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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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seinen Gedanken. Der Spurensicherer deutete einen militärisch anmutenden Gruß an, drehte sich auf der Stelle um, verschwand im Bad.
    »Ich nehme an, die Bilder von ihm und der gefüllten Wanne sind Ihnen bekannt. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen«, erklärte der Kommissar, die rot angelaufene Miene des Staatsanwalts vor sich. Der Mann starrte dem Techniker hinterher, unfähig, auf dessen Provokation zu reagieren.
    »Alle achtzig Deifel von Sindelfinge, den Sparrefantel kauf i mir«, hatte Rössle ihm vor Wochen nach einer jener nervenden Situationen mitgeteilt, in denen die Zusammenarbeit mit Söderhofer fast unausweichlich kulminierte, »dem arrogante Spruchbeutel begegn i uf gleicher Höh.«
    Seither ließ er bei fast jeder Begegnung mit dem Mann ein auswendig gelerntes lateinisches Sprichwort von sich, dessen Übersetzung, wie Braig inzwischen wusste, einer gewissen Spitze und Schärfe nicht entbehrte. »Wenn der moint, er könnt mir mit seine gschwollene Fremdwörter imponiere, no zeig i dem, dass i des genauso kann. I han zwar net studiert wie der hohe Herr, aber blöd bin i deswege no lang net.«
    Aus diesem Grund war er, wie er dem Kommissar offenbart hatte, beim Lateinlehrer seiner jüngeren Tochter Ulrike vorstellig geworden und hatte den Mann um eine Handvoll Sprichworte der antiken Sprache ersucht. Der leutselige Oberstudienrat war vor lauter Begeisterung über das Interesse an seinem Fach bereitwillig auf Rössles Wunsch eingegangen und hatte ihm eine ganze Liste pikanter lateinischer Zitate zusammengestellt, die Übersetzung selbstverständlich anbei.
    Braig wusste nicht, ob Söderhofer die alte Sprache beherrschte, den Sinn des jeweiligen Sprichwortes erkannte. Er selbst hatte die Restbestände seines auf einem humanistischen Gymnasium erworbenen Abiturs zusammengesucht und mit Rössles Hilfe zur Übersetzung gefunden. Quos deus perdere vult, dementat prius. Die, die Gott verderben will, lässt er vorher wahnsinnig werden.
    »Wer net mehr alle Tasse im Schrank hat, ka net begreife, wie’s um ihn stoht«, hatte der Spurensicherer kommentiert. Musste man wirklich genauer darauf eingehen, wen er damit meinte?
    »Mit wem haben wir es zu tun? Eine Persönlichkeit von Rang?«
    Söderhofers Frage holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Eine Persönlichkeit von Rang? Braig schnappte lauthals nach Luft. Ist das unser einziges Problem, schoss es ihm durch den Kopf, ob es sich bei dem Opfer um eine Persönlichkeit von Rang handelt oder nicht, was immer man sich unter diesem Begriff vorstellen mag? Irgendeiner von der höheren Kaste, von denen, die im Hintergrund die Fäden zogen, die anderen zwangen, ihren Weisungen zu folgen, allen demokratischen Idealen zum Trotz? Er hatte keinen Zweifel, dass sich Söderhofer selbst genau zu dieser Truppe zählte. »Es handelt sich um Roland Allmenger, den Wohnungsinhaber«, antwortete er.
    »Sie haben seine Profession investigiert?«
    Braig fühlte sich von dem Gespräch mit dem Mann zunehmend genervt, schüttelte den Kopf. »Allmengers Beruf? Nein.« Er überlegte, wie er sich schnellstmöglich von der Gegenwart des Staatsanwaltes befreien konnte, erkannte die Chance. »Ich bin gerade auf dem Weg zu seiner ehemaligen Frau, um mir Auskunft darüber zu holen. Sie hat nicht viel Zeit, ich muss mich beeilen.«
    »Zu seiner ehemaligen …“ Söderhofers Stirn lag in Falten. »Geschieden? So oaner?«
    Von der Sorte also, arbeitete es in ihm. Braig kannte sein Gegenüber inzwischen gut genug, dessen Gedanken zu erahnen. Ein geschiedener Mann, einer, der den Weg von Anstand und Moral also verlassen hatte oder – noch schlimmer – an eine jener schrecklichen Emanzen geraten war, die nicht mehr im Kinderkriegen, treu den Mann und den Nachwuchs Umsorgen, die Unterhosen des Gemahls und die Windeln der Sprösslinge Waschen den allein selig machenden Sinn ihrer Existenz erblicken wollten. Verkommene, böse, kranke Welt! Musste man sich wirklich wundern, dass es so viel Mord und Totschlag gab? Geschieden, pfui Teufel! Was für ein verrohter Mensch.
    »Geschieden, ja«, bestätigte der Kommissar. »Die Frau wartet auf mich. Ich habe mich bei ihr angekündigt.«
    »Wie, Sie wollen gehen? Kein Brainstorming mit den Kollegen, kein Jour fixe?«
    Braig warf einen demonstrativen Blick auf seine Uhr, täuschte Erschrecken vor. »Zehn nach elf, mein Gott! Es tut mir leid, Allmengers Frau, sie hat nicht viel Zeit, Sie verstehen?« Er merkte, dass der Mann noch etwas fragen, ihn erneut mit

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