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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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retten war, aber uns gingen trotzdem fast fünfzehn Prozent unseres Absatzes verloren. Das sprach sich in Windeseile herum, da war alles zu spät. Es hagelte Absage auf Absage. Nie mehr was von uns!« Der Mann schüttelte schwer atmend den Kopf. »Die absolute Katastrophe. Ich wollte aufgeben, die Firma verkaufen. Vor allem, als dann wenige Tage später auch noch die erste Drohung kam.«
    »Per Mail.«
    Fitterling nickte. »Aufs Handy meines Bruders.«
    »Sie haben nicht versucht, den Absender …« Braig wurde mitten im Satz unterbrochen.
    « … zu ermitteln? Um Gottes willen, nein! Die Polizei bleibt aus dem Spiel, das wäre tödlich! Da kennen wir keinen Spaß. Hier«, er deutete mit seiner rechten Hand auf das Erpresserschreiben, »da lesen Sie es doch.«
    »Die benutzten dieselben Worte wie hier auf dem Papier?«, fragte Braig.
    Sein Gegenüber stocherte mit dem Zeigefinger auf das Blatt. »Wort für Wort. Ich kenne es inzwischen auswendig.«
    Der Kommissar bat den Mann um eine große Kunststoffhülle, nahm sie entgegen, bewahrte das Schreiben darin auf.
    »Wir werden das Blatt untersuchen. Wer außer Ihnen hatte es schon in der Hand?«
    »Außer mir? Niemand.«
    »Das ist gut. Dann benötigen wir Ihre Fingerabdrücke. Ich schicke einen Techniker vorbei, das geht schnell.« Er wies auf das Schreiben. »Wie ist es gekommen? Per Post?«
    Fitterling schaute ratlos zu ihm her. »Keine Ahnung. Ich denke schon. Ich fand es …« Er musterte den Schreibtisch, blickte dann zur Seite, wühlte in einem Papierkorb. »Hier, das ist das Kuvert, in dem es steckte.«
    Braig nahm einen weißen, rechteckigen Briefumschlag entgegen, der handschriftlich mit großen Druckbuchstaben an die Firma Fitterling, Herrn Michael Fitterling persönlich adressiert war. Die Briefmarke war von einem Poststempel entwertet worden, wann und in welchem Briefzentrum war allerdings nicht zu erkennen.
    »Er war also heute in der Post«, überlegte der Kommissar. »Wer nimmt die bei Ihnen entgegen?«
    Der Mann suchte nach einer Antwort. »Sie meinen, wer das Kuvert schon in der Hand hatte, bis es auf meinem Schreibtisch landete?«
    Braig nickte zustimmend.
    »Also, normalerweise …« Fitterling brach mitten in seinem Satz ab. »Sie müssen entschuldigen, aber ich bin etwas durcheinander. Das war einfach zu viel, diese Woche. Zuerst der Tod meines Bruders, dann dieser Brief.«
    Der Kommissar musterte sein Gegenüber, wunderte sich über die teilnahmslos anmutende Ausdrucksweise, mit der der Mann den Verlust seines nahen Familienangehörigen kommentierte. Hatten sich die Brüder durch ihre völlig konträren beruflichen Pläne, die nicht miteinander zu vereinbaren waren, so voneinander entfremdet, dass jede emotionale Verbindung zu Bruch gegangen war?
    »Nein, Frau Sälzle war heute Morgen bei unserer Pfarrerin. Sie haben die Beerdigung besprochen.«
    Fitterlings Worte rissen ihn aus seinen Überlegungen. »Frau Sälzle?«
    »Ja«. Sein Gegenüber fühlte sich sichtbar unwohl, hatte Mühe, seine Gedanken zu formulieren. »Sie kann das besser als ich.« Er schwieg einen Moment, versuchte dann, sein Verhalten genauer zu erklären. »Sie kannte meinen Bruder sehr gut. Schließlich arbeitete sie schon für meine Eltern.«
    Braig nickte, hatte Probleme, die Aussage mit seiner Fragestellung in Einklang zu bringen.
    »Ich habe die Post heute deshalb persönlich entgegengenommen«, fand Fitterling endlich zum Thema. »Ich sah den Briefträger kommen, lief die Treppe runter zur Tür. Er übergab mir mehrere Sendungen.«
    »Das ist gut«, erklärte der Kommissar, steckte das Kuvert zu dem Schreiben in die Kladde. »Vielleicht haben wir Glück und stoßen auf brauchbare Spuren.« Er betrachtete die Briefmarke, sah, dass es sich um eines jener unansehnlichen Exemplare handelte, die überall an Automaten zu erwerben waren. »Eine in Deutschland gekaufte Marke«, sagte er, »die Firma, die Ihr Unternehmen übernehmen will, kommt aber aus Italien, bin ich da richtig informiert?«
    Fitterling nickte schweigend.
    »Das heißt, die haben ihre Handlanger hier bei uns«, überlegte Braig. »Aber das ist ja kein Wunder. Die Maultaschen mit der verdorbenen Füllung wurden ja auch hier im Land verkauft.« Er sah die aufmerksame Miene des Mannes, erkundigte sich, wie die Auslieferung der Firmenproduktion gehandhabt wurde. »Sie haben eigene LKWs und Fahrer?«
    »Zwei Sprinter, ja. Und drei Männer, die damit unterwegs sind.«
    »Wie viele Leute pro Fahrzeug?«
    »Einer. Immer

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