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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Hinweise auf die Hintermänner einer eventuellen Erpressung der hochsensible Waffenteile produzierenden Firma Göttler zu finden, vergeblich. Mit Hilfe krimineller Methoden Zugang zu neuen Technologien zu erhalten, war gerade im militärischen Sektor kein unbekanntes Unterfangen und im Moment wurden einige dieser illegalen Unternehmungen gegen im Land ansässige Konzerne beobachtet, wussten die versierten Ermittler des LKA, was allerdings die von Braig benannte Firma betraf, hatte man keinerlei Informationen über solche Vorgänge.
    Mitten in seinen Bemühungen war Stefanie Riedinger in seinem Büro aufgekreuzt, hatte ihm das Schreiben Enssles und die Fotos mit dem unbekleideten Schmiedle und der nackten Frau vorgelegt.
    »Das ist eine unverblümte Drohung«, hatte sie erklärt, »eine Woche vor dem Tod Schmiedles datiert. Selbst wenn wir davon absehen, dass es sich bei dem Unterzeichneten seltsamerweise genau um den Mann handelt, der den Bedrohten dann tot auf der Toilette auffindet, der Text ist auf jeden Fall strafrechtlich relevant. Dies hätte katastrophale Auswirkungen für Sie persönlich. Deutlicher kann man es nicht formulieren. Schmiedle wurden die schlimmsten Konsequenzen angedroht, wenn er es wagen sollte, sein Beschäftigungs- und Entlohnungsmodell auf dem Kongress darzustellen. Nicht von irgendjemandem, sondern von der geballten Wirtschaftsmacht dieses Landes. Die hofften darauf, ihn mit diesem Schreiben doch noch von seinem Vortrag abzuhalten. So läuft es wohl immer. Wer die gegen sich hat, weiß, dass ihm keine Chance bleibt. Schmiedle aber reagierte anders. Er blieb stur. Ließ sich nicht einschüchtern. Erschien trotzdem auf dem Kongress. Schon am frühen Morgen. Damit hatten sie nicht gerechnet. Das hatte es bisher nicht gegeben. Deshalb blieb nur noch eine Lösung. Nach einer letzten vergeblichen Aussprache. Oben, in der Toilette in der vierten Ebene. Dort, wo sonst kein Mensch hingeht. Der einzige Ort in einem mit annähernd 2000 Menschen voll belegten Haus, wo man sich in Ruhe unterhalten kann. Dem bösen Buben ins Gewissen reden, ihn in letzter Sekunde von seiner frevelhaften Tat abbringen. Oder aber ihn bestrafen, wenn er partout nicht folgen will.«
    »Du traust es diesem Dr. Enssle wirklich zu?«
    »Du meinst, einem Mann mit dieser Machtfülle?«
    »Ein einflussreicher Funktionär des Arbeitgeberverbandes. Im ständigen Schulterschluss mit dem Regierungspräsidium und anderen politischen Entscheidern. Der bringt eigenhändig einen anderen um?«
    Stefanie Riedinger hatte Braigs Bedenken sofort ernst genommen. »Du meinst, der hat das doch gar nicht nötig. Solche Leute machen sich wirklich nicht selbst die Finger schmutzig. Die erledigen das auf andere Tour?«
    »So in etwa würde ich das formulieren, ja. Diese Typen haben das wirklich nicht nötig. Andere fertig zu machen ist deren tägliches Brot, sonst hätten sie diese Führungspositionen erst gar nicht erreicht. Aber ihre Methoden sind viel subtiler. Die machen sich die Hände nicht selbst schmutzig.«
    »Da stimme ich dir zu. Voll und ganz. Aber auch ein Herr Dr. Enssle ist nur ein Mensch. Ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit ganz normalen Trieben und Emotionen, um es etwas pathetisch zu formulieren. Ich will nicht behaupten, dass er vor hatte, Schmiedle umzubringen. Nein, das haben wir erwähnt, das erledigen diese Herren auf andere Tour. Ich nehme an, er wollte dem Mann oben, in der Toilette der vierten Ebene nur noch einmal in Ruhe ins Gewissen reden, ihn endgültig davon überzeugen, dass er auf die Vorstellung seines Modells verzichten müsse. Der Arbeitgeberverband, das Regierungspräsidium, die Industrie- und Handelskammer, die beiden Regierungsparteien, kurz, unsere Herrgötter sind dagegen, also hat es zu unterbleiben. Jeder Mensch mit einem Rest von Überlebenswillen, das war Enssle klar, würde das verstehen und seiner Anordnung Folge leisten. So war es immer, so würde es auch bleiben. Und dann geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte: Schmiedle wollte nicht gehorchen, er wagte es, zu widersprechen. Ihm, dem Vertreter des Allmächtigen. Das war zu viel für den feinen Herrn Dr. Enssle. Zum ersten Mal in seiner Karriere als Herrgott kam Widerspruch. Da platzte ihm plötzlich der Kragen, oben in der Toilette der vierten Ebene. Und er schlug zu, unbeherrscht, im Affekt. So wie das eben so läuft im Leben. Ein Machtmensch, gewohnt, sich bedingungslos durchzusetzen, stößt auf unverhofften Widerstand. Da überkommt es

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