Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
ihre aufkommende Anspannung. »Ich möchte Sie noch einmal – zum wiederholten Mal! – eindringlich darum bitten, die Vorstellung Ihres Modells der neuen Beschäftigungs- und Entlohnungsstruktur anlässlich des Kongresses in der Liederhalle oder auch zu einem anderen Zeitpunkt zu unterlassen. Ich fordere Sie dazu nicht nur als Vertreter des Arbeitgeberverbandes, sondern auch in Absprache mit den Führungsspitzen des Regierungspräsidiums, der Industrie- und Handelskammer und der Landesregierung wie beider in ihr vertretener Parteien auf. Ihr Modell ist nicht geeignet, die wirtschaftlichen Probleme unserer Gesellschaft zu lösen. Den völlig verschiedenartig ausgeprägten Anforderungen der verschiedenen Berufe werden wir nur mit differenzierter Bezahlung gerecht. Jede Egalisierung im Sinne plumper Gleichmacherei ist nicht akzeptabel. Deshalb darf es auch keine Veränderung unserer bisherigen Entlohnungsstruktur geben. Sie würde nur zu mangelnder Motivation der Mitarbeiter und heftigen Störungen des jeweiligen Betriebsfriedens führen. Berufe mit außergewöhnlichen Anforderungen und Belastungen erfordern nun einmal die Möglichkeit außergewöhnlicher Entlohnung – wie sonst wären Menschen bereit, diese Leistungen zu erbringen? In diesem Sinne müssen auch die Privilegien einer Elite, zu der die Führungspersönlichkeiten dieser Gesellschaft zählen, erhalten bleiben. Sollten Sie das nicht einsehen und auf ihrem Vortrag beharren, hätte dies katastrophale Auswirkungen für Sie persönlich, die Sie im Moment noch nicht einschätzen können.«
    Riedinger benötigte nicht lange, die Brisanz dieser Zeilen zu begreifen. Ihr war klar, dass sie sofort Braig davon informieren musste. War es möglich, dass die Mühen des Tages doch nicht vergeblich gewesen waren?
    Sie griff nach dem Telefonhörer, streifte das Kuvert, das in der Kladde lag, sah, wie es auf den Boden klatschte und seinen Inhalt entleerte. Fotos, fast ein Dutzend Fotos. Sie überflog die Bilder, eins nach dem anderen, ließ vor Schreck den Telefonhörer fallen. Das Kunststoffgehäuse prallte mit einem dumpfen Schlag auf den Schreibtisch, rutschte zur Seite. Die junge Kommissarin beachtete das Teil nicht weiter, sah nur die Fotos und das Motiv, das allen, wenn auch in verschiedenen Variationen, gemein war: Ein Mann und eine Frau, beide vollkommen unbekleidet und in eindeutiger Weise miteinander beschäftigt. Und sie erkannte den Mann auf der Stelle, obwohl sie ihn noch nie lebend zu Gesicht bekommen hatte und ihr dies auch nach Lage der Dinge nie mehr möglich sein würde: Markus Schmiedle, das Mordopfer der Liederhalle im Liebesspiel mit einer ihr unbekannten Frau.

21. Kapitel
    Der Anruf der Frau war am späten Abend eingegangen.
    Neundorf hatte gerade ihren Sohn Johannes zu Bett gebracht und sich zu ihrem Partner aufs Sofa gesetzt, um sich von ihm seine neusten journalistischen Recherchen über Gustav Werner, den er in seiner Serie Außergewöhnliche Schwaben als nächste Persönlichkeit vorstellen wollte, anzuhören, als die Information der Kollegen eintraf.
    »Die Frau behauptet, bei der von uns gesuchten Kundin des Tankstellenshops in Ludwigsburg handle es sich um ihre Nachbarin, eine Nathalie Binninger.«
    »Klingt es nicht wieder nach einer der üblichen haltlosen Verdächtigungen oder Denunziationen, die wir jetzt schon mehrfach vorliegen haben?«
    »Entscheiden Sie selbst. Sie können bei der Frau anrufen, das hat sie extra angeboten. Vor elf Uhr gehe sie nie ins Bett, hat sie erklärt. Notieren Sie sich die Nummer?«
    Neundorf hatte bejaht, die Ziffern aufgeschrieben und sie dann sofort eingegeben. Eine Annette Maiwald hatte sich gemeldet.
    »Hier ist Neundorf vom Landeskriminalamt. Sie haben meinen Kollegen informiert …«
    Annette Maiwald war ihr mitten ins Wort gefallen. »Die Frau, die Sie suchen, die von der Tankstelle. Es ist unsere Nachbarin, Nathalie Binninger.«
    »Sie haben sie erkannt?«
    »Ich bin jetzt erst dazu gekommen, einen Blick in die Zeitung zu werfen, sonst hätte ich früher angerufen. Zuerst habe ich Frau Binninger auch nicht erkannt. Das Foto ist etwas unscharf, irgendwie verschwommen, aber jetzt bin ich mir sicher.«
    »Sie haben sie zuerst nicht erkannt?«
    »Am Anfang nicht, nein. Das Bild ist nicht ganz scharf, ich habe darauf hingewiesen. Außerdem war ich zu müde. Aber als ich dann genauer hinschaute und ihre Verletzungen entdeckte, war jeder Zweifel verflogen.«
    »Diese Frau Binninger hat eine markante

Weitere Kostenlose Bücher