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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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ich Ihnen etwas zum Trinken anbieten?«
    Neundorf schüttelte den Kopf, musterte ihr gut aussehendes Gegenüber unter Pissarros Mädchen mit Gerte. Er hatte kurze dunkle Haare, ein trotz der kalten Jahreszeit intensiv gebräuntes Gesicht, trug einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd. Einzig die Krawatte fehlte. Ein offensichtlich sehr kultivierter, überaus charmanter Mann Mitte Vierzig mit – wenn ihre bisherigen Informationen stimmten – Frau, zwei Kindern, ansehnlichem Besitz und außergewöhnlichem beruflichem Erfolg. Wer hatte ihm nach dem Leben getrachtet? Sie wusste, dass sie sich der zentralen Fragestellung nur vorsichtig nähern, sie nur langsam, Stück für Stück einkreisen konnte. Das Attentat war in Backnang, etwa 50 Kilometer von Markgröningen entfernt, erfolgt. Wer hatte gewusst, dass Dr. Riederich sich zu dieser Stunde dort aufhalten, dazu in dieser Straße zu finden sein würde? War ihm jemand den Tag über gefolgt?
    »Darf ich wissen, was Sie gestern Abend in Backnang zu tun hatten? Waren Sie allein dort, war es ein geschäftlicher Termin oder war Ihr Aufenthalt privater Natur?«, fragte sie.
    »Was ich …?« Er stutzte, schüttelte den Kopf. »Weshalb … Ich meine … wieso interessiert Sie das?«
    »Na ja, wer immer Sie gestern bedrohte, er wusste offensichtlich darüber Bescheid, wo Sie nach Anbruch der Dunkelheit, die es jedem Attentäter leichter macht, unerkannt zu entkommen, zu finden sein würden. Er muss also entweder über Ihre Gepflogenheiten oder über Ihre Termine informiert gewesen oder Ihnen den ganzen Tag gefolgt sein.«
    »Mir den ganzen Tag gefolgt sein?«
    »Ja, obwohl ich das eher für unwahrscheinlich halte. Eine Person, die Ihre Termine oder Ihre Gepflogenheiten kennt, hat das nicht nötig. Oder ist Ihnen jemand aufgefallen?«
    »Ich glaube nicht, dass es Absicht war«, antwortete er.
    Neundorf versuchte überrascht, den Sinn seiner Worte zu verstehen. »Das Attentat?«
    »Es war kein Attentat.«
    »Was dann?«
    »Ein Unfall.«
    »Aber die Aussagen der Zeugen und der verletzte Mann?«
     
    Unmittelbar nach ihren Gesprächen in der Buchhandlung hatte sie die Staatsanwaltschaft über das Geschehen und die bisherigen Ermittlungsergebnisse informiert. Anschlie­ßend war sie zum Backnanger Kreiskrankenhaus gefahren, um von Bernhard Haigis Auskunft über seine Beobachtun­gen zu erhalten. Dies musste allerdings aufgeschoben werden, weil sich der Mann einer Operation seines Ober­schenkelhalses – verursacht durch den Vorfall in Backnang – hatte unterziehen müssen.
    »Wahrscheinlich handelte es sich um einen Betrunkenen. Der Kerl wollte losfahren und verlor die Herrschaft über seinen Wagen.«
    »Wieso fuhr er dann so zielstrebig genau auf Sie zu?«
    »Der fuhr nicht zielstrebig auf mich zu. Das ist eine Fehlinterpretation. Der überschätzte seine Fahrtüchtigkeit, klemmte sich hinters Steuer und begriff erst beim Losfahren, wie betrunken er war. Zum Glück konnte ich mich noch zur Seite werfen, ohne dass er mich erwischte.«
    »Sie haben keinerlei Verletzung davon getragen?«
    Dr. Riederich winkte mit der Rechten ab. »Nur hier an der Hand eine kleine Abschürfung.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Nicht der Rede wert.«
    Sie warf einen Blick auf den Handrücken, konnte keinerlei Spuren einer Verletzung erkennen. »Dann haben Sie wirklich Glück gehabt. Dieser Herr Haigis allerdings weniger. Der hat einen Oberschenkelhalsbruch erlitten. Eventuell eine komplizierte Sache, wie mir der Arzt berichtete.«
    »Der Mann, der in der Nähe lief? Das tut mir leid. Das höre ich jetzt zum ersten Mal.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Nein. Woher?«
    »Ich dachte, Sie waren vielleicht gemeinsam unterwegs.«
    »Nein, tut mir leid. Wie heißt der Mann?«
    »Haigis«, antwortete Neundorf. »Bernhard Haigis.«
    »Nie gehört.« Dr. Riederich schüttelte den Kopf.
    »Und Sie können sich wirklich nicht vorstellen, dass es ein Anschlag auf Sie war?« Sie musterte das Gesicht ihres Gegenüber, sah seine abwehrende Handbewegung.
    »Es gibt keinen Grund dafür, weder privat noch beruflich. Ich bin glücklich verheiratet, habe zwei nette, na gut, im Moment etwas pubertierende, also öfter mal zickige Kinder und eine liebe Frau, die sich, ich glaube, das kann ich wirklich garantieren, mit mir als einzigem männlichen Wesen begnügt, so dass es keinen Grund für sie gibt, mich loswerden zu wollen.«
    Er hatte ein süffisantes Lächeln aufgesetzt, versuchte, ihre Besorgnis mit lautem Lachen

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