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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Konsequenzen diese Erkenntnis für ihre Ermittlungen erforderte, war Neundorf sofort klar. Es gab nur einen Weg, diesen eifersüchtigen Nebenbuhler schnell aufzuspüren, so schnell jedenfalls, dass ein weiterer Anschlag verhindert werden konnte: Riederich musste die Identität seiner Begleiterin preisgeben. Noch am Montagnachmittag hatte sie deshalb versucht, ein persönliches Gespräch mit dem Mann zu vereinbaren, war von seiner Sekretärin aber trotz ihres Drängens auf den Dienstag verwiesen worden, weil sich Riederich deren Aussage nach bis zu diesem Zeitpunkt in einem Zulieferbetrieb in Rumänien aufgehalten hatte. So sehr sie sich über diese Auskunft geärgert hatte, ihr war nichts anderes übrig geblieben, als sich damit abzufinden.
    Der Mann sah tatsächlich abgekämpft aus, als sie ihm am Dienstag gegen 14 Uhr in seinem Büro in Stuttgart gegenüber saß, gestresst und um Jahre gealtert im Vergleich zu ihrer Begegnung in seinem von Wohlstand und privilegiertem Lebensstil geprägten Haus in Markgröningen. Den Hemdkragen weit geöffnet, die Krawatte gelockert, die Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt – vielleicht ein Attribut an die für einen Januartag schon wieder außergewöhnlich hohen Temperaturen?
    »Sie verschwenden immer noch Ihre Zeit wegen diesem unseligen Unfall?«, empfing er sie sichtbar schlecht gelaunt, hinter seinem Schreibtisch stehend, die Hand zu einer kurzen Begrüßung reichend.
    »Sie wollen es immer noch als harmlos abtun?« Sie folgte seinem Zeichen, nahm in dem harten Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz, das unbequeme Möbelstück als Hinweis auf sein Desinteresse an ihrem Besuch verstehend.
    »Es war harmlos«, bekräftigte er, »und mir fehlt wirklich die Zeit …«
    Neundorf war nicht gewillt, sich auf diese Weise abspeisen zu lassen. Besser schon am Anfang die Fronten klären als ewig um den heißen Brei herumreden, überlegte sie. »Intime Körpermassage. Anleitung in Wort und Bild.«
    Es dauerte zwei, drei Sekunden, bis er die Bedeutung ihrer Worte begriffen hatte. Zwei, drei Sekunden, bis ihm klar geworden war, dass er sie unterschätzt hatte, sie nicht mehr so einfach abspeisen konnte, wie er sich das ausgemalt hatte. Der Ruck ging beinahe sichtbar durch seinen Körper. Er schien zu versteinern, nahm Haltung an. Farbe wich aus seinem Gesicht. »Ich verstehe nicht.« Seine Lippen formulierten leere, nichts sagende Worthülsen. Nur ein Blinder konnte übersehen, dass seine Körpersprache in eine völlig andere Richtung zielte.
    »Sie verstehen sehr gut«, konterte Neundorf, fixierte ihr nervös an seiner Krawatte nestelndes Gegenüber mit ihrem Blick. »Und ich sage Ihnen klar und deutlich: Ihr Privatleben interessiert mich nicht. Wir sind ein freies Land. Sie können tun und lassen, was Sie wollen. Im Moment habe ich allerdings ein Problem. Ich kann nicht davon absehen, dass ein eifersüchtiger Heißsporn offensichtlich nicht länger mit ansehen will, dass ihm seine Freundin ausgespannt wird. Von einem Mann, der sehr viel mehr Geld und Einfluss hat als er und dem es deshalb gelungen ist, seine Freundin zu verführen. So sehr er sich bemüht, sie zurückzugewinnen, ist ihm kein Erfolg beschieden. Der andere hat einfach mehr Geld, mehr Charme, mehr Erfahrung. Und da gehen ihm die Nerven durch. Er spioniert ihr nach, entdeckt sie in Gesellschaft ihres neuen Verehrers und wartet auf eine Gelegenheit, es den beiden heimzuzahlen. Hand in Hand schlendern die beiden am Abend durch die Stadt, schäkern miteinander, verschwinden in einer Buchhandlung. Der Wahn der Eifersucht übermannt den gehörnten Freund vollends. Er versteckt sich in seinem Auto, sieht die beiden wie ein verliebtes Paar aus der Buchhandlung kommen und die Straße betreten und rast los. Zu seinem Pech, oder sollte ich besser sagen: Glück, gibt es aber einen Passanten, der gerade noch rechtzeitig eingreifen und das verliebte Paar zur Seite reißen kann, bevor es ihn selbst erwischt.
    Der Attentäter flieht, die Attackierten bleiben zurück. Eine Menge Zeugen sind zur Stelle. Blitzschnell ist dem erfahrenen Liebhaber klar, welche Probleme diese Situation für ihn bringen kann, vor allem, als zufällig auch noch eine Polizeistreife auftaucht. Er ist verheiratet, hat eine Familie, dazu noch einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit. Er nimmt wahr, dass seine Freundin zum Glück unversehrt ist, bittet sie, sich so schnell als möglich aus dem Staub zu machen. Die junge Frau versteht,

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