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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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sicher.«
    »Obwohl es dunkel war?«
    Haigis antwortete, ohne lange zu überlegen. »Das Auto fuhr ohne Licht. Aber in dem Moment, als es auf die Leute zu raste, fiel für kurze Zeit irgendwoher ein leichter Schimmer auf das Kennzeichen. Vielleicht von einem von der Bahnhofstraße her kommenden Auto oder von einer Straßenlampe, ich weiß es nicht. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, wie man so sagt, also wirklich nur für einen kurzen Augenblick. Deshalb konnte ich es auch nicht richtig erkennen, und dass das jetzt für Sie wichtig ist, woher sollte ich das gestern Abend ahnen?«
    »Sie müssen sich nicht rechtfertigen. Die Umstände, unter denen das Ganze ablief, sind mir vollkommen klar. Ich bin schon sehr dankbar, dass Sie die Buchstaben wahrnehmen konnten. Das bringt uns bestimmt weiter. Die Ziffern danach …«
    »Nein«, antwortete der Mann, »beim besten Willen, nein. Ich konnte keine einzige davon sehen. Es ging einfach zu schnell.«
    Neundorf atmete tief durch, warf einen Blick auf das benachbarte Bett, wo ein älterer Mann mit ebenfalls bandagiertem Bein lauthals schnarchte. LB – EL oder FL oder LL, überlegte sie. Oder doch eine andere Kombination? Wie viele BMW mit einer dieser Buchstabenreihen waren gemeldet? Die neue Information schränkte den Umfang ihrer Arbeit zwar spürbar ein, ob es ihnen mit dieser immer noch recht vagen Beschreibung jedoch gelang, den Täter zu identifizieren … Sie musste sich um weitere Details bemühen.
    »Der Mann«, sie hielt für einen Moment inne, sprach dann weiter, »oder die Frau hinterm Steuer. Konnten Sie das Gesicht erkennen? Oder vielleicht sogar mehrere Gesichter?«
    Haigis Miene hatte jede zuversichtliche Prägung verloren. »Tut mir leid. Nichts. Überhaupt nichts. Ich … Es ging zu schnell, einfach viel zu schnell.«
    »Wie lief das Ganze ab? Konnten Sie genau verfolgen, wie das Auto auf Herrn Riederich zu raste und wo es herkam?«
    Haigis starrte irritiert zur Seite, weil das Schnarchen seines Bettnachbarn zu einer Lautstärke angeschwollen war, die ihre Unterhaltung beeinträchtigte, zog ein Papiertaschentuch aus der Packung auf seinem Nachttisch, zerknüllte es und zielte damit auf das Gesicht des Mannes. Der Papierbausch landete mitten auf dem Mund, veranlasste den Nachbarn, heftig nach Luft zu schnappen und sein Schnarchen in eine weit gedämpftere Form umzuwandeln.
    Neundorf nickte Haigis anerkennend zu. »Sieht aus, als hätten Sie das geübt.«
    »Zweimal schon heute Morgen. Irgendwann stößt jeder an die Grenzen des Erträglichen«, bestätigte ihr Gesprächspartner, versuchte sich dann auf ihre Frage zu konzentrieren. »Wo das Auto her kam? Natürlich habe ich das verfolgt. Ich lief ja genau an der Stelle, wo es passierte.«
    »Also?«
    »Ich kam vom Bahnhof her, lief den oberen Weg durch den Schillerplatz auf den Zebrastreifen zu. Plötzlich hörte ich einen Motor aufheulen: Ich starrte quer über die Straße, den Berg abwärts, sah das Auto. Es stand in einer Parkbucht auf der anderen Straßenseite, etwa zehn Meter unterhalb der Buchhandlung, das weiß ich genau. Ich habe ihn zwar erst bemerkt, als er losraste, aber das spielte sich mit einer solch verrückten Geräuschkulisse ab, dass ich unwillkürlich stehen blieb und zur Seite starrte. Die Reifen quietschten und der Motor heulte auf und in dem Moment sah ich sie die Straße überqueren. Und der Karren preschte genau auf sie zu. Der schoss quer über die Fahrbahn.«
    »Auf sie?«, unterbrach Neundorf irritiert. »Es war ein Mann, Herr Riederich, keine Frau.«
    »Was heißt ein Mann ? Die liefen Hand in Hand.«
    »Wir sprechen vom gleichen Ereignis? Gestern Abend, gegen 18.20 Uhr am Schillerplatz in Backnang?«
    Haigis lachte laut auf, wurde von einem Hustenanfall am Weitersprechen gehindert. »Allerdings«, brachte er schließlich hervor, wies auf sein bandagiertes Bein, »wir reden von dem Dreckschwein, dem ich das zu verdanken habe.«
    »Dann bitte ich Sie, mir nochmals genau zu erklären, auf wen dieser Wagen zu raste.«
    »Auf diese junge Frau und den Mann, die gerade dabei waren, die Straße zu überqueren.«
    »Es handelte sich nicht um einen einzelnen Mann?«
    Haigis hustete, brabbelte irgendwelche unverständlichen Worte vor sich hin. »Ein einzelner Mann?«, sagte er dann schließlich, den Vorwurf, nicht richtig verstanden zu werden, unüberhörbar in der Stimme. »Was wollen Sie denn mit einem einzelnen Mann? Das waren eine junge Frau und ein Mann. Sie liefen Hand in Hand,

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