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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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seiner aktuellen Ermittlung zu finden, sah das Foto vor sich liegen. Orchitis, der Ministerialdirigent. Oder täuschte er sich? Er fühlte sich nicht mehr sicher, nahm das Bild, lief in Neundorfs Büro. Es war leer. Zehn vor Fünf. Vielleicht war sie noch in ihrem derzeitigen Fall unterwegs, irgendetwas mit einem angeblichen Attentat auf einen Industriellen, wie sie ihm erzählt hatte, vielleicht auch schon zu Hause.
    Er legte das Foto auf ihren Schreibtisch, nahm sich ein leeres Blatt und einen Stift, notierte seine Frage. Kennst du einen von denen? Im gleichen Moment hörte er Doldes Stimme auf dem Flur. Braig ließ das Bild liegen, lief dem Kollegen in die Arme.
    »Es gibt Arbeit«, erklärte der Mann, mit einem in durchsichtiger Folie verpackten Papier durch die Luft wedelnd.
    »Arbeit?«, brummte Braig. »Weißt du, wie spät es ist?«
    Dolde gab keine Antwort, folgte ihm in sein Büro, legte sein Mitbringsel mitten auf den Schreibtisch. »Hier, bitte.«
    Es handelte sich um ein mit Computer beschriebenes, leicht zerknittertes Blatt, das in der rechten Mitte etwas eingerissen war. Braig las die ersten Sätze, fühlte sich sofort elektrisiert.
    Meisner, du widerlicher Dreckskerl, wir haben deine verlogenen Märchen satt. Du hast uns den Himmel auf Erden versprochen, und wir waren so dumm, dir zu glauben. Unsere Träume von einer Karriere als Model hast du benutzt, uns für deine Zwecke einzuspannen.
    Wir geben zu: Wir waren blöder als blöd. Wir haben lange nicht begriffen, um was es dir in Wirklichkeit geht. Die paar Aufträge für Werbung, die wir erhalten haben, die paar Auftritte im Fernsehen und auf anderen Bühnen, bei denen wir wie eine Herde Kälber gegeneinander ausgespielt wurden, damit sich die geilen Böcke der Jury auf unsere Kosten austoben konnten, sind den Preis nicht wert. Du und deine verkommenen Freunde haben unsere Dummheit ausgenutzt. Zahlen sie dir tatsächlich auch noch Geld dafür? Du bist kein Model-Manager, du bist ein Zuhälter. Wir haben es satt, uns von deinen geilen alten Säcken weiter ins Bett zerren zu lassen. Jetzt fängst du sogar schon mit Minderjährigen an. Wir lassen uns nicht länger für dumm verkaufen.
    Höchste Zeit, dass die Öffentlichkeit von deinen Schweinereien erfährt. Die Zeitungen werden sich freuen, wenn wir jetzt auspacken. Wir lassen uns nicht länger wie Nutten behandeln, nur um in die nächste Show zu kommen. Jetzt erzählen wir alles.
    Lisa und Tina
     
    »Das darf nicht wahr sein! Wo hast du das her?« Braig hatte Mühe, sich von dem Text zu lösen, spürte die Aufregung in allen Gliedern. Vom ersten Satz an hatte er begriffen, welche Brisanz in dem Schreiben steckte.
    »Aus Meisners Aktenordnern«, antwortete Dolde, »ich hatte sie zwar durchgeblättert, einen nach dem anderen, aber nicht gründlich genug. Vorhin, bei einem genaueren Durchgang, ist es mir in die Hände gefallen.«
    »Du verdienst ein zusätzliches Gehalt. Ist dir klar, was da vor uns liegt?«
    Dolde griff zu seiner Brille, säuberte sie mit einem Tuch. »Ich fürchte, ja. Der Grund, weshalb das Mädchen sterben musste. Sie droht ihm, auszupacken. Der muss ganz schön Dreck am Stecken haben.«
    »Verdammter Mist, ja. Sie hat ihn erpresst. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Genau wie es ihre Freundin angedeutet hat.« Er berichtete dem Kollegen von dem Anruf Fiona Pregizers, starrte erneut auf das Blatt. »Lisa und Tina. Wer ist diese Tina?«
    »Einer der anderen Angels.«
    »Natürlich, ja. Aber wenn sie hier mit unterschrieben hat …« Braig spürte, wie es ihn siedend heiß durchlief. »Wir benötigen die Liste. Die Liste seiner Angels. Sofort.«
    »Du glaubst …« Dolde verzichtete darauf, seinen Gedanken auszusprechen, sah an Braigs in Falten gelegter Stirn, dass beide dieselbe Befürchtung hegten. »Ich meine, immerhin ist der Kerl jetzt abgetaucht. Er kann es sich gar nicht leisten, hier zu erscheinen, um dieser Tina etwas anzutun.«
    »Woher willst du das wissen? Er kann es sich auf jeden Fall nicht leisten, ihr nichts anzutun. Wenn das, was die beiden Frauen erzählen wollen, so brisant ist, dass er einen Mord begeht, um die Veröffentlichung zu verhindern, muss er ein zweites Mal zuschlagen. Und zwar bald. Solange nämlich diese Tina durch Lisas Tod so schockiert ist, dass sie sich nicht an die Öffentlichkeit traut. Er muss sich auch diese Tina vornehmen, sonst hat der Mord an Lisa Haag überhaupt nichts gebracht.«
    »Es sei denn, diese Tina ist nach dem Verbrechen an

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