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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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spricht auf jeden Fall für eine persönliche Auseinandersetzung. Vielleicht hat sie noch die Schlüssel für die Wohnung. Du hast sie gefragt?«
    Braig schüttelte den Kopf. »Ich will sie vor mir sehen, wenn ich ihr diese Fragen stelle.«
    Sie wusste sofort, was er meinte. Eine verdächtige Person am Telefon zu interviewen, ließ nur einen kleinen Teil der Antwort erkennen. Den nämlich, den der Befragte nach reiflicher Überlegung zum Besten zu geben bereit war. Was er aus guten Gründen nicht zum Vorschein bringen wollte, dem erfahrenen Ermittler aber durch seine Körpersprache, sein Verhalten, sein gesamtes Auftreten zumindest in Ansätzen verriet, blieb so verborgen. Deshalb war es wichtig, sich die entscheidenden Fragen für ein persönliches Gespräch vorzubehalten.
    »Dann fährst du jetzt zu ihr.«
    »Ich denke, das ist sinnvoll. Zumindest, um uns Klarheit zu verschaffen, ob sie wirklich für die Sache infrage kommt.«
    »Das ist richtig«, stimmte Neundorf ihm zu. »Derweil werde ich die Nachbarn befragen, ob ihnen heute Morgen eine Person auffiel, die das Haus hier betreten oder verlassen hat. Und dann … Du hast ein Adressbuch mit den Namen seiner Bekannten entdeckt?«
    Er zeigte auf die dunkelrote Trommel hinter dem Telefon. »Hier, mit unzähligen Einträgen. Wenn wir sonst nicht weiterkommen …«
    »Das ist gut«, zeigte sich seine Kollegin erfreut, »sonst haben wir nämlich wirklich nicht viel auf der Hand. Die Techniker«, sie zeigte in die Richtung des Badezimmers, »können nichts bieten, so sehr sie es versucht haben. Der Laptop, die Webcam, nirgends Abdrücke. Genauso die Einstiegshilfe und die Wanne. Der oder die Täter müssen Handschuhe getragen haben. Rössle untersucht gerade den Boden. Aber auch das scheint sinnlos. Sieht nicht gut aus.«
    »Was ist mit dem Laptop? Ihr wisst, woher er stammt?«
    »Dem Aufkleber nach gehört er Roland Allmenger. Dolde hat ihn kurz überprüft. Er ist mit einem Passwort geschützt. Das müssen sie erst noch knacken. Er will sich das Gerät später genauer vornehmen. Das dauert aber noch eine Weile.«
    »Und die Webcam ist wirklich überall erhältlich?«
    »Dolde ist sich sicher. Er meint, wir hätten im Amt mehrere Exemplare vom gleichen Fabrikat. Gute Qualität, aber … „ Laute Stimmen aus dem Treppenhaus ließen sie mitten im Satz verstummen.
    »Und da ist es notwendig, dass Sie sich persönlich um den Tatort kümmern?«, fragte ein Mann.
    »Im Duktus expliziter Effizienzoptimierung dieser Investigation …“
    Neundorf schimpfte laut. »Mein Gott, der hat uns gerade noch gefehlt!«
    Braig benötigte keine Hilfe, um zu begreifen, was sie meinte. Er spürte die Gänsehaut, die sich unwillkürlich auf seinem Rücken ausbreitete, verkrampfte am ganzen Körper. Söderhofer, der Staatsanwalt.
    »Hast du das Rindvieh …?« Die Miene seiner Kollegin war rot angelaufen.
    Er schüttelte den Kopf, hörte die Stimme des Mannes unmittelbar vor der Tür.
    „… als Spin Doctor des Investigation-Teams.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg«, erklärte der andere.
    Braig trat zur Seite, sah Neundorf in einen der Wohnungsräume verschwinden. Die Tür schwang auf, Söderhofer, gefolgt von einem in rotweiße Arbeitsmontur gekleideten Sanitäter betrat die Diele.
    Der Staatsanwalt blieb mitten im Eingangsbereich stehen, versperrte mit seinem massigen Körper den gesamten Raum. »Das LKA, da schau her«, dröhnte sein kräftiger Bass. Er reichte dem Kommissar die Hand.
    Braig schob den Kopf zurück, um dem modrigen Schwall intensiven Mundgeruchs auszuweichen, der ihm entgegenwaberte, spürte den laschen Händedruck des Mannes. Wie immer bei Söderhofers Begrüßung fühlte er sich an die versehentliche Berührung eines glitschigen, auf einem Marktstand zum Kauf angebotenen Fisches erinnert. Er warf einen Blick auf die feucht glänzenden, üppig gegelten Haare seines Gegenüber – ein Markenzeichen des Staatsanwalts, dachte an all die Horrorstorys, die über den Mann im Umlauf waren. Söderhofer, des Oberstaatsanwalt Kochs eifrigster Speichellecker, sein ungeniertester Zuträger, von unglaublichem Ehrgeiz getrieben, Tag und Nacht im Einsatz, jede von ihm betreute Untersuchung akribisch verfolgend.
    Natürlich war Braig am Anfang, als er die ersten Gerüchte gehört hatte, skeptisch bezüglich deren wahrem Hintergrund, hatten sich doch schon zu viele dieser Legenden eher als Verleumdung oder zumindest falsche Einschätzung einer bisher noch unbekannten Person

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