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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Mitte der Wand befestigter Flachbildschirm, auf dem sich gerade irgendwelche Marsmenschen mit unverständlichem Gestammel und nicht nachvollziehbaren Rhythmen hin und her bewegten.
    Stollner bugsierte die Frau zu einem der Sofas, wartete, bis sie sich dort niedergelassen hatte. Sie lehnte sich im Sitz zurück, stöhnte laut.
    »Ein Tee«, sagte der Mann, »du trinkst einen Tee, ja?«
    Sie schaute fragend zu ihm auf, wartete auf eine Erklärung.
    »Ein Tee«, wiederholte Stollner, »ein kräftiger schwarzer Tee, ja?«
    Eva Seibold nickte, ließ den Mann gewähren. Er bat Braig, auf dem Dreisitzer Platz zu nehmen, verschwand in der Diele.
    »Sie sind von der Polizei?«, fragte die Frau.
    Der Kommissar nickte, wiederholte seinen Namen, sprach ihr sein Beileid aus.
    »Ihr Beileid?«, fragte sie.
    Sie war ganz und gar nicht in dem Zustand, rational auf Fragen einzugehen, spürte er, sie hatte Schwierigkeiten, in die Realität zu finden.
    Die Alien-ähnlichen Figuren auf dem Bildschirm wurden von einer anderen Gruppe scheinbar Außerirdischer, ihr Geschrei und Gekrächze von einem nicht weniger unerträglichen Lärmpegel abgelöst. Braig war froh, als Stollner nach wenigen Minuten wieder auftauchte, eine große Tasse mit einem aromatisch duftenden Tee in der Hand. Er stellte sie samt Untertasse auf dem Glastisch in unmittelbarer Nähe Eva Seibolds ab, wies auf den Teebeutel hin, dessen Schnur über den Tassenrand ragte, bat sie, ihn noch eine Weile ziehen zu lassen. »Damit er beruhigt, verstehst du?«
    Sie starrte ihn verständnislos an, zeigte keine Gegenwehr, als der Bürgermeister zu der Fernbedienung auf dem Tisch griff und mit einem Knopfdruck den unrhythmischen Bewegungen auf dem Bildschirm und dem Lärmterror aus allen Ecken des Raumes ein Ende machte.
    »Das passt jetzt wirklich nicht«, erklärte Stollner. Er lief zu dem schlanken CD-Turm an der Seitenwand, musterte den Inhalt, zog dann eine der Scheiben vor und machte sich an der Musikanlage zu schaffen.
    Als er zu dem Sofa zurückkehrte und sich neben der Frau niederließ, erfüllten getragene Klänge den Raum. »Beethoven«, sagte er, Braigs aufmerksame Miene im Visier, »vielleicht hilft ihr das etwas.« Er zog den Teebeutel aus der Tasse, drückte ihn aus, legte ihn auf dem Unterteller ab. »Ich habe mit Honig gesüßt«, sagte er dann, reichte der Frau das Getränk.
    Braig sah, wie Eva Seibold vorsichtig daran nippte, die Tasse dann in der Hand festhielt und sachte ihren Duft einsog. Kleine, dünne Wölkchen erhoben sich in die Luft.
    »Sie müssen entschuldigen, wenn ich Ihnen nichts anbiete«, erklärte Stollner. »Ich denke, Sie verstehen.«
    Der Kommissar winkte mit beiden Händen ab. »Ich bitte Sie.«
    »Ich hoffe, ihr tut es gut. Heißer Tee beruhigt, sagt man. Wenn das überhaupt möglich ist, in der Situation.« Stollner legte seine Rechte auf den Arm der Frau, sah sie fragend an. »Glaubst du, der Polizeibeamte kann dir ein paar Fragen stellen, Eva?«
    Sie wandte sich ihm zu, zuckte mit der Schulter. »Warum?«
    »Wegen gestern Abend, denke ich, oder?«
    Braig sah seine auffordernde Miene, nickte. »Vielleicht können Sie mir helfen, indem Sie mir erzählen, wohin Herr Fitterling, also Ihr Partner, gestern Abend noch wollte?«, fragte er.
    Eva Seibold atmete tief durch, lauschte den getragenen Klängen der Musik. Der Raum verfügte über eine hervorragende Akustik, man glaubte, in einem Konzertsaal zu sitzen, ein lebendiges Orchester vor sich. »Christian?«, fragte sie. Die Tasse in ihrer Hand zitterte. Sie stellte sie vorsichtig auf dem kleinen Teller ab.
    Braig nickte, wusste nicht, ob sie die Frage verstanden hatte. »Wohin wollte er gestern Abend fahren?« Er musterte ihr Gesicht, glaubte zu sehen, wie es in ihr arbeitete.
    »Er hat mich angelogen«, sagte sie plötzlich, an ihm vorbei ins Leere starrend.
    Er sah an Stollners Mienenspiel, dass der Mann genauso überrascht war wie er selbst. »Wer hat Sie angelogen?«
    Eva Seibold legte ihre Stirn in Falten, schaute ihm in die Augen. »Christian hat mich angelogen«, wiederholte sie.
    »Gestern Abend?«, mischte Stollner sich ins Gespräch.
    »Er sagte, es sei etwas Geschäftliches. Eines der Fahrzeuge sei wieder unterwegs.«
    »Eines der Fahrzeuge?«, fragte Braig.
    »Er hat mich angelogen«, fuhr sie fort. »Es war wieder eine dieser Schlampen. Sie lassen ihm keine Ruhe. Er ist zu ihr.«
    Eine dieser Schlampen, überlegte Braig. Die Sache schien eine überraschende Wendung zu nehmen. Doch

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