Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer
glaube, du brauchst Ruhe, Eva. Ja?«
Sie wandte sich dem Mann zu, reichte ihm die Tasse.
Stollner stellte sie auf ihren alten Platz zurück, blieb stehen. »Vielleicht sollten wir es dann gut sein lassen und das Gespräch zu einem Ende bringen«, sagte er dann, Braig zugewandt. »Heute Abend oder morgen können Sie ja noch einmal mit ihr …«
»Eine letzte Frage, Frau Seibold«, fiel der Kommissar ihm ins Wort. »Sie erwähnten ein Fahrzeug. Ein Fahrzeug sei wieder unterwegs.«
Die Frau starrte ihn mit ausdruckslosen Augen an.
»Um was für ein Fahrzeug geht es hier?«, fragte Braig.
Eva Seibold schüttelte den Kopf. »Christian hat mich angelogen«, erklärte sie. »Es ging nicht um das Fahrzeug. Es war diese Schlampe. Die aus Hechingen. Ich habe ihre Nummer entdeckt. Er ist zu ihr.«
11. Kapitel
Kurz nach fünfzehn Uhr an diesem Mittwochnachmittag war es Neundorf gelungen, Roland Allmenger zu sprechen. Sie hatte sich von Peter Silcher davon überzeugen lassen, dass der Mann das Haus in Esslingen am Vortag aufgesucht hatte, um seine außereheliche Liaison mit einer Kollegin zu pflegen, die an einem Stuttgarter Gymnasium unterrichtete, an diesem Morgen aber wie er selbst keinen Unterrichtsverpflichtungen nachzukommen hatte, zu der Zeit außerdem über eine sturmfreie Bude verfügte.
»Wir sind beide verheiratet«, hatte er erklärt. »Nicht miteinander, nein. Aber unsere Partner wissen nichts von diesen sporadischen Treffen. Und das muss auch so bleiben. Ich warne Sie, das in die Öffentlichkeit zu tragen. Einer meiner besten Freunde ist Rechtsanwalt, ein sehr tüchtiger. Ich werde Sie gnadenlos zur Rechenschaft ziehen, wenn Sie sich unterstehen sollten, meine und Silkes Ehe zu zerstören.«
»Ich Ihre Ehe zerstören?« Neundorf hatte laut gelacht. »Das tun Sie doch wohl selbst.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
Sie hatte sich nicht länger auf das Wortgefecht eingelassen, war hartnäckig geblieben. »Mir ist es vollkommen egal, mit wem Sie sich im Bett vergnügen. Das können Sie tun und lassen, wie Sie wollen. Was ich benötige, sind nur der Name und die Handy-Nummer der Frau, bei der Sie gestern Morgen angeblich waren. Und zwar jetzt sofort. Ich notiere.«
Silchers Gesicht hatte sich in eine wütende Grimasse verwandelt. »Ich warne Sie. Wenn meine Frau, meine Schwiegermutter oder irgendjemand sonst davon erfährt … Das mit dem Rechtsanwalt ist kein Witz. Ich bringe Sie vor Gericht!«
»Ja, das haben Sie mir schon erklärt. Aber vorher benötige ich den Namen und die Nummer, Sie wissen schon.«
Silchers Flüstern war kaum zu verstehen gewesen. »Silke …«
»Silke wie?«, hatte sie zweimal, zuerst in normaler, dann in deutlich gesteigerter Lautstärke gefragt.
Das Gesicht ihres Gegenübers war dunkelrot angelaufen. »Silke Daikler.«
Neundorf hatte sich die Handynummer der Frau notiert, sich dann erkundigt, wo sie jetzt um diese Zeit wohl anzutreffen sei.
»Sie wollen sie doch nicht etwa …?«
»Genau das. Jetzt auf der Stelle und zwar mit Ihnen.«
»Ich warne Sie!«
»Ich weiß, Ihr Rechtsanwalt. Einer Ihrer besten Freunde und sehr tüchtig. Das haben Sie mir zur Genüge erklärt. Aber ob Sie dem jetzt zustimmen oder nicht, wir beide werden persönlich mit Frau Daikler sprechen. Und zwar möglichst schnell. Und sollten Sie mir jetzt nicht bald eine Antwort auf meine Frage geben, besorge ich die mir eben woanders. Aber Sie werde ich dann wegen Behinderung meiner Ermittlungen belangen, darauf können Sie und Ihr tüchtiger Rechtsanwalt sich verlassen.«
Silcher hatte sich im wahrsten Sinn des Wortes wutschnaubend zu genauerer Auskunft breitschlagen lassen. »Mittwochs hat sie sechs Stunden Unterricht. Vormittags. Normalerweise jedenfalls.«
»Und wo finde ich sie so gegen …«, sie hatte das Zifferblatt ihrer Uhr studiert, dann überschlagen, wie viel Zeit sie wohl benötigen würde, nach Esslingen zu gelangen, »… gegen 14.30 Uhr etwa?«
»Da dürfte sie gerade zu Hause angekommen sein.«
»Gut. Dann fahren wir jetzt gemeinsam zu ihr.«
»Gemeinsam?«, hatte er empört gefragt.
»Ja glauben Sie, ich gebe Ihnen jetzt noch die Gelegenheit, nachträglich ein Alibi zu verabreden?«
Murrend hatte er sich in sein Schicksal gefügt.
Silke Daikler stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben. »Du?«, hatte sie verwundert gefragt, den Blick auf Peter Silcher gerichtet.
»Kein Grund zur Aufregung«, hatte er erwidert. »Du bist allein?«
»Ja, schon, das weißt du doch. Was
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