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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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– auch wenn die öffentliche Meinung vom Gegenteil dieser belegbaren Tatsache überzeugt schien. Es war bequemer, das und die Bösen weit ab von sich selbst als in der unmittelbaren Nähe zu vermuten. Der unbekannte Fremde als Verbrecher machte sich prinzipiell besser als den Totschläger, Vergewaltiger oder Mörder in der eigenen Familie suchen zu müssen.
    Braig waren all diese Fakten zur Genüge bekannt. Trotzdem hatte er das Alibi Albrecht Haags nicht überprüft, ja, nicht einmal hinterfragt. Doch stand das jetzt wirklich schon auf der Tagesordnung? Durfte er das der leidgeprüften Familie antun? Er holte sich Ann-Katrins Frage ins Gedächtnis, schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn nicht im Verdacht. Dazu ist es noch viel zu früh.« Zuerst musste er den am späten Abend aufgeworfenen Fragen nachgehen, das persönliche Umfeld der Getöteten überprüfen, ihre Verabredung abchecken, bevor er denjenigen, die von ihrem Tod wohl am meisten betroffen waren, auf den Zahn fühlte. Das war nicht nur eine Frage des Anstands, sondern auch der ermittlungstechnischen Notwendigkeit. »Wie spät ist es?«, erkundigte er sich.
    »Zehn vor neun.«
    »Oh, nein!« Er sprang direkt aus dem Bett ins Bad, drehte das Duschwasser auf, spülte sich die Müdigkeit vom Leib. Nach und nach fiel ihm ein, was er als Erstes zu tun hatte: Sich um ein Gespräch mit Vanessa Kösel, der Mitbewohnerin Lisa Haags bemühen, weiter nach diesem Meisner suchen und eine Übersicht der letzten Gespräche der Getöteten in Auftrag geben. Es würde nicht einfach, soviel war sicher, dies alles an einem Samstag in Angriff zu nehmen.
    Er drehte das Wasser ab, stieg aus der Dusche, griff nach seinem Handtuch. Samstagmorgen. Wenn er Glück hatte, lag die junge Frau noch im Bett, allein oder zu zweit, sich von den Erlebnissen einer langen Nacht erholend.
    Braig trocknete sich ab, schlüpfte in frische Wäsche. Er sah Ann-Katrin in der Küche sitzen und in der Zeitung lesen, hatte das Aroma frisch gebrühten Kaffees in der Nase. Er huschte an der geöffneten Tür vorbei, hörte ihre Stimme: »Du kommst frühstücken?«
    »Fünf Minuten noch, bitte.« Er griff zum Telefon, rief im Amt an, ließ sich die Nummer Vanessa Kösels in Tübingen geben, stellte fest, dass es sich um eine Handy-Verbindung handelte, wählte. Nach kurzem Warten hatte er die verschlafen klingende Stimme einer jungen Frau am Apparat.
    »Ja?«
    »Hier ist Braig. Spreche ich mit Vanessa Kösel?«
    Kurzes Zögern, dann kam die Antwort. »Ja, um was geht es?«
    »Lisa«, sagte er. »Lisa Haag.«
    Diesmal musste er nicht lange warten. »Die ist nicht da. Erst am Montag wieder.«
    »Am Montag? Nein. Am Montag wird sie nicht …«
    Vanessa Kösel fiel ihm mitten ins Wort. »Warum rufen Sie mich an? Reden Sie doch mit ihr selbst. Hier, ich gebe Ihnen ihre Nummer.«
    Er hörte, wie sie ihr Handy bearbeitete, hatte ihre Stimme wieder am Ohr.
    »So, jetzt habe ich Lisas Nummer. Geben Sie sie bitte ein.«
    »Das nützt mir nichts«, antwortete er. »Ich habe die Nummer schon.« Er nannte die Ziffern, bemerkte ihre Verwirrung.
    »Also, Sie sind wirklich gut. Sie haben Lisas Nummer?! Darf ich wissen, weshalb Sie sie dann nicht direkt anrufen, sondern mich am frühen Samstagmorgen aus dem Schlaf reißen?«
    »Das tut mir leid«, sagte Braig. »Ich bin von der Polizei. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    »Polizei?«
    Er hörte einen dumpfen Schlag, dann, etwas entfernt ein nur schwer verständliches Schimpfen, hatte die Stimme der jungen Frau dann wieder in der Leitung. Vor Schreck war ihr wohl das Handy aus der Hand gefallen.
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen, was?«
    »Nein«, antwortete er, »wirklich nicht. Wenn Sie mir nicht glauben, rufen Sie bitte im Landeskriminalamt an und fragen nach mir. Mein Name ist Braig. Kriminalhaupt­kommissar Steffen Braig.«
    »Kriminalhauptkommissar? Mein Gott, was ist denn passiert?«
    »Lisa, Ihre Mitbewohnerin, richtig?«
    »Ja, was ist mit ihr?«
    »Sie waren, äh, sind mit ihr befreundet? Oder ist es Zufall, dass Sie eine gemeinsame Wohnung haben?«
    »Sie waren ?«, wiederholte sie seine Worte. »Was soll das heißen? Lisa ist doch nichts passiert?«
    »Sind Sie mit ihr befreundet? Ja oder nein?«
    »Na ja, was heißt befreundet. Ich wohne seit drei Mona­ten mit ihr zusammen, weil ihre Freundin ein Stipendium in Frankreich erhalten hat. Wir haben uns inzwischen etwas kennengelernt, sagen wir mal so.«
    »Sie kennen sich also nicht näher?«
    »Näher? Das

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