Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel
lassen!« Riederich lachte immer noch, schüttelte seinen Kopf. »Du miese kleine Ratte hast wohl geglaubt, mir Angst machen zu können, was?« Er benötigte mehrere Minuten, sich zu beruhigen. »Oh nein, mit der Number One wird es nichts, Mädchen, nicht auf diese Tour. Und mit der Number Twenty-three auch nicht, das schmink dir ab. Bei der Comburg war ich nämlich noch nie. Weder davor noch darunter und auch nicht innendrin. So was interessiert mich nicht, verstehst du? Aber ich kann dir genau sagen, wo ich an diesem Freitag, als die arme Lisa getötet wurde, war. Und du darfst hingehen und die Damen fragen, ob das stimmt. Die Zeit von Vier bis kurz vor Sechs an diesem Nachmittag habe ich nämlich mit Tanja verbracht, der Number fourteen, in einem Hotel in Waiblingen. Womit wir beschäftigt waren, das überlasse ich deiner Phantasie. Aber den Namen solltest du dir einprägen: Tanja Grüber, Angel No. Fourteen. Und anschließend habe ich mich mit Marion in Backnang getroffen, kurz nach Sechs. Marion Sigel, Angel No. Six, glaube ich, ich weiß es nicht einmal genau. Leider konnten wir an dem Abend nicht viel gemeinsam unternehmen. Wir gingen in eine Buchhandlung und kauften einen Bildband: Intime Körpermassage, aber bevor wir das gemeinsam im Hotel praktizieren konnten, passierte leider ein Unfall, und wir mussten uns trennen. Schade, nicht? Wer weiß, wozu es an dem Abend noch gekommen wäre, was?« Riederich schnappte nach Luft, sah keinen Anlass, seinen Wortschwall zu beenden. »Aber vielleicht gedenkt die miese kleine Ratte jetzt, mich mit Caroline Klenks Tod erpressen zu können? Auch da muss ich dich leider enttäuschen. Als nämlich unser Angel No. One, zugegeben im Gegensatz zu dir ein wahrer Augenschmaus, am Mittwochmittag von der Burg Teck direkt ins Jenseits flog, hatte ich gerade eine Reihe wichtiger Gespräche mit guten Kunden meiner Firma. Tuning-Meister, wenn dir das was sagt. Von morgens 10 Uhr bis abends gegen 17 Uhr. Das werden die Herren sicher gern bestätigen. Es wird also leider nichts mit der Erpressung und auch nichts mit der Number twenty-three, siehst du?« Seine Worte gingen in einem heftigen Lachkrampf unter. »Du bist gut, Mädchen, wirklich. Mich so billig erpressen zu wollen …«
33. Kapitel
Die gesamte Aktion war gut durchdacht und exakt geplant gewesen, Braig hatte nicht den Hauch eines Zweifels. Neundorf hatte am Samstagmittag persönlich Kristin Röhrig in Schwäbisch Gmünd aufgesucht, sich lange mit der jungen Frau unterhalten und sie dann zu dem Treffen mit Riederich überredet. Kein einfaches Unternehmen für die junge Friseuse, nachdem ihr von dem Mann und seinem ermordeten Kompagnon während einer der Fernsehshows so übel mitgespielt worden war.
»Mein Kollege und ich halten uns in unmittelbarer Nähe zu Riederichs Firmenparkplatz auf und stehen die ganze Zeit über in direkter Funkverbindung mit Ihnen, sodass wir jederzeit eingreifen können«, hatte sie ihr versprochen. »Es kann nichts passieren. Garantiert.«
Schweren Herzens hatte Kristin Röhrig schließlich eingewilligt.
Sie hatten in dem zivilen Fahrzeug keine zweihundert Meter von Riederichs Firma entfernt Platz genommen, die Unterhaltung der jungen Frau mit dem Unternehmer mit angehört und aufgezeichnet. Dass das Gespräch einen völlig anderen Verlauf als erwartet angenommen hatte – wer hatte es ahnen können?
Noch am späten Montagabend war Neundorf im Amt vorstellig geworden, um Tanja Grübers Adresse zu ermitteln, jene Person, mit der Riederich angeblich die Stunden vor dem Backnanger Unfall in einem Hotel in Waiblingen verbracht hatte. Die junge Frau wohnte in Schnait in einer kleinen Einliegerwohnung und bestätigte, sich am Freitag, dem 16. Januar, mit dem Mann getroffen und etwa die Zeit von 16 bis 18 Uhr mit ihm verbracht zu haben. Neundorf hatte Tanja Grüber auf Herz und Nieren geprüft, dabei keinerlei Widersprüche entdecken können.
Um alle Irrtümer auszuschließen, hatte sie anschließend noch in Waiblingen persönlich die Eintragungen des Hotels kontrolliert und dabei mit eigenen Augen gesehen, dass Riederich keine Skrupel gehabt hatte, die Buchung des Zimmers mit eigenem Namen zu unterschreiben.
»Ich kenne Herrn Riederich«, hatte der ältere Mann an der Rezeption erklärt, »er kommt öfter mal in Begleitung einer jungen Dame zu uns.« Er hatte nicht einmal anzüglich gegrinst, war ganz neutraler Geschäftsmann geblieben. »Ich erinnere mich, ihn an jenem Freitagnachmittag begrüßt
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