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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Verletzung?«
    »Ach was«, hatte ihre Gesprächspartnerin erwidert, »das war ihr Mann. Sie gibt es zwar nicht zu, und wir haben ja auch nicht viel Kontakt, aber der hat sie doch schon mehrfach verprügelt. Der muss verrückt sein vor Eifersucht.«
    »Der hat seine Frau schon oft geschlagen?«
    »Also, sie gibt es nicht zu, und wir reden auch kaum miteinander. Die leben in besseren Kreisen, verstehen Sie, haben mit uns und den anderen Nachbarn nicht viel Kontakt. Aber zweimal, im Sommer, als die Fenster offen waren, haben wir sie miteinander schreien hören. Mein Mann und ich. Und ein paar Tage später saß sie total bandagiert am Steuer ihres Autos. Wo sollen diese Macken denn herkommen, wenn er es nicht ist?«
    Neundorf hatte sich bedankt, Frau Maiwald gebeten, nichts weiter in der Sache zu unternehmen, sondern alles der Polizei zu überlassen, war dann dazu übergegangen, sich die Adresse Nathalie Binningers in Ludwigsburg-Hoheneck zu notieren.
    »Du willst heute noch hin?«, hatte Thomas Weiss, ihr Lebensgefährte, besorgt gefragt.
    »Morgen früh«, hatte sie ihn beruhigt, »falls heute Nacht nicht wieder eine Tankstelle überfallen wird.«
    Sie hatten die aufwendige Überwachungsaktion vorerst, zumindest für diese und, falls nicht neue, bisher unbekannte Verdachtsmomente auftauchen sollten, auch für die nächste Nacht abgesagt, darauf hoffend, den Tätern doch noch auf die Spur zu kommen, bevor sie das nächste Mal zuschlugen.
    »So vermessen werden die Typen nicht sein, schon wieder einen Überfall zu riskieren. Die denken garantiert, ihr überwacht jetzt Nacht für Nacht sämtliche Tankstellen.«
    »Ich hoffe, dass du richtig liegst.«
    Sie hatte sich den Wecker auf 6.30 Uhr am frühen Morgen gestellt, ein kurzes Frühstück zu sich genommen, hatte das Haus, in dem Nathalie Binninger lebte, genau eine Stunde später erreicht. Es handelte sich um ein großes, im Bungalow-Stil errichtetes, der Hangneigung angepasst zur Hälfte ein-, zur anderen Hälfte zweistöckiges Gebäude mit auffallend weiten Fensterflächen. Umgeben von einer großen Rasen- und Ziergartenfläche stand es mehrere Meter von der nur wenig befahrenen Straße entfernt, vom Gehweg durch einen auf einem niedrigen Steinsockel ruhenden Metallgitterzaun abgetrennt.
    Neundorf las die beiden Namen auf dem kleinen Schild, Nathalie und Matthias Binninger, drückte auf die Klingel. Ein Auto fuhr vorbei, dann, in Gegenrichtung, zwei sie neugierig musternde jugendliche Radfahrer, kurz darauf sprintete ein in Sportkleidung vermummter Jogger den Gehweg entlang geradewegs auf sie zu. Der Mann keuchte und schwitzte, schien am Ende seiner Kraft. Er bemerkte sie erst, als er fast bei ihr angelangt war, blieb dann überrascht vor ihr stehen, musterte sie neugierig. Er atmete heftig, hatte Mühe, einen geordneten Satz zu formulieren.
    »Was wollen Sie hier?« Er griff nach der Gartentür, schob sie auf, behielt Neundorf im Blick.
    »Sie sind Herr Binninger?« Sie deutete auf das Namensschild.
    Er nickte wortlos, wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.
    Sie schätzte ihn auf Mitte Vierzig, sah, wie abgekämpft er von seinem Morgentraining war, wartete, bis er sich etwas beruhigt hatte. »Neundorf ist mein Name, ich will zu Ihrer Frau.« Sie hatte den Satz gerade vollendet, als die Haustür geöffnet wurde. Eine verschleierte, in einem hellbraunen Hausmantel mit übergezogener Kapuze steckende Frau lugte vorsichtig zur Straße.
    »Was wollen Sie von ihr?«, fragte Binninger.
    Neundorf drückte sich an ihm vorbei und wandte sich dann an die Frau. »Frau Binninger, mein Name ist Neun­dorf, ich muss mit Ihnen sprechen.«
    Im gleichen Moment fühlte sie sich von hinten an der Schulter gepackt und zur Seite geschoben, hörte die Stimme des Mannes.
    »Wer sind Sie und was wollen Sie? Sie können doch nicht einfach unser Grundstück betreten.«
    Sie starrte Binninger aus nächster Nähe ins Gesicht, sah seine zu schmalen Schlitzen zusammengepressten Augen, spürte die Aggression, die von dem Mann ausstrahlte. Dir traue ich es zu, dass du deine Frau schlägst, dachte sie, auch wenn ich dich noch nicht richtig kenne. »Kriminalhauptkommissarin Neundorf vom Landeskriminalamt«, erklärte sie mit kräftiger Stimme, »ich möchte zu Ihnen, Frau Binninger.«
    »Landeskriminalamt?« Er schien von der Auskunft überrascht, zog augenblicklich seine Hand zurück und erstarrte. Sie hatte am vergangenen Abend noch überprüft, ob sie irgendwelche Informationen

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