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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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eindeutig«, erklärt Ohmstedt, »ich habe es mir mit der Lupe noch mal genau angesehen. Du weißt Bescheid?«
    Braig merkte, dass die Frage an ihn gerichtet war, hob abwehrend die Hände. »Die Sache mit den Schlapphüten?«
    »Ich wollte es ihm gerade erklären«, sagte Herb.
    »Dann fang mal an«, meinte Ohmstedt und erhob sich von seinem Sitz. Er stoppte den Film, drückte auf Standbild. Der kleine Zug, ein türkis-weißer Schienenbus mit mehreren Anhängern war näher gekommen, seine dick gebalkte Beschriftung bei konzentriertem Blick gut zu erkennen: Ulmer Spatz.
    »Jan ist es zu verdanken«, erklärte Herb.
    »Ich weiß immer noch nicht, um was es geht.« Braig schaute hilfesuchend von einem Kollegen zum anderen.
    »Der Film«, fuhr Herb fort. »Ich bat Jan, mir zu helfen, weil ich die eine Szene nicht mehr genau zuordnen konnte.«
    »Und? Ihr seid weitergekommen?«
    »Weitergekommen? Ach so, ja.« Ohmstedt lachte laut. »Im gleichen Moment, wir schauten den Ausschnitt gerade gemeinsam an, kam der Anruf der Schlapphüte. Wir sollten uns die weitere Arbeit ersparen, die Sache habe sich erledigt.«
    »Wieso das?«
    »Sie wollten zuerst nicht damit herausrücken«, antwortete Herb, »wurden erst etwas mitteilsamer, als ich anfing zu poltern.«
    »Poltern?«, warf Ohmstedt ein. »Du hast geschrieen. Das müsste übers ganze Stockwerk zu hören gewesen sein.«
    »Und? Hatte ich nicht das Recht dazu?«, ereiferte sich Herb. Er ballte seine rechte Hand zur Faust, schlug mit ihr auf den Schreibtisch. »Dreizehn Tage haben wir damit verbracht, diesen angeblichen Terroristen zu überwachen. Dreizehn Tage lang jeweils zwei Mann, Stephi inbegriffen. Wir sind ihm gefolgt auf Schritt und Tritt, haben genau protokolliert, wo er sich aufhielt und wie lange er wo verbracht hat. Und jetzt, nach dreizehn Tagen, fällt den Schlapphüten ein, dass es sich bei dem Mann nicht um einen religiösen Fundamentalisten handelt, der Terroranschläge aufs Atomkraftwerk Neckarwestheim vorbereitet, sondern um einen Iraker, der aus seinem Land floh, weil er dort seit dem Krieg der Amis als Christ seines Lebens nicht mehr sicher ist.«
    »Ein Christ?«, fragte Braig.
    »Offensichtlich ein sehr engagierter«, bestätigte Herb. »Die werden im Irak von dem fundamentalistischen Mob verfolgt und ermordet.«
    »Und das haben die erst jetzt gemerkt?«
    »Der war jeden Tag zu den gleichen Leuten unterwegs, ich wunderte mich noch darüber. Tag für Tag zur selben Zeit in denselben Häusern, denselben Wohnungen. Und weißt du, weshalb?«
    »Keine Ahnung.«
    »Weil er im Auftrag des evangelischen Pfarrers kranke und hilfsbedürftige Gemeindemitglieder in Reutlingen besuchte, ihnen den Haushalt erledigte und die Wohnung putzte.
    Nicht gegen Geld, wie der Pfarrer betonte, sondern aus christlicher Verpflichtung heraus. Gut, das mag nicht ganz stimmen, vielleicht erhielt er schon ein kleines Taschengeld, und der Pfarrer erzählte das nur, weil er genau weiß, dass Asylbewerber keiner gewerblichen Arbeit nachgehen dürfen, aber das ist nicht der Punkt. Diese Vollidioten lassen den Mann als Terroristen verfolgen und der putzt derweil alten Leuten das Klo. Und zwei Hauptkommissare spionieren ihm dreizehn volle Tage hinterher.«
    »Ich bin froh, dass ich mit diesen Verfassungsschützern nicht allzu viel zu tun habe«, bekannte Braig.
    »Wenn ich am Telefon nicht so laut geworden wäre, wüsste ich jetzt nicht einmal, warum wir die Überwachung einstellen sollen. Die glaubten tatsächlich, mit Kommentaren wie: Sie dürfen sich jede weitere Aktivität hinsichtlich Herrn Abdul Zibari ersparen. Die Sache hat sich erledigt, könnten die mich einfach abspeisen.«
    »Wäre vielleicht besser gewesen«, frotzelte Ohmstedt, »dann lebtest du jetzt in dem Glauben, du hättest mit deiner Arbeit einen terroristischen Anschlag auf Neckarwestheim verhindert. Was glaubst du, wie stolz Julia wäre, einen solchen Helden an ihrer Seite zu wissen.«
    »Ich kann es ihr ja so erzählen. Die realen Hintergründe dürfen wir eh nicht öffentlich machen, Dienstgeheimnis. Damit die neueste Blamage der Schlapphüte nicht bekannt wird.«
    »Blöd gelaufen, tut mir leid für dich.« Braig warf Herb einen fragenden Blick zu. »Aber ihr habt mich doch nicht geholt, nur um mir das zu erzählen, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.« Ohmstedt zeigte auf den Monitor. »Hier, wir haben etwas entdeckt, das dürfte dich interessieren.«
    »Auf dem Film des Irakers?«
    »Genau, ja. Ich denke, es ist

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