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BRAINFUCK

BRAINFUCK

Titel: BRAINFUCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Berger
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dass das, was hier gerade abläuft, nicht sein darf.
    Martin hatte sich erst gesträubt, als ihm sein Vorgesetzter eröffnete, dass er nach Zürich fliegen sollte. Da er für diesen Auftrag prädestiniert war, hatte er schließlich zugestimmt. Und jetzt sitzt er hier in diesem gemütlichen Café; und ihm gegenüber die aufregendste Frau, die er sich vorstellen kann.
    Claudia hebt ihre Hand und legt sie an seine Wange. Sanft streichelt sie mit dem Daumen unter seinem Auge entlang. »Ich liebe deine Augen«, sagt sie leise.
    Martin zuckt innerlich zusammen. Wie oft sie das schon zu einem Mann gesagt hat? Er verkneift sich die Erwiderung und murmelt stattdessen: »Ich habe ein Zimmer im ›Comfort Inn Royal‹.«
    »Warum sitzen wir noch hier?« Es ist weniger eine Frage, mehr eine Feststellung.
    Martin winkt dem Kellner. Er spendiert ein großzügiges Trinkgeld und bittet darum, ein Taxi zu rufen. Im Aufstehen schlüpft Claudia geschickt in ihren linken Schuh. Martin schnappt sich seine Lederjacke vom Garderobenhaken und zieht sie sich über die breiten Schultern. Während Claudia noch in die sinnliche Betrachtung seiner geschmeidigen Bewegungen vertieft ist, nimmt er ihren Blazer von der Stuhllehne und hilft ihr hinein. Sie greift, wie selbstverständlich, nach seiner Hand und zusammen treten sie auf den im Licht der Straßenlaternen nass glänzenden Bürgersteig.
    Es regnet noch immer leicht. Schnell gleiten beide auf die Rückbank des bereitstehenden Taxis.
    »Zum ›Comfort Inn Royal‹ an der Leonhardstraße, bitte«, weist Martin den Fahrer an.
    Dieser nickt und fädelt das Taxi in den Verkehr ein. Bis der Wagen vor dem Hotel ausrollt, sprechen beide kein Wort. Sie empfinden das Schweigen nicht als unangenehm. Martin bezahlt den Taxifahrer. Es regnet stärker. Sie laufen mit über den Kopf gezogenen Jacken zum Eingang des Hotels. Während Claudia in der Eingangshalle wartet, lässt Martin sich an der Rezeption den Schlüssel aushändigen.

    *

    »Geh du schon mal hinauf.« Er drückt ihr den Schlüssel in die Hand. »Ich muss noch ein Fax abschicken. Termine, du verstehst?«
    Sie nimmt seinen Hemdkragen zwischen Daumen und Zeigefinger und zieht sein Gesicht zu sich heran. Zärtlich küsst sie ihn auf den Mund.
    Diese herrlichen blauen Augen … , echot es in ihrem Gehirn.
    »Lass mich nicht zu lange warten!«, erwidert sie und entschwindet mit elegantem Hüftschwung in Richtung Fahrstuhl.

    *

    Er ist wie alle Anderen , schießt es durch Claudias Kopf. Er will nur meinen Körper! Sie sind alle gleich, diese Kerle!
    »Zweiter Stock!«, ruft ihr Martin hinterher, bevor er sein Handy aus der Jackentasche fischt und eine Nummer wählt. Noch während er spricht, überprüft er den kleinen, metallischen Gegenstand unter der Knopfleiste seines Hemdes.
    Mit der Aufforderung: »Beeilt euch bitte!«, beendet er das Gespräch und lässt das Telefon in die Jackentasche gleiten.

    *

    Claudia öffnet die Tür von Zimmer 207 und begutachtet die Einrichtung. Es ist ein mittelgroßes Zimmer, mit einem breiten Bett unter dem Fenster, einem Schreibtisch, der unvermeidlichen Minibar, einem Fernsehschränkchen und einem dreitürigen Kleiderschrank. In der Raummitte stehen zwei Ledersessel und ein kleiner Glastisch.
    Sie schaltet den Fernseher an und öffnet die Minibar. Nach einem kurzen Blick über die angebotenen Getränke nimmt sie eine Flasche Wodka, zwei Dosen ›Red Bull‹ sowie zwei Gläser heraus und bereitet die Drinks zu. Aus ihrer Handtasche kramt sie ein Fläschchen und zählt daraus zehn Tropfen in eines der Gläser. Aus dem anderen Glas trinkt sie einen kleinen Schluck und achtet penibel darauf, dass sie eine kleine Lippenstiftspur am Rand zurücklässt.

    *

    Martin wartet fünfzehn Minuten, bis er sich zum Lift begibt und in den zweiten Stock hinauffährt. Als er das Zimmer betritt, vernimmt er das Plätschern der Dusche. Sie singt. Es ist ein Kinderlied.
    »Meine Augen sind verschwunden, ich habe keine Augen mehr …, da sind ja meine Augen wieder, trallalallala …«
    Martin hört, wie das Plätschern verstummt und Sekunden später tritt Claudia in einem Hotelbademantel aus dem Bad. Sie hat den Mantel offen gelassen und trägt nichts als blanke, weiche Haut darunter. Der Anblick ihrer schlanken, weiblichen Formen gefällt Martin. Interessiert sieht er zu, wie sie die beiden Gläser von der Minibar nimmt, sie auf das Tischchen stellt und sich dekorativ in einen der Sessel drapiert. Sie angelt sich ihr Täschchen

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