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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Uhr. Es war 22.19 Uhr, als ich das Auto in Richtung Gomaringen fahren sah. Sofort nach meinem Halt in Dußlingen rief ich Christian an und informierte ihn über den LKW. Das war alles.«
    »So spät konnten Sie noch erkennen, dass es sich um einen Lastwagen der Firma Fitterling handelt?«
    »Allerdings. Wir haben Anfang August, es war noch nicht ganz dunkel. Außerdem fuhr das Auto genau unter mir und wurde von einem entgegenkommenden Wagen angestrahlt. Die Aufschrift war jedenfalls nicht zu übersehen.«
    »Wie reagierte Herr Fitterling?«
    »Auf meinen Anruf?«
    Braig nickte.
    »Na, er erklärte, er wolle sich darum kümmern. Er war natürlich total aufgeregt, als er das von dem LKW hörte.«
    »Er war aufgeregt?«
    Janet Reiss antwortete, ohne lange zu überlegen. »Allerdings, ja. Und wie! Offensichtlich ist die Sache immer noch am Laufen.«
    Er musterte die Frau aufmerksam, überlegte, ob er darauf bestehen sollte, dass sie ihm endlich erklärte, was es mit dem seltsamen Lastwagen auf sich hatte, hielt sich dann aber zurück. Er musste Michael Fitterling danach fragen, den Mann ins Gebet nehmen, sich die Angelegenheit aus erster Hand ausführlich erklären lassen. Wenn Christian Fitterling tatsächlich des LKWs wegen zu dieser Fahrt aufgebrochen war, die zur letzten seines Lebens hatte werden sollen – wer konnte ausschließen, dass das Auto, in welcher Weise auch immer – mit seinem Tod zu tun hatte? »Sie wissen also nicht, was er nach Ihrem Anruf unternehmen wollte?«, fragte er. »Immerhin setzte er sich unmittelbar danach in seinen Wagen und fuhr los. Und auf dieser Fahrt wurde er von seinem Mörder überrascht.«
    »Nach meinem Anruf?« Die Frau starrte mit völlig verzerrter Miene zu ihm hin. Das pure Entsetzen stand in ihrem Gesicht.
    Braig signalisierte mit leichtem Kopfnicken Zustimmung.
    »Mein Gott, davon hatte ich keine Ahnung! Dann hatte er doch recht mit seinen Befürchtungen.«
    »Was für Befürchtungen?«
    »Ich habe es nicht ernst genommen«, antwortete Janet Reiss, »ich dachte immer, er übertreibt, will sich wichtig machen, vor mir angeben. So wie er sich auch sonst gerne aufplustert. Aber dann stimmt es doch! Um Gottes willen!«
    Sie hielt ihre Hände vors Gesicht, schluchzte laut.
    Braig ließ sie gewähren, wartete schweigend auf weitere Erklärungen.
    »Die Mafia«, stammelte die Frau, »Christian sprach immer davon, dass sie erpresst werden. Von der Mafia. Irgendein italienischer Konzern wolle unbedingt ihre Fabrik kaufen. Die ließen nicht locker, denen sei jedes Mittel recht. Und dann erzählte er mir, dass die schon zwei oder drei Mal einen der Firmenlastwagen in ihre Gewalt gebracht hatten, um Maultaschen mit verdorbenem Inhalt unter ihre Bestände zu mischen. Nachts müsse das gewesen sein, anders konnten sie sich das nicht erklären. Deshalb bliebe ihnen jetzt nichts anderes, als jede Bewegung ihrer LKWs besonders zu überwachen. Es handle sich um kein Spiel mehr, sondern um brutale Realität. Die Mafia, man wisse ja, mit welchen Methoden die arbeite. Aber ich …« Sie hielt inne, rang um Luft, versuchte sich zu sammeln. »Ich habe gedacht, er übertreibt …«

18. Kapitel
    Michael Fitterling war nur noch ein Schatten seiner selbst. Braig wusste nicht, woran es lag, aber sein Gegenüber schien im Vergleich zu ihrer ersten Begegnung vor zwei Tagen um Jahre gealtert. Die Körperhaltung des Mannes brachte das deutlich zum Ausdruck: Den Rücken gekrümmt, die Schultern eingezogen, hing der Mann auf seinem Bürostuhl. Seine Augen huschten unstet hin und her, die Hände zitterten. Er hatte Mühe, ein Papier aus der Schublade des Schreibtischs zu ziehen.
    Das war nicht mehr der lebenslustige, aufgetakelte Verkäufer gagiger Liebestäschle, das war eine zutiefst verunsicherte Gestalt. War ihm der überraschende Tod seines Bruders, so unbeteiligt er am Mittwoch darauf reagiert zu haben schien, letztendlich jetzt doch so intensiv zu Herzen gegangen?
    Braig hatte sich unmittelbar nach seinem Gespräch mit Janet Reiss mit Michael Fitterling in Verbindung gesetzt und den Mann nach unnachgiebigem Zureden von der dringenden Notwendigkeit eines sofortigen persönlichen Gesprächs überzeugt. Schon am Telefon war ihm die seltsame Stimmlage des Maultaschenfabrikanten aufgefallen. Er hatte sich sofort auf den Weg nach Geigelfingen gemacht, Fitterling in dessen Firma getroffen.
    »Sie werden also seit Wochen erpresst, verstehe ich das richtig?«, versuchte Braig ihre bisherige Unterhaltung

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