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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Sie war ihm zufällig wieder begegnet, seinem Charme aufs Neue erlegen, zum wiederholten Mal von ihm übel behandelt worden. Jetzt hatte sie ihre Aggressionen nicht länger im Zaum halten können.
    »Darf ich fragen, was Sie gestern Morgen getan haben?«, erkundigte er sich.
    »Gestern Morgen?« Sie wischte sich über ihre Haare, schaute ihn überrascht an.
    »Gestern Morgen«, wiederholte er, warf einen Blick auf die schwarzen Stoppeln auf ihrem Kopf. Besonders erotisch wirkte das nicht, überlegte er, holte sich zum Vergleich das Foto aus Schmiedles Album vor Augen. Er brauchte nicht lange nachzudenken, sah es sofort vor sich. Warum hatte sie sich das angetan? Es mochte Männer geben, die darauf standen, das wollte er nicht abstreiten, er gehörte auf jeden Fall nicht dazu. Kurze Haare, kaum vier oder fünf Zentimeter lang, das passte nicht zu ihrer rassigen Figur. Denn sonst stimmte alles, das sah er in Gedanken vor sich …
    »… das wissen?«
    »Wie bitte?« Er hatte den Anfang ihrer Frage verpennt, hörte den scharfen Ton ihrer Stimme, mit dem sie ihn in die Realität zurückgeholt hatte.
    »Wie bitte?«, wiederholte sie spöttisch zischend, den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt. »Ich will endlich wissen, weshalb Sie sich dafür interessieren, was ich gestern Morgen getan habe.«
    Aupperle spürte ihre zunehmende Gereiztheit, überlegte, dass er die Sache anders angehen müsse. Wenn er eines nicht ausstehen konnte, dann gereizte oder schlecht gelaunte Weiber. In diesem Zustand waren sie zu nichts zu gebrauchen. Nicht zum Flirten, nicht zum Knutschen und nicht für die Horizontale. Gereizte oder schlecht gelaunte Frauen – das führte unweigerlich zur Konfrontation. Das brachte nichts, aber auch gar nichts. Normalerweise machte er sich sofort aus dem Staub, wenn er eine Frau in diesem Zustand antraf, ersparte sich die ungute Situation, die unweigerlich daraus resultierte. Jetzt aber, beruflich mit genau diesem Befund konfrontiert, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich der Auseinandersetzung zu stellen. »Lesen Sie keine Zeitung?«, fragte er etwas unwirsch.
    »Zeitung? Was wollen Sie jetzt damit?«
    »Oder die Nachrichten im Fernsehen oder im Radio. Interessieren Sie sich nicht dafür?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie das angeht.«
    »Markus Schmiedle wurde gestern ermordet. Haben Sie das nicht mitbekommen?«
    Jetzt hatte er sie wirklich kalt erwischt, das war nicht zu übersehen. Kalt und ohne jede Vorbereitung. Mit einem Ruck, der ihren ohnehin schon nach vorne gebeugten Körper noch weiter in seine Richtung warf, so stark, dass es sie beinahe vom Sofa katapultierte, hatte sie sich ihm zugewandt. Ihre Augen waren vor Schreck oder Überraschung oder was auch immer, er vermochte die ursächlichen Gefühle nicht zu interpretieren, weit aufgerissen, starrten losgelöst von all der Aggression und Gereiztheit, zu ihm hin. Da schaust du jetzt aber, frohlockte es in ihm, habe ich dich doch etwas um deine Ruhe gebracht, was?
    »Schmiedle ist tot?« Ihre Lippen formten die Worte so deutlich, dass er es von ihnen hätte ablesen können, wäre er taub gewesen.
    Wie im Fernsehen, überlegte er, wenn man den Ton leiser stellte, um ungestört zu telefonieren und man den Schauspielern ihre Aussagen von den Lippen ablesen konnte. So klar und deutlich gesprochen, dass es bildlich zu erkennen war. Ob sie ihm ihre Überraschung nur demonstrativ vorgegaukelt hatte, mit der Technik und der Begabung einer Schauspielerin? »Sie wussten es nicht?«
    Nina Jaissle schüttelte den Kopf. »Woher?«
    »Wann hatten Sie zuletzt Kontakt mit ihm?«
    »Wann? Das kann ich Ihnen genau sagen.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, ohne jedes Nachdenken. »Am 15. September des letzten Jahres. Da hat das Dreckschwein mich aus seiner Wohnung geworfen. Und gestern Morgen, um das klarzustellen, war ich auf Frühschicht im Krankenhaus. Ich arbeite als Krankenschwester im Esslinger Klinikum. Sie können meine Kollegen fragen, die werden Ihnen bestätigen, dass ich von 6 Uhr in der Frühe bis um 14 Uhr auf der Station war.«
    Während der nächsten Minuten offenbarte sie ihm sämtliche Höhen und Tiefen ihrer recht abwechslungsreichen Beziehung. Nina Jaissle hatte Schmiedle in Stuttgart in der Liederhalle kennengelernt.
    »In der Liederhalle?« Jetzt war es Aupperle, den die Überraschung beinahe vom Sofa fallen ließ.
    »Ja, wieso denn nicht? Bei einem Konzert im Beethoven-Saal. In der Pause kamen wir miteinander ins

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