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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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ad absurdum zu führen. »Und beruflich gibt es ebenso wenig Anlass, sich Sorgen zu machen. Die Firma gehört uns, also meinen Eltern und mir, und wir gehen uns gegenseitig garantiert nicht an den Kragen.«
    »Wie steht es mit Konkurrenz?«
    »Konkurrenz?« Er beruhigte sich langsam wieder, musterte sie skeptisch. »Natürlich haben wir Konkurrenz. Unübersehbar viel Konkurrenz sogar. Firmen in allen Teilen der Welt. Aber deren Produkte sind im Moment einfach schlechter, die haben keine Chance. Da hilft es doch nichts, einen Killer zu schicken.«
    »Darf ich fragen, was Sie produzieren?«
    »Das dürfen Sie gern. Es ist allerdings nicht ganz einfach zu erklären. Am besten beschreibe ich es so: Wir bemühen uns, den Spaß am Autofahren zu vergrößern, wo immer es nur geht. Wir produzieren Heckspoiler, verschiedene Formen von Auspuffrohren, Verkleidungen der Karosserie fast aller gängigen Fahrzeugtypen. Alles, was das Herz begehrt, sage ich immer. Sie müssen uns nur mitteilen, was Ihnen gerade in den Sinn kommt, schon stehen wir Gewehr bei Fuß und überlegen, wie wir Ihnen Ihren Wunsch am preiswertesten erfüllen können. Was immer Sie planen, Ihr Fahrzeug schöner und auffälliger zu stylen, wir helfen Ihnen, damit Sie sich besser aus der Masse abheben. Kleider machen Leute, sagte man früher. Darüber sind wir doch längst hinaus.« Riederich lachte laut. »Heute muss das heißen: Autos machen Leute! Verstehen Sie? Wir können Ihnen helfen, aus Ihrem Typ etwas zu machen. Damit andere auf Sie aufmerksam werden! Wer solch ein tolles Fahrzeug fährt … das muss doch ein besonderer Mensch, verzeihen Sie, eine besondere Frau sein. Nutzen Sie unsere Erfahrung! Wir haben eine riesige Auswahl zu bieten.«
    »Also haben Sie nichts mehr mit der Produktion kleiner Metallteile zu tun wie Ihr Vater?«, fragte Neundorf.
    »Nein, das ist vorbei. Wir mussten uns weiterentwickeln, sonst hätten wir aufgeben müssen. Solche Metallteile, wie wir sie früher produzierten, werden inzwischen in China oder Vietnam hergestellt. Weit billiger als wir es könnten.«
    »Aber Sie haben wirklich keine Angst vor Konkurrenten?«
    Dr. Riederich schnappte nach Luft, bewegte sich etwas schwerfällig auf dem Sofa hin und her. »Natürlich haben wir Angst vor Konkurrenz. Die kaufen sich ganz legal eine unserer Apparaturen, schrauben sie bis zur letzten Mutter auseinander und versuchen, sie nachzubauen. In China, Malaysia, Vietnam – und was weiß ich wo überall. Dazu bieten sie unseren Ingenieuren Millionen, um an die Patente ranzukommen oder Mitarbeiter zu bestechen. Das läuft ständig so, ohne Zweifel. Aber da kommt doch keiner auf die Idee, mich anzufahren, um unsere Firma zu ruinieren.«
    Das klang plausibel, war Neundorf klar. Den Juniorchef der Firma umzubringen, um die Konkurrenz zu schwächen – darin war nur schwer Logik zu erkennen. Dann handelte es sich also doch nicht um ein Attentat, sondern um Zufall, verursacht durch einen betrunkenen Autofahrer?
    »Diese seltsamen Zeugen, die gesehen haben wollen, dass der Kerl mit Absicht auf mich losgefahren sei, täuschen sich. Es war doch längst dunkel. Wie wollen sie da so etwas genau beobachten?«
    Sie wusste nicht, was sie antworten, wie sie mit seinem Argument umgehen sollte. Auch diese Überlegung klang logisch und voll und ganz nachvollziehbar. Die Vermutung, es handele sich um ein bewusst vollzogenes Attentat und nicht um einen aus Unachtsamkeit erfolgten Unfall basierte allein auf den im Dämmerlicht der längst angebrochenen Nacht erfolgten Beobachtungen zweier vom Licht ihrer Buchhandlung geblendeten Frauen sowie zweier vom Ort des Geschehens etwa fünfzig Meter entfernter Männer. Fünfzig Meter entfernt, überlegte sie, und das bei Nacht.
    »Sie sollten sich die Mühe ersparen, weitere Untersuchungen anzustellen«, forderte Dr. Riederich sie auf. »Wenn diese Polizeistreife nicht zufällig, Sekunden nachdem der Kerl gerade weggerast war, dort vorbeigekommen wäre, und diese beiden Männer nicht so laut geschrien hätten – alles wäre vergessen. Nur weil Ihre Kollegen unbedingt meine Personalien verlangten und sich von meinem Doktor-Titel beeindrucken ließen, kamen sie auf die Idee, das Ganze so aufzubauschen. In Wirklichkeit ist doch nichts passiert.«
    »Sie täuschen sich. Herr Haigis hegt mit gebrochenem Oberschenkelhals im Krankenhaus.«
    Dr. Riederich zog seine Jacke zurecht, lehnte sich zurück. »Das tut mir leid, ja. Zumal ich den Mann überhaupt nicht bemerkt

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