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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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genau, wann die Tat geschah. Irgendwann am späten Abend oder in der Nacht. Genauer können es die Techniker und der Arzt noch nicht definieren.«
    »Du hast ihr Auto überprüft?«
    »Sie fährt einen kleinen Renault, keinen Geländewagen. Was aber nichts heißt. Der Täter kann sich das Fahrzeug geliehen haben.«
    »Was ist mit diesem Allmenger? Kennt sie den Mann wirklich nicht?«
    »Wie soll ich ihr das Gegenteil beweisen? Wir müssen erst noch überprüfen, ob Allmenger in irgendeiner Weise mit dem Seniorenheim zu tun hat, bei dem Frau Benkle arbeitet, oder ob es sich bei dieser beruflichen Übereinstimmung nur um einen Zufall handelt. Wäre natürlich möglich. Außerdem muss ich mich noch um die andere Frau aus Hechingen kümmern, die auf Eva Seibolds Liste zu finden ist: Janet Reiss. Vielleicht war sie es, die Fitterling gestern Abend angerufen hat.«
    »Bisher habt ihr also noch keine Verbindung zwischen den beiden Männern feststellen können?«
    Braig seufzte laut. »Nein, wir finden einfach keinen Zusammenhang. Ich habe vorhin in der Bahn noch einmal ausführlich mit Katrin telefoniert. Sie war heute Mittag im Klinikum in Esslingen, konnte sich zum ersten Mal mit ihm unterhalten. Dieser Allmenger hat eine Phobie vor Maultaschen, die er aber niemand mitgeteilt haben will.«
    »Eine Phobie?« Sie wandte den Blick fragend zu ihm her.
    Er berichtete ihr, was Neundorf von dem Überfallopfer erfahren hatte, sah die Überraschung im Gesicht seiner Partnerin.
    »Er hat im Alter von fünf oder sechs Jahren mit ansehen müssen, wie sein Nachbar Maultaschen aufschnitt und tote Käfer daraus hervorpulte? Maultaschen, die der Kerl eigenhändig zu diesem Zweck präpariert hatte?«
    »In diesem Alter, schätze ich, bist du bereit, die größten Absurditäten für wahr zu halten – vor allem, wenn du sie mit deinen eigenen Augen siehst.«
    »Was war das nur für ein perverses Schwein. Maultaschen sind hier bei uns doch fast so was wie ein Grundnahrungsmittel. Manche Familien essen die alle paar Tage. Einem Kind so übel mitzuspielen! Der Kerl muss doch krank gewesen sein, oder?«
    »Er hatte wohl einen Hass auf Kinder. Ich denke, er wollte ihnen heimzahlen, dass sie sein Leben mit so viel Lärm und Unruhe belästigen.«
    »Lärm und Unruhe? Aber 30 Millionen Autos in diesem Land finden solche Kreaturen normal, ja?«
    »Wie andere normale Bürger auch, ja. Auf jeden Fall leidet Allmenger deshalb heute unter einer Phobie vor Maultaschen. Schon der Geruch löse Panikattacken bei ihm aus, hat er Katrin erzählt. Das ist verständlich, oder?«
    »Das ist mehr als verständlich. Einem kleinen Kind das anzutun! Und dann zwingen die ihn in eine Badewanne, angefüllt mit dem Zeug. Sadismus pur.«
    »Wer tut so etwas?«
    »Private Rache?«, fragte Ann-Katrin. Sie griff nach dem Rotweinglas, nahm einen kleinen Schluck, prüfte den Geschmack auf der Zunge.
    »Zufrieden?«
    Sie schluckte die Flüssigkeit, schwenkte den Kopf abwägend hin und her. »Nicht ganz. Zu viel Säure.«
    »Schade.«
    »Ist vielleicht gut so. Dann komme ich nicht in Versuchung.« Seit sie um ihre Schwangerschaft wusste, hatte sie ihren ohnehin geringen Alkoholkonsum fast auf null reduziert. Nach der Geburt Ann-Sophies war sie dieser Haltung treu geblieben. Größere Mengen von Alkohol blieben, solange sie das Kind stillte, tabu.
    »Private Rache«, konstatierte Braig, »genauso haben wir das auch interpretiert. Bleibt nur zu überlegen, wer für diese Aktion infrage kommt.«
    »Wer weiß von Allmengers Phobie?«
    »Niemand, glaubt er. Panikattacken beim Geruch von Maultaschen, weil in seinem Unterbewusstsein das Bild mit den Käfern lebt. Ekelerregende Insekten, die in dem Teig versteckt seien. Dass er diese Angst nicht an die große Glocke hängt, scheint mir nachvollziehbar. Angst vor Ungeziefer im Essen, das ist kein Ruhmesblatt. Ein persönliches, fast intimes Problem. Und das behältst du normalerweise für dich. Das stellst du nicht ins Schaufenster. Das erzählst du, wenn überhaupt, nur wenigen Leuten.«
    »Deinem Partner«, erklärte Ann-Katrin, »oder einem Menschen, mit dem du eine intime Situation erlebst, die dir die Zunge löst.« Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. »Hat seine geschiedene Frau nicht erzählt, er habe sie ständig betrogen?«
    Braig nickte. »Du denkst an eine abgehalfterte Geliebte?«
    Sie holte tief Luft, überlegte. »Was ist mit Fitterling? Sind beide Männer an dieselbe Frau geraten?« Ann-Katrin lehnte sich auf dem Sofa

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