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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wurden, drückte sich an mehreren die Auslagen prüfenden Frauen vorbei ins Geschäft. Die Drogerie schien gut besucht, wohin er auch sah, in den Regalen stöbernde Kunden. Er musterte die junge dunkelhaarige Frau an der Kasse, versuchte sich an das Porträt Tina Etzels in Meisners Famous Models zu erinnern. Sie konnte es nicht sein, hatte ein ganz anderes Profil.
    Braig lief dennoch zu der Kassiererin, wartete, bis sie eine Kundin bedient hatte, fragte dann nach der Gesuchten.
    »Tina?« Die dunkelhaarige Frau schaute auf. »Die füllt im Moment Regale. Dort, bei der Kosmetik.«
    Er folgte ihrem Fingerzeig, passierte zwei vollbepackte Verkaufsständer, drückte sich an einer Reihe Parfüms und Kosmetika prüfender Frauen vorbei. Die Luft war erfüllt von Düften und Aromen jeder Geschmacksrichtung. Braig versuchte, den Atem für ein paar Sekunden anzuhalten, stand plötzlich vor einer ihm den Rücken zuwendenden, im Dress des Ladens gekleideten Angestellten, die eines der Regale nachfüllte. Er blieb stehen, räusperte sich, nannte den Namen der Gesuchten. »Frau Etzel?«
    »Ja?«
    Die Ähnlichkeit mit dem Bild des Computermonitors war marginal. Dick aufgetragene Schminke, im künstlichen Farbton nachblondierte Haare, viel zu kräftig modellierte Lippen. Eine Wolke süßlichen Parfüms hüllte die Frau ein.
    »Braig ist mein Name. Kriminalpolizei.« Er musterte das Gesicht seines Gegenübers, sah, wie sie erschrak. »Wir haben miteinander telefoniert«, fügte er schnell hinzu.
    »Kriminal …« Die Worte erstarben ihr im Hals, sie starrte zu ihm auf wie zu einem Wesen von einem anderen Stern.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen, unter vier Augen. Wo können wir das tun?«
    Sie benötigte mehrere Sekunden, sein Anliegen zu verstehen, zeigte dann auf einen kleinen Raum, der wenige Meter weiter hinter den Regalen zu erkennen war.
    Er nickte mit dem Kopf, wartete, bis sie sich endlich in Bewegung setzte, folgte ihr. Die widerliche Parfüm-Wolke begleitete ihn bei jedem Schritt. Sie wichen einer mit Toilettenpapier vollbepackten älteren Dame aus, schoben sich am Kinderwagen einer verschleierten Frau vorbei in den kleinen Raum, der offensichtlich als Lager diente. Tina Etzel blieb vor einem Tisch stehen, wartete auf eine Erklärung des Besuchers.
    »Können wir kurz Platz nehmen?« Braig deutete auf die beiden Metallstühle hinter dem Tisch, zog sie her, setzte sich dann, der jungen Frau gegenüber.
    Sie schaute ihn mit erwartungsvoller Miene an, konnte ihre Neugier nicht länger zurückhalten. »Also i woiß überhaupt net, was Sie wellet.«
    »European Angels«, begann Braig, »Meisners Famous Models.«
    Die Augen seines Gegenübers begannen augenblicklich zu leuchten. »Ich bin die Number Eight«, erklärte Tina Etzel in gestelztem amerikanischen Akzent, »an achter Stelle von alle!« Stolz pochte aus allen Poren ihres Körpers.
    Braig nickte, war sich darüber im Klaren, dass das ganze Universum vor allem aus unerklärbaren Phänomenen bestand.
    »Sie wissen, was mit Lisa geschehen ist?«
    Diesmal begriff sie sofort. »Schrecklich«, hauchte sie, »schrecklich. I bin so erschrocke, wie i des ghört han.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte er, »vor allem, nachdem Sie diesen Brief mit unterschrieben haben.« Er zog die Kopie des in Meisners Akten gefundenen Schreibens aus der Tasche, glättete sie, legte sie auf den Tisch.
    Tina Etzel warf einen Blick auf das Papier, musterte ihn fragend. »Was soll das sein?«
    »Tun Sie doch nicht so. Schauen Sie doch mal genau hin.«
    Die junge Frau drückte ihren rechten Zeigefinger auf das Blatt, las leise mit bedächtigem Tonfall den Text, schaute überrascht auf. »Lisa und Tina? Wer soll das sein?«
    »Ja, wer wohl?«, schimpfte Braig. »Warum bin ich wohl hier?«
    Tina Etzels Gesicht verlor an Farbe, soweit das trotz der dick aufgetragenen Schminke möglich war. Sie schluckte, holte weit aus, deutete mit ihrer rechten Hand auf ihre Brust.
    »I?«
    »Ja, wer denn sonst?« Braig sah keinen Anlass, seinen Ärger über das scheinheilige Getue zu verbergen, verstärkte den aggressiven Tonfall seiner Stimme. »Hören Sie, das ist kein Spiel. Jetzt nicht mehr. Sie und Lisa Haag haben Meisner mit diesem Brief bedroht, und jetzt ist Lisa tot. Kapieren Sie denn nicht, in welcher Gefahr Sie schweben?«
    Die junge Frau schien nicht zu begreifen. Braig wusste nicht, wie er ihr Verhalten beurteilen sollte, verfolgte ihr regloses Verharren mit ungläubigem Staunen. Sie saß einfach da,

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