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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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…«
    »Frau Daikler«, hatte sich Neundorf ins Gespräch gemischt und ins Innere der Wohnung gewiesen, »ich komme vom Landeskriminalamt. Wir müssen miteinander sprechen. Dürfen wir …«
    »Landeskriminalamt? Was will das Landeskriminalamt von mir?«
    »Bitte.« Die Kommissarin hatte ihre Geste wiederholt.
    Silke Daikler begriff erst nach mehreren Sekunden. Erst als Silcher an ihr vorbei in die Wohnung gelaufen war, hatte sie nachgegeben. Die beiden Besucher voraus, waren sie ins feudal eingerichtete Wohnzimmer marschiert.
    Neundorf hatte die Frau taxiert. Eine attraktive, modisch gekleidete und dezent geschminkte Person Mitte dreißig. Kein Wunder, dass Silcher sich diesen Bissen nicht entgehen ließ, war es ihr durch den Kopf gegangen. Ohne jeden Zweifel wurde diese Frau von Männern hofiert.
    Sie hatte sich umgeblickt, den großen, mit dicken Teppichen ausgelegten Raum betrachtet. Zwei weiße Dreisitzer irgendeines schnöseligen In-Designers, eine schmale Vitrine mit Gläsern und feinem Porzellan, dazu ein niedriger Tisch aus Marmor. Außergewöhnlich war nur das riesige Gemälde einer Frau und eines Mannes, das fast die gesamte Schmalseite des Raums einnahm und unübersehbar Silke Daikler darstellte. Neundorf hatte vermutet, dass es sich bei dem Mann um ihren Ehepartner handelte.
    »Es geht um gestern Morgen. Ich muss wissen, was Sie da getan haben?«
    »Gestern Morgen? Wieso?« Die Frau hatte sich dem Mann zugewandt. »Peter, was soll das?«
    »Bitte, Frau Daikler, antworten Sie mir«, hatte Neundorf mit fester Stimme erklärt.
    »Gestern Morgen? Was geht Sie das an?«
    »Silke«, hatte sich Silcher ins Gespräch gemischt, »sag es ihr.«
    Mit stockender Stimme hatte die Frau ihr Treffen mit ihm bestätigt. Ja, sie hatten ein Verhältnis, und ja, die fragliche Zeit hatten sie gemeinsam verbracht.
    Neundorf hatte Silke Daikler eingehend gemustert, den Mann daraufhin gebeten, ihr die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit seiner Geliebten zu geben.
    Silcher hatte sofort verstanden. »Dann kann ich jetzt wohl gehen, ja?«
    Die Kommissarin hatte sich für sein Entgegenkommen bedankt und ihn zur Tür begleitet, sich dann der Frau zugewandt.
    »Warum immer Sie das wissen wollen, er darf es nicht erfahren.« Silke Daikler hatte auf das Gemälde an der Wand gedeutet. »Mein Mann ist ohnehin eifersüchtig bis zum Geht-nicht-mehr. Und bei Peter verhält es sich genauso. Er ist ebenfalls verheiratet. Und daran soll sich vorerst auch nichts ändern. Weder bei ihm noch bei mir.«
    Neundorf hatte das Porträt des Mannes betrachtet und der Frau aufs Wort geglaubt. Die herrischen Gesichtszüge wurden von einem durchdringenden Blick und einer energischen Kinnpartie begleitet. Ein auf Erfolg gepolter Unsympath durch und durch. Sich mit ihm anzulegen, schien nicht besonders ratsam. Ein Wunder, dass die Frau diesen Seitensprung riskierte.
    Neundorf hatte sich mehrere Minuten mit Silke Daikler unterhalten. Bei der Beziehung mit Peter Silcher handelte es sich um die fast zehn Jahre lang unterbrochene Fortsetzung einer Liaison, die sie schon einmal, sie als unverheiratete Studentin, er als bereits verheirateter Lehrer, der nebenbei an der Uni als Dozent tätig war, über mehrere Monate hinweg praktiziert hatten. Vor mehreren Wochen waren sie sich bei einer Fortbildung wiederbegegnet.
    »Na ja, und es hat sofort wieder gefunkt«, hatte Silke Daikler erklärt.
    Neundorf hatte keinen Grund gesehen, den Erzählungen der Frau zu misstrauen. Den unmissverständlichen Äußerungen nach handelte es sich bei Silke Daiklers Ehemann um einen vom beruflichen Erfolg besessenen Firmenmakler, der seiner Karriere absoluten Vorrang vor allem anderen im Leben einräumte, ihre Beziehung deshalb seit Jahren vernachlässigte.
    »Zehn nach eins ist er gestern Nacht nach Hause gekommen, ich wurde wach, weil er so aufgeregt war und ungestüm wie ein Elefant durch die Wohnung stapfte. Ein Stuhl flog um, dann zersplitterte ein Glas auf dem Küchenboden. Es hatte beruflich Ärger gegeben, das war mir sofort klar. Irgendein Firmenverkauf hatte nicht geklappt, das Geld war ihm durch die Lappen gegangen. Glauben Sie, er hätte es nötig gehabt, mich vorher über sein spätes Erscheinen zu informieren? Wieso denn? Kurz vor sieben am frühen Morgen verabschiedete er sich dann auch schon wieder, mit der Bemerkung, er habe viel zu tun, er wisse nicht, wie spät es wieder werde. Da gab ich Peter per SMS Bescheid«, hatte Silke Daikler ihr mitgeteilt.

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