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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein Begehren kaum zu bändigen vermochte.
    Er hasste seine eigene Begierde.
    Er hasste sie dafür, dass sie solche Gefühle in ihm auszulösen vermochte.
    »Vielleicht«, sagte er höhnisch, »bin ich auf dasselbe aus wie Lindley.«
    Sie erstarrte. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und sah ihn zornig an. »Raus hier!«
    Er verzog das Gesicht zu einem gemeinen Grinsen und ging einfach an ihr vorbei in den Salon und sah sich dort um. Er hörte, wie sie ihm folgte. Dann ging er weiter, den Gang entlang, und öffnete eine Tür. Offenbar das Zimmer des Dienstmädchens.
    »Was machst du da?«, fragte Jane. »Du kannst hier nicht einfach hereinkommen und so tun, als ob mein Haus dir gehört.«
    Er warf ihr einen Blick zu. »Das tue ich aber.« Er ging an ihr vorbei und inspizierte das kleine Esszimmer und die Küche.
    Sie ging wütend hinter ihm her. »Was bildest du dir eigentlich ein? Ich zahle hier die Miete. Das ist mein Haus. Wenn du nicht gehst, rufe ich die Polizei.«
    Im Foyer blieb er wieder stehen und lehnte sich mit verschränkten Armen lässig gegen die Wand. »Bezahlst du die Miete wirklich selbst, Jane? Oder hat Gordon dich hier einquartiert?«
    Sie errötete. »Das geht dich einen Dreck an.«
    »Ah, das Kätzchen fährt die Krallen aus«, sagte er.
    »Das Kätzchen, von dem du sprichst, würde dir am liebsten ins Gesicht speien!«
    »Dann hat Gordon dich hier also einquartiert«, sagte der Earl bedächtig. »Nur dass ich ihm zufällig jeden Monat eine gewisse Summe zahle – für deine Miete und deinen Lebensunterhalt.«
    Sie sah ihn bestürzt an.
    Er baute sich drohend vor ihr auf: »Was? Kein Dankeschön? Oh, wie konnte ich das nur vergessen? Von einer Frau, die sich ohne Abschied mitten in der Nacht davonstiehlt, sollte man natürlich kein Dankeschön erwarten. Ich kenne wenigstens meine Pflicht«, sagte er maliziös. »Hast du ganz vergessen, Jane, wer für deinen Schutz verantwortlich ist?«
    »Du hast Robert Geld gegeben?«
    »Seit dem Tag, als du damals verschwunden bist.«
    Sie wandte sich betroffen von ihm ab. »Wie viel? Wie viel schulde ich dir?«
    »Nichts.«
    Sie fuhr herum. »Wie viel, verdammt noch mal, wie viel schulde ich dir?«
    Er hatte plötzlich Mitleid, denn sie weinte. »Ende des Jahres zweitausend Pfund.«
    Jane holte tief Luft. Zweitausend Pfund – ein Vermögen. Für so viel Geld hätte sie in der Tat ein wesentlich luxuriöseres Domizil bekommen können als dies kleine Haus.
    Doch sie konnte mit ihrer Gage gerade die Miete zahlen und Nicole und sich selbst über Wasser halten. Robert steckte ihr – neben der Gage – oft genug ein paar Pfund extra zu und zahlte ihr die kleinen Luxusdinge, die für sie selbst zu teuer waren. Kein Wunder, dass er sich das alles leisten konnte, schließlich hatte ihn der Earl ja mit reichlich Geld ausgestattet. Auch zweifelte sie nicht daran: Robert hatte ihr von dem Geld nichts gesagt, weil er wusste, dass sie es sonst abgelehnt hätte. Ganz sicher hatte er inzwischen für Nicole und sie selbst eine hübsche Summe zurückgelegt.
    Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte dem Earl das Geld im Augenblick beim besten Willen nicht zurückgeben. Noch nicht. Vielleicht schon im folgenden Jahr. Aber nicht sofort. »So viel Geld habe ich nicht«, sagte sie hölzern.
    »Nicht so wichtig.«
    »Nicht so wichtig?«, schrie sie. »Ich will nichts von dir verstehst du das?«
    »Dabei sagtest du einmal, dass du mich liebst.« Er lachte heiser. »Und jetzt hasst du mich sogar.«
    Sie widersprach ihm nicht. Sie sah ihn nur an – mit Tränen in den Augen.
    Plötzlich spürte er ihn wieder: diesen schrecklichen Schmerz. Als er damals im Begriff gestanden hatte, sie zu heiraten, war er sicher gewesen, dass ihm ihr Hass nichts anhaben könne, sollte sie ihn eines Tages tatsächlich verabscheuen. Doch das war ein Irrtum gewesen, und was für ein Irrtum! Er presste eine Hand gegen die Brust. Doch der Schmerz wollte nicht weichen.
    »Warum bist du gekommen?«
    »Weil ich neugierig war«, sagte er achselzuckend. »Keine Angst, ich komme nicht wieder.«
    »Umso besser«, entgegnete sie giftig. »Du bist hier nämlich nicht willkommen. Wenn deine Neugier befriedigt ist, kannst du gehen.«
    Er riss seinen Blick mühsam von ihr los. Doch seine Füße wollten ihn einfach nicht zur Tür tragen. Er stand wie angewurzelt da und blickte an ihr vorbei durch die geöffnete Salontür. Er brachte es nicht über sich, Janes Haus zu verlassen.
    Alles ringsum verriet Janes Hand.

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