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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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zweimal mit einem anfangs in normalem Tonfall, später dann deutlich kräftiger vorgetragenen: »Ja, wer denn?« unterbrochen, seine Antwort: »Markus Schmiedle«, hinzu.
    »Die Drecksau!«
    »Wie bitte?«
    »Was wollen Sie von mir?« Die Stimme der Frau hatte jede Müdigkeit verloren, klang plötzlich zunehmend aggressiv. »Ich bin Polizeibeamter, Mario Aupperle und möchte Sie nach Ihrem Verhältnis zu Markus Schmiedle befragen.«
    »Warum?«
    »Weil Sie mit ihm zusammen waren.«
    »Waren«, kam es scharf zurück, »waren, wie Sie selbst sagen. Das ist mehrere Monate her. Was soll das jetzt noch?« Aupperle zog das Album zu sich her, warf einen konzentrierten Blick auf das etwas unscharf geratene Foto. Die entscheidenden Stellen waren dennoch deutlich zu erkennen. »Darüber möchte ich persönlich mit Ihnen sprechen«, betonte er.
    »Über dieses Arschloch?«
    »Markus Schmiedle.«
    »Sage ich doch. Der ist nicht eine Sekunde wert.«
    »Sie scheinen ihn näher zu kennen.«
    »Die Drecksau? Leider.«
    »Wann kann ich bei Ihnen vorbeikommen?«
    »Oh nein, muss das wirklich sein?«, stöhnte die Frau.
    Aupperle betrachtete ausgiebig das Foto, antwortete kurz und knapp. »Ja. So schnell es geht.«
    »Na gut. Ich weiß zwar nicht, wieso sich die Polizei für diesen Dreckskerl interessiert«, erklärte sie seufzend, »aber meine Schicht beginnt um 19 Uhr. Ab Sechs können wir miteinander sprechen. Vorher muss ich mich noch aufs Ohr legen. Ich gebe Ihnen dreißig Minuten, mehr nicht. Um 18.30 Uhr gehe ich aus dem Haus, klar?«
    Der junge Kommissar versprach, pünktlich zu sein.

18. Kapitel
    Herbert Wössner war am frühen Morgen aus dem Ludwigsburger Klinikum entlassen worden. »Wir können für den Mann medizinisch nichts Entscheidendes mehr tun«, hatte Neundorf von der behandelnden Ärztin erfahren, »physiologisch ist alles – den Umständen entsprechend – in Ordnung. Jetzt müssen sich Psychologen oder Psychotherapeuten um ihn kümmern. Der Schock sitzt tief, sehr tief, schätze ich, zumal er das ja schon zum zweiten Mal erlebt hat.«
    »Zum zweiten Mal?«, hatte sie gefragt.
    »Er wurde vor fünf oder sechs Monaten schon einmal überfallen, wissen Sie das nicht?«, war die Ärztin deutlich geworden, um dann, nach einer kurzen Pause hinzuzufügen: »Das hat mir jedenfalls seine Frau erzählt.«
    Neundorf hatte das Gespräch beendet, sich dann sofort über die Unterlagen hergemacht, die in den vergangenen Monaten über die Tankstellenüberfälle zusammengetragen worden waren und inzwischen mehrere Dateien füllten. Sie gab die Liste der von den Verbrechen betroffenen Opfer ein, sah Herbert Wössners Namen vor sich. Ludwigsburg, am 4. Oktober morgens um 3.45 Uhr. In der Nacht nach dem Nationalfeiertag.
    Wieso hatten sie das noch nicht bemerkt?
    Sie loggte sich am Ende der Überfallserie ein, sah, dass sich noch niemand darum gekümmert hatte, die bisher vorhandenen Erkenntnisse über den neuesten Vorfall einzugeben. Neundorf stampfte vor Wut mit dem Fuß auf, holte sich an der Kaffeemaschine eine Tasse und machte sich dann an die Arbeit. Sie suchte alle Informationen zusammen, die sie über das Geschehen in Ludwigsburg am gestrigen Morgen eruiert hatten, gab sie in den Computer ein. Ort und Uhrzeit des Verbrechens, Name und Anschrift des Opfers, die Zerstörung der Überwachungskameras unmittelbar vor dem Überfall, das Foto der wenige Sekunden zuvor aus dem Laden getretenen Kundin, das sie gestern Abend noch an die regionalen Medien mit der Bitte um Veröffentlichung weitergereicht hatte. Die Zeitungen der Umgebung hatten sofort reagiert: Heute morgen schon war das Bild in den meisten Blättern erschienen, begleitet von dem Hinweis, die bisher noch unbekannte Frau möge sich als potenzielle Zeugin eines Verbrechens bei der Polizei melden.
    »Die hat eine Verletzung auf der linken Wange. Und das linke Auge hat wohl auch etwas abbekommen«, war Dolde vorstellig geworden, als er ihr die Vergrößerung des Videoausschnitts übergeben hatte. »Du siehst jedenfalls einen Schatten unter ihrer Brille. Das erklärt vielleicht auch, weshalb sie so früh am Morgen, wo weit und breit noch keine Sonne zu sehen ist, dunkle Gläser trägt. In der Dämmerung und beim Einkaufen in diesem Shop. Die wollte ihre Verletzung, so gut es ging, verstecken, würde ich mal sagen.«
    Neundorf hatte das Bild aufmerksam gemustert, das Gesicht minutiös studiert. Eine Frau um die Vierzig, mit schulterlangen dunklen Haaren, zwei dünnen

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