einmal wie blöde geliebt hatte, war dieser Meinung gewesen.
    Der Earl ließ den beiden Frauen den Vortritt, und die drei gingen zum Tisch. Nick sah Janes enttäuschten Blick. Was hatte sie denn von ihm erwartet? Dass er, von ihrer Schönheit geblendet, ohnmächtig vor ihr zusammenbrechen würde? Er folgte den beiden Frauen. Amelia blieb stehen

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