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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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unflätigen Ausdrücken auf sich aufmerksam zu machen, Girlies stöckelten in hochhackigen Schuhen über das Pflaster, alte Männer sogen an Zigaretten. Mitten drin hechelnde, um freizügigeren Auslauf bemühte, an ihren Leinen zerrende Hunde, durch die Luft flatternde Tauben, laut schreiende, sich über zwanzig, dreißig Leute hinweg Neuigkeiten mitteilende Passanten.
    »Die Nicole isch in Mallorca.«
    »Die Jenny treibts mit dem Ronny.«
    »Der Albert hats an der Prostata.« Ein frisches, kaum als frühlingshaft zu bezeichnendes Lüftchen strich durch die Gasse, trug verheißungsvolle Düfte von frisch gebrühtem Kaffee und vom Spieß gesäbelten Döner mit sich. Braig hatte sich in eine Nische zwischen einem jungen, sich in inniger Umarmung liebkosenden Pärchen und einer älteren, eine Currywurst mit Pommes verzehrenden Frau zurückgezogen, hatte nicht gewusst, wem er mehr Aufmerksamkeit schenken sollte: Dem lebendigen Treiben vor sich oder den von Fremdworten gespickten Ausführungen an seinem Ohr. Um Kontroversen zu vermeiden und Streit möglichst aus dem Weg zu gehen, war er fast die ganze Zeit über ruhig geblieben, hatte den Staatsanwalt reden lassen und nur kurze, weitgehend nichtssagende Antworten gegeben. Von einem versäumten, aber für 15 Uhr abgesprochenen Briefing war die Rede, von dringend erforderlichem Brainstorming und Mindmapping, unaufschiebbarer Effizienzoptimierung und momentan leider dysfunktionaler Kommunikationsstruktur zwischen der die Ermittlungen leitenden Staatsanwaltschaft und der ihre Anweisungen ausführenden Polizeibehörde.
    Söderhofers Redefluss hatte erst in dem Moment ein Ende gefunden, als Braig auf seinen Misserfolg bei der Identifizierung des Ermordeten zu sprechen gekommen war.
    »Do hams es jetzat, net woar«, waren die einzigen Worte, die er nach kurzem, Sekunden währendem Schweigen geäußert hatte, gefolgt von mehreren angestrengt klingenden Versuchen, wieder frischen Sauerstoff in seine Lungen zu pressen. Erst das anschließende: »So oane. Die müassns sofort festnehmen. Irreführung des Investigationteams. Die kriagt ordentlich was aufbrummt«, hatte angedeutet, dass er wieder zu normaler Betriebstemperatur gefunden hatte.
    Mit dem Verweis auf einen Anruf, der von seinem Handy genau in diesem Moment angezeigt wurde, war es Braig gelungen, die Besprechung zu beenden, nicht ohne nachhaltig und mit Vehemenz noch auf das um 18 Uhr zu erfolgende Briefing, das in diesem Falle als Evaluation der Ermittlungen des gesamten Tages auszufallen habe, hingewiesen worden zu sein. Er hatte sich von dem Staatsanwalt verabschiedet, war einen Schritt zur Seite getreten, hatte das neue Gespräch angenommen.
    »Hier ist Barbara Kirsch von der Liederhalle. Das ist gut, dass ich Sie persönlich erreiche, Herr Kommissar.« Die Stimme der Frau klang aufgeregt, soviel konnte Braig trotz des Lärms, der von der Straße her schallte, ausmachen. »Ich dachte, bevor ich bei Ihren Kollegen anrufe, versuche ich es unter der Nummer, die Sie mir heute morgen gegeben haben.«
    »Ja, das ist richtig so. Gibt es Neuigkeiten?« Zwei junge Männer sprangen an ihm vorbei, ließen ihn unwillkürlich einen Schritt zurücktreten. Er presste das Handy an sein Ohr, um seine Gesprächspartnerin besser zu verstehen.
    »Das kann man so sagen, ja. Wir, das heißt die Leitung des Kongresses, haben ein Problem. Einer der Dozenten ist nicht erschienen.«
    »Einer der Dozenten?« Braig begriff im Augenblick einer Sekunde, was das bedeuten konnte.
    »Ja wie soll ich es formulieren, nicht einfach einer der Dozenten, nein, der Star der gesamten Veranstaltung, das drückt es vielleicht am deutlichsten aus. Seinetwegen haben sich viele Teilnehmer angemeldet, hat man mir versichert. Er hätte um 15 Uhr seinen Vortrag beginnen sollen. Das ist jetzt also fast eine halbe Stunde her. Er hat nichts von sich hören lassen, keine Nachricht von einer Verspätung, einem Stau oder so.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Schmiedle.«
    »Schmiedle?« Braig wiederholte den Namen in einer solchen Lautstärke, dass mehrere Passanten aufsahen und ihm überraschte Blicke zuwarfen.
    »Schmiedle, ja. Markus mit Vornamen.«
    Die Ähnlichkeit war verblüffend. Das war kein Zufall, er spürte es sofort. »Markus Schmiedle. Wo kommt er her?«
    »Aus Esslingen«, antwortete Barbara Kirsch. »Von der Firma Göttler.«
    »Haben Sie dort angerufen?«
    »Ja, natürlich. Seine Sekretärin kann es sich nicht erklären. Herr Schmiedle war heute überhaupt

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