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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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haben, dann äußern Sie sie. Vielleicht hilft mir das weiter.«
    »Ja, ich glaube, Lisa hat einen anderen«, brach es plötzlich aus ihr heraus. Sie schaute ihn erschrocken an, hatte ihren Verdacht wohl selbst noch nie so deutlich formuliert.
    »Einen anderen Freund also.«
    »Ich weiß es nicht. Aber manchmal kommt es mir so vor. Sie tut oft so geheimnisvoll.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen. Ich habe keine Ahnung.«
    Braig betrachtete die junge Frau, war sich der Brisanz ihrer Aussage bewusst. Ein neuer Mann in Lisa Haags Leben? Die junge Studentin zwischen zwei Interessenten? Ein von Eifersucht getriebener Freund, der seine Partnerin mit keinem anderen teilen will? War es das? Der Auslöser zu der schrecklichen Tat, die zum Tod der jungen, bildhübschen Frau geführt hatte?
    Er spürte die aufkommenden Schmerzen hinter seinen Schläfen, nahm seinen Kopf in beide Hände, versuchte, einen Moment inne zu halten, um einen klaren Gedanken zu fassen. Das Bild des engelähnlichen Wesens baute sich unmittelbar vor ihm auf. Eifersucht, arbeitete es in ihm. Eifersucht auf die Gunst dieses bildhübschen Geschöpfs – was lag näher als dieses Motiv?
    »Wieso interessiert Sie das überhaupt?«, fragte Vanessa Kösel. »Ich meine, Lisa … Ihr sei etwas zugestoßen, haben Sie erklärt. Ein Unfall, oder habe ich das falsch verstanden?«
    Braig versuchte, seinen Gedankengang nicht aus dem Gedächtnis zu verlieren, reagierte nicht auf ihre Bemerkung. Wenn ein anderer Mann aufgetaucht war, dann musste er diesen Aspekt verfolgen. Den alten wie den neuen Freund überprüfen. Eifersucht, das schien in der Tat passend.
    »Was veranlasst Sie zu glauben, Lisa habe eine neue Beziehung? Nur die Tatsache, dass sie für ihren Freund, diesen Dennis, weniger Zeit hatte?«
    Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. »Das allein ist es nicht. Nein, ihr Auftreten, ihre Stimmung, ihre ganze Art hat sich verändert. Sie ist noch selbstsicherer, selbst­bewusster geworden, fast schon …«
    »Was wollen Sie sagen?«
    »Na, fast schon etwas eingebildet. Arrogant.«
    »Und das war sie am Anfang, als Sie hier eingezogen sind, noch nicht?«
    »Jedenfalls nicht so offenkundig.«
    »Und Sie glauben, dass das etwas mit einem neuen Freund zu tun haben könnte.«
    Die junge Frau zögerte mit ihrer Antwort. »So genau kann ich das nicht sagen. Es fiel mir jedenfalls besonders auf, seit sie Abend für Abend ewig am Handy hing.«
    »Sie führte lange Gespräche? Und nicht mit ihrem Freund?«
    »Nein, garantiert nicht.« Vanessa Kösel war sich sicher. »Ihre Stimme war ganz anders, wenn sie sich mit Dennis unterhielt. Bei weitem nicht so engagiert. Nicht dieses Feuer, diese … , na ja, Leidenschaft – Sie wissen, was ich meine?«
    Braig nickte, nahm sich vor, diesen Dennis Zeller genau zu überprüfen und ihn bis ins letzte Detail abzuklopfen. Dazu auch die Liste der Handygespräche, um den neuen Interessenten identifizieren und ebenfalls einer genauen Analyse unterziehen zu können. »Sie glauben also, Lisa war verliebt. In einen anderen Mann«, sagte er.
    »Das glaube ich, ja.«
    »Aber sie hat seinen Namen nie erwähnt? Oder ihn mitgebracht, sich irgendwo mit ihm getroffen, in der Uni, einer Kneipe oder der Stadt?«
    »Ob sie ihn getroffen hat? Ich weiß es nicht, keine Ahnung. Wir gingen zwar manchmal zusammen weg, also abends, nicht nur tagsüber in die Uni, aber da war immer nur Dennis oder sonst einer unserer Bekannten. Niemand, mit dem sie besonders vertraut schien.«
    »Und Sie haben sie nicht nach dem Typ gefragt?«
    Die junge Frau hielt ihre linke Hand in die Höhe, bewegte den verletzten Finger vorsichtig hin und her. »Ich weiß ja offiziell überhaupt nichts von einem neuen Freund.« Sie spitzte die Lippen, blies Luft auf das Pflaster. »Doch, jetzt fällt es mir wieder ein. Einmal habe ich sie danach gefragt. Irgendwann abends nach ewig langem Handy-Geturtel, als sie wieder in der Küche auftauchte. Sie war total aufgedreht, schien auf Wolken zu schweben. Oho, frotzelte ich, da hat es jemand aber ganz schön erwischt. Wie heißt er denn, der junge Mann?«
    »Und? Was antwortete Sie?«, fragte Braig.
    »Das war total komisch«, erklärte Vanessa Kösel, »sie reagierte völlig anders, als ich es erwartet hatte.« Sie wedelte mit ihrer linken Hand hin und her, biss die Zähne zusammen, legte das Gesicht in Falten.
    Braig begriff, dass ihr verletzter Finger schmerzte, wartete geduldig, bis sie sich beruhigt

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