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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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italienischen Konzern vorlagen, bedeutete das nicht, dass der sich auf keinen Fall krimineller Methoden bediente, um sich die kleine Maultaschenfabrik einzuverleiben. Zum einen war es möglich, dass die kriminellen Machenschaften dieses Unternehmens bislang nicht bekannt geworden waren, zum anderen gab es keine Garantie, dass auch eine bis zu diesem Zeitpunkt seriös arbeitende Firma aus welchen Gründen auch immer im vorliegenden Fall auf eine indiskutable Vorgehensweise setzte. Braig musste die weiteren Nachprüfungen des Kollegen abwarten, um zu einem grundlegenden Urteil zu gelangen.
    Die Überprüfung der Fahrer, die die Auslieferung der Maultaschen an die Kunden durchführten, durfte deshalb nicht länger warten. Schweren Herzens hatte er sich dafür entschieden, die Sache heute am Samstag noch anzupacken, obwohl er sich zumindest den Mittag hatte freihalten wollen, um Ann-Katrin und Dr. Genkinger auf die an diesem Mittag stattfindende Großdemonstration gegen »Stuttgart 21« begleiten zu können.
    »Immerhin hat Dr. Genkinger mir versprochen, zeitweise den Kinderwagen zu übernehmen. Außerdem will er gleich zwei Hunde mitbringen, die besonders laut bellen«, hatte seine Partnerin erklärt.
    »Ich versuche, mich zu beeilen«, hatte Braig ihr beim Verlassen des Hauses zugesagt, »vielleicht reicht es mir ja doch.«
    Tobias Brinkle zu sprechen, hatte sich noch als am einfachsten erwiesen.
    »Das ist jetzt aber ganz schlecht«, hatte ihm der Mann bei seinem Anruf erklärt, »ich helfe heute beim Umziehen und bin schon unterwegs. Dass ich mitmache, habe ich meinem Freund schon vor Wochen versprochen. Da kann ich jetzt nicht mehr zurück. Der rechnet fest mit meiner Unterstützung.«
    »Das geht heute den ganzen Tag?«
    »Ich fürchte, ja. Schön wär’s, wenn wir es schneller hinbekämen, aber ich glaube kaum, dass sich das machen lässt. Es handelt sich um einen größeren Haushalt, zwei Erwachsene und mehrere Tiere. Das wird kompliziert. Und anschließend: Na ja, da werden wir uns noch ordentlich einen hinter die Binde gießen. Solche Anlässe muss man nützen, wenn Sie verstehen?«
    »Darf ich fragen, wo der Umzug stattfindet?«
    »Das ist es ja. Nicht hier in Geigelfingen und auch nicht auf der Alb. Von Fellbach nach Leonberg, eine ganze Ecke weg.«
    »Fellbach?« Braig hatte die Chance sofort begriffen. Fellbach lag keine fünf Kilometer vom Amt entfernt. »In welcher Straße?«
    »Auberlenstraße. Eines der Hochhäuser nicht weit vom Bahnhof.«
    Keine halbe Stunde später war Braig an der genannten Adresse angelangt, fast zeitgleich mit seinem erhofften Gesprächspartner. Ein kleiner LKW stand mit geöffneter Ladefläche auf der anderen Straßenseite, zwei mit kurzen Hosen und Muskel-T-Shirts bekleidete Männer schleppten gerade eine schwere Truhe aus Eichenholz zu dem Auto. Er wartete, bis sie das Möbelstück ins Innere des Fahrzeugs verfrachtet hatten, fragte nach Tobias Brinkle.
    »Der is drobn in der Wohnung«, erklärte einer der Männer, ein kleiner, untersetzter Typ Mitte vierzig im reinsten Sächsisch. »Sind Sie der Dyp von dr Bollizei?«
    Braig nickte zustimmend.
    »Nu, dann gommn Se mal mit, der Dobias is grade hochgefohrn.« Der Mann reichte ihm freundlich lächelnd die Hand. »Isch bin der Ronny«, erklärte er, »un das is der Jürgen, mein Lebensportner.«
    Der Kommissar begrüßte auch den anderen Möbelschlepper, folgte den Männern dann durch die offene Tür zum Fahrstuhl des Hauses. Sie fuhren ins achte Obergeschoss, zwängten sich durch ein fast unpassierbares Wirrwarr von Möbelstücken und Umzugskisten in ein halb leergeräumtes Zimmer. Braig hatte den stechenden Geruch schon seit dem Verlassen des Fahrstuhls in der Nase, begriff erst, als er unmittelbar davor stand, woher er rührte: Drei große, jeweils etwa zwei Meter lange, vielleicht einen Meter breite und ebenso hohe Terrarien, in denen sich auf mehrfach verzweigtem, kahlem Astwerk riesige Schlangen räkelten. Er schrak zusammen, trat unwillkürlich einen Schritt zurück, nahm jetzt erst den Mann wahr, der im Eck neben einem der Glaskästen stand und den Inhalt mit neugierigen Augen betrachtete.
    »Da isser ja, unser Dobias«, hörte er die wohlbekannte Stimme hinter sich, »und das sind sozusachen unsere Kinder.«
    Braig sah, wie sich eine der Schlangen dem Ast folgend nach oben der kleinen Öffnung zuwand, vergrößerte den Abstand um einen weiteren Schritt. Er hörte nicht länger auf die in sächsischem Tonfall

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