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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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aber, wie er aus den Akten wusste, ein halbes Dutzend Jahre älter als er, somit auf jeden Fall außerhalb seines Zielgebiets. Er stand nicht auf Ältere, hatte ausnahmslos Jüngere im Visier. Frauen also, die weniger Jahre zählten als er selbst, die von der Schwelle, an der sie sich unbedingt an einen Partner binden wollten, noch ein gutes Stück entfernt waren. Er konnte es ja schon irgendwie nachvollziehen, dass viele weibliche Wesen ihre biologische Uhr laut ticken hörten, jene unüberwindbare Hürde, die ihnen signalisierte, dass dem heimlichen Wunsch nach eigenen Kindern sehr bald Beachtung geschenkt werden musste, wollte frau nicht ohne eigenen Nachwuchs von diesem Planeten scheiden. Er aber hatte – jedenfalls im Moment – an solchen Überlegungen kein Interesse. Eigene Kinder? Mei liabs Rotteburg am Neckar, er hatte doch wirklich Besseres zu tun, als jetzt schon an seine eigene Beerdigung zu denken!
    Aupperle spürte seinen trockenen Hals, schob den Stuhl zurück, nahm seine Sporttasche, holte die Eineinhalb-Liter-Cola-Flasche vor. Er öffnete den Verschluss, ließ es kräftig zischen, trank einen großen Schluck. Das Zeug schmeckte, obwohl es einen Deut zu warm war, teuflisch gut, wie immer.
    Hundertmal besser jedenfalls als diese angeblich so gesunde Light-Version.
    Vanessa, überlegte er, Vanessa. Zweieinhalb, fast drei Monate war er mit ihr liiert, eine hyperschlanke, sehr auf ihre Figur bedachte Brünette aus Schwenningen – und die Zeit mit ihr hatte viel Spaß gebracht, ohne Zweifel, aber ihr Gesundheitsbewusstsein oder wie immer man diesen Wahn bezeichnen sollte … Cola war nur in der Light-Version erlaubt, Fleisch nur in der Form magerer Steaks. Keine Pommes, keine Curry-Wurst, keine Hamburger, die Frau hatte ihn fast um den Verstand gebracht. So scharf sie sich in der Horizontalen erwiesen hatte, ihre Diät hatte zu viele Nerven gekostet. Cola-Light, ihm wurde jetzt noch schlecht, wenn er nur daran dachte …
    Aupperle nahm noch einen kräftigen Schluck, steckte die Flasche dann in seine Sporttasche zurück, wandte sich wieder dem Album des Ermordeten zu. Die nackte Frau hatte nichts, aber auch gar nichts von ihrer Faszination verloren. Ein bildhübsches Gesicht, ein makelloser Körper. Er las den handschriftlich unter das Foto gekrakelten Namen, versuchte die Adresse, die E-Mail-Anschrift und die Telefonnummer zu entziffern. Kitty Link, Römerstraße, Leonberg.
    Und Kitty sollte etwas mit dem Tod dieses Schmiedle zu tun haben? Es fiel ihm schwer, das zu glauben, wenn er das Foto betrachtete. Wer so viel zu bieten hatte, so intensiv Lebensfreude ausstrahlte, buchstäblich mit jeder Zelle des Körpers, trachtete doch nicht danach, anderen gewaltsam das Leben zu nehmen! Ein absurder Gedanke. Vollkommen unmöglich. Oder doch nicht?
    Aupperle wusste nicht, was er glauben sollte, beschloss, die Frau auf jeden Fall persönlich zu überprüfen. Rein aus Neugier. Beruflicher Art, verstand sich. Persönlich anzuschauen und auf ihr Verhältnis zu dem Ermordeten hin zu überprüfen.
    Er griff nach dem Telefon, wählte die Nummer Kitty Links, stellte sich in Gedanken auf die Begegnung mit der jungen Frau ein. Ob sie sich im normalen Umgang des Alltags genau so locker gab wie hier auf dem Foto? Was sie wohl trug, eher sportlich-legere Kleidung oder körperbetonte, ihre Reize zur Geltung bringende Klamotten?
    Er überlegte, welchen Beruf sie wohl ausübte, musterte erneut das Bild. Der tollen Figur nach irgendetwas Sportliches. Oder sie trainierte regelmäßig in einem Club oder einem Fitness-Studio, um ihren Body in Form zu halten. Eher wohl in einem Sportverein, entschied er sich nach weiterer intensiver Betrachtung bestimmter Körperregionen. Was sie dann aber beruflich trieb?
    Er hatte plötzlich die abgehackt sprechende, ständig die falschen Silben betonende Computerstimme eines Anrufbeantworters im Ohr, wurde von ihr aufgefordert, dem von ihm gewählten Telefonteilnehmer nach dem Piepton eine Nachricht zu hinterlassen, sah sich aus allen Träumen gerissen. Kitty Link schien nicht zu Hause. Na ja, kein Wunder um diese Uhrzeit. Wann, wenn nicht jetzt sollte sie ihrem Beruf nachgehen, sofern sie einen hatte? Musste er es eben später noch einmal bei ihr versuchen.
    Aupperle legte den Telefonhörer zurück, wandte sich wieder dem Album zu. Er gönnte sich letzte Blicke auf das atemberaubende Foto, konzentrierte sich auf die reizvoll­sten Partien des abgelichteten Körpers. Mei liabs Rotteburg, wenn des

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